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Flughafen Berlin-Brandenburg: „BER öffnet gar nicht“

Flughafenplaner Dieter Faulenbach da Costa hält das Scheitern des Projekts für wahrscheinlich - und nennt die Offenhaltung des Flughafens Tegel eine "zwingende Notwendigkeit".

Potsdam - Nach Einschätzung des Flughafenplaners Dieter Faulenbach da Costa droht ein Scheitern des Milliardenprojektes. „Ich halte es inzwischen für wahrscheinlich, dass der BER gar nicht eröffnet“, sagte Faulenbach da Costa am Montag dieser Zeitung, ehe er auf Einladung von CDU und Grünen im BER-Sonderausschuss des Brandenburger Landtages als externer Experte angehört wurde. Faulenbach da Costa verwies darauf, dass er bereits 2015 den damaligen offiziellen Rahmenterminplan analysiert hatte. Und zwar mit dem Fazit, dass der BER „vielleicht im dritten Quartal 2019“ eröffnet werden könne. „Aber nur dann, wenn man in Berlin ab sofort ordentlich arbeitet“, sagte er jetzt. „Das war offensichtlich nicht der Fall.“ Es werde nichts vor 2020, wenn überhaupt.

Nach PNN-Recherchen kann der BER nicht vor Herbst 2019 ans Netz gehen, womöglich sogar erst 2020. Er wolle baldmöglichst einen Eröffnungstermin nennen, sagte BER-Chef Engelbert Lütke Daldrup im Ausschuss. Voraussetzung seien aber abschließende Vereinbarungen mit den fünf wichtigsten Firmen über die noch zu erbringenden Leistungen. Bei den Automatiktüren seien inzwischen mehr als 50 Prozent, insgesamt 800, funktionstüchtig. Allerdings werde man bis 2018 brauchen, um die Sprinkleranlage nachzurüsten. „Die Planungen liegen noch nicht vor. Und erst danach kann man das Bausoll bestimmen“, sagte auch Rainer Bretschneider, der Brandenburger Flughafenkoordinator und Aufsichtsratschef. Es gebe derzeit nicht den gewünschten Baufortschritt.

"Tegel offen zu lassen ist zwingende Notwendigkeit"

Faulenbach da Costa hatte 2012 in einem Gutachten als Erster analysiert, dass im BER die damals offiziell angegebene Kapazität von 27 Millionen Passagieren gar nicht erreicht wird. Stattdessen schafft der BER nur 22 Millionen Passagiere, wie die Flughafengesellschaft später eingestand. Das ist aktuell die offizielle Zahl. Faulenbach da Costa kritisierte die aktuellen Entwürfe des Masterplans, um die Kapazitäten des kleinen BER vor allem durch Anbauten unmittelbar im Terminalbereich und am Nordpier von 2024 bis 2040 auf 55 Millionen Passagiere zu erhöhen. Man springe mit dieser „Patchworkplanung“ wieder zu kurz. Es erinnere an das Prinzip von DDR-Staatschef Walter Ulbricht, der den Westen „überholen ohne einzuholen“ wollte. Aus seiner Sicht seien langfristig sechs weitere Start- und Landebahnen in der Hauptstadtregion nötig.

Faulenbach Da Costa verwies darauf, dass im Planfeststellungsbeschluss der 650 Meter lange Weg vom alten Bahnhof Schönefeld zum Terminal als unzumutbar eingeschätzt wurde. Nach den jetzigen Plänen werde in Schönefeld mehr als die Hälfte der Passagiere längere Wege als 650 Meter zurücklegen müssen, teilweise sogar 800 bis 1000 Meter. Unverständnis äußerte er über die beabsichtigte Schließung von Tegel mit dem BER-Start, obwohl die Abfertigungskapazitäten in Schönefeld nicht reichen. „Tegel offen zu lassen ist kein Lustprogramm, sondern zwingende Notwendigkeit.“ Wer nach dem baulichen und betrieblichen Desaster am BER kein betriebliches Desaster erleben wolle, müsse Tegel offen lassen.

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