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Fix und fertig. So sieht es auf der – weiterhin ziemlich unordentlichen – Baustelle in Schönefeld gerade aus. Das Foto wurde vergangene Woche von Rainer Genilke, CDU-Abgeordneter aus Brandenburg, im BER-Zulieferbereich bei einer Besichtigung gemacht. Er sagt: „Ich glaube nicht daran, dass der BER im Herbst 2020 eröffnen kann.“

© Rainer Genilke

Flughafen Berlin-Brandenburg: Wie realistisch ist die BER-Eröffnung im Herbst 2020?

Ab Herbst 2020 sollen am BER erstmals Passagiere abgefertigt werden – mit vier bis acht Monaten Puffer. Diesen Eröffnungstermin will Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup verkünden. Ein realistisches Ziel?

Schönefeld - Und wieder gehen drei Jahre ins Land, mindestens. Nun ist es raus: Der unvollendete BER-Airport soll im Herbst 2020 in Betrieb gehen, dann nach 14-jähriger Bauzeit. Diesen Eröffnungstermin will Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Freitag im Aufsichtsrat verkünden. Das wurde am Mittwoch aus Flughafen- und Gesellschafterkreisen bestätigt, nachdem die „BZ“ den Termin nach einem Krisentreffen des Managers mit den Länderchefs der Hauptstadtregion Michael Müller und Dietmar Woidke (beide SPD) zuerst publik gemacht hatte. Zuletzt war es, wie von den PNN in den letzten Tagen berichtet, angesichts der Probleme im BER-Terminal noch darum gegangen, ob der Herbst 2020 oder das Frühjahr 2021 genannt wird.

Er entschied sich nun für die riskantere Variante. Allein die Bauarbeiten werden noch bis 2019 dauern, mit dem Risiko neuer Probleme. Und danach erst folgen die gefürchteten Verbundtests aller Systeme, die im Zusammenspiel funktionieren müssen, und danach noch Abnahmen und der Probebetrieb. Dem Vernehmen nach ist zwar ein Puffer eingeplant, den Lütke Daldrup auf „acht, neun Monate“ beziffert. Von drei bis vier Monaten sprechen andere Projektbeteiligte. Beides ist nicht viel. Allein in diesem Jahr, wo im Januar die für November vorgesehene Eröffnung nach Türen- und Sprinklerproblemen abgesagt worden war, hat sich die BER-Inbetriebnahme um drei Jahre verzögert. Auf der Baustelle gibt es nach einem Tüv-Bericht (Stand November) nach fünfjähriger Sanierung in angeblich fertigen Bereichen viele Mängel in den technischen Brandschutzsystemen, die eine Abnahme ausschließen.

Der BER soll im Herbst 2020 öffnen - doch derzeit feht noch eine halbe Milliarde Euro

Lütke Daldrup wird daher vom Aufsichtsrat hart in die Mangel genommen werden, wie belastbar ein BER-Start zum Winterflugplan 2020/2021 eigentlich ist. Der Brandenburger CDU-Abgeordnete Rainer Genilke äußerte prompt den Verdacht, dass es doch wieder „ein politisch motivierter Termin ist, vor der Abgeordnetenhauswahl 2021 in Berlin“. In Brandenburg wird schon 2019 wieder gewählt, nachdem eine Legislaturperiode ohne eine Eröffnung des Airports vergangen sein wird.

Nun also Herbst 2020, als Ziel. Und dafür fehlt wieder Geld, etwa eine halbe Milliarde Euro, nachdem die Kosten von 2,5 Milliarden Euro mittlerweile auf 6,6 Milliarden Euro gestiegen sind. Der Flughafen habe nun zügigst seine Hausaufgaben zu machen, wie die Finanzierungslücke geschlossen werden soll, hieß es aus Brandenburger und Berliner Regierungskreisen. Als die BER-Manager am Dienstagabend in Berlin dem Regierenden Michael Müller und Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ihren Eröffnungsplan vorstellten, war es nach PNN-Informationen um das Geld zum Eklat gekommen. Und zwar als die gerade für weitere fünf Jahre im Job mit einem Aufschlag im Salär bestätigte Finanzgeschäftsführerin Heide Fölster erklärte, dass sie erst im März 2018 entsprechende Vorschläge unterbreiten wolle. Da seien „die Fetzen geflogen“, heißt es. Berlin und Brandenburg wollen schnellstens Klarheit, „möglichst noch in diesem Jahr“.

„Ich fürchte, der Flughafen Schönefeld-Alt wird noch sehr, sehr lange bleiben“

Planspiele einer stufenweisen BER-Inbetriebnahme hat Lütke Daldrup verworfen. Ginge der BER tatsächlich 2020 in Betrieb, soll auch das neue, in Industriebauweise für 100 Millionen Euro geplante Terminal T1E fertig sein, um dort sechs Millionen Passagiere von Billigairlines abzufertigen. Das BER-Hauptterminal schafft 22 Millionen Passagiere, etwa so viele wie Tegel. Der alte Schönefelder Airport (14 Millionen) bleibt nun mindestens bis 2025 unverzichtbar. Dann soll dort Schluss sein. Aber nach den BER-Erfahrungen zweifelt daran Stefan Loge, SPD-Landrat von Dahme-Spreewald, der 2012 die Eröffnung einer Baustelle als Airport stoppte: „Ich fürchte, der Flughafen Schönefeld-Alt wird noch sehr, sehr lange bleiben.“

Seit 2012 hat der BER bereits fünf Manager verschlissen. Lütke Daldrup, bis März noch Berliner BER-Staatssekretär, ist der Sechste auf dem Schleudersitz. Schafft er den BER-Start 2020, wäre seine Mission erfüllt, das „Ding endlich fertig zu kriegen“. Auf seinen Wunsch läuft sein Vertrag statt bis 2022 nur bis 2020.

Heute befasst sich erst einmal der Landtag in einer Aktuellen Stunde mit dem BER, das Thema: „Wie belastbar ist ein neuer Eröffnungstermin?“

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Interview über die geplante BER-Eröffnung:

PNN/Tagesspiegel-Experte Thorsten Metzner im NTV.de-Interview: Wie realistisch ist die BER-Öffnung im Herbst 2020?

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