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Einvernehmlich. Landeschefs Woidke und Müller in Wildenbruch.

© Bernd Settnik/dpa

Flughafen BER: Woidke und Müller schließen BER-Start nach 2018 nicht aus

Beide Länder-Kabinette tagen in trauter Eintracht. Airportkrach gab es im Landtag bei der SPD.

Wildenbruch - Es duftet nach Kastanienblüten, Vögel zwitschern. Und irgendwo in dieser märkischen Sommersonnenidylle kräht sogar noch ein Hahn. Auch drinnen im Landgasthof „Zur Linde“ in Wildenbruch („Geschlossene Gesellschaft“) ist man spät dran, hier müssen die Senatoren und Minister erst einmal warten. Der Beginn der gemeinsamen Sitzung der Kabinette Berlins und Brandenburgs, der ersten seit der Wahl in der Hauptstadt, verzögert sich. Noch fehlen die Chefs, die im Nachbarhaus verschwunden sind. Der Berliner Regierende Michael Müller und sein Brandenburger Gastgeber Dietmar Woidke (beide SPD) haben vorab einiges zu bereden, zu klären. Und sie haben sich nach den BER-Schlagzeilen der letzten Tage um horrende PR-Beraterverträge und einer erst 2019 möglichen Eröffnung des BER schon mal Flughafen-Geschäftsführer Engelbert Lütke Daldrup und Rainer Bretschneider, den Aufsichtsratschef aus Brandenburg, dazu geholt.

Und siehe da, in der eine halbe Stunde verspätet gestarteten, großen Runde, zwischendurch wird Spargel serviert, ist dann weitgehend Eintracht angesagt. Bloß keine Konflikte, nicht an diesem Tag. Als Müller und Woidke dann nach dem Gruppenfoto gegen 14 Uhr vor die Presse treten, klingt das zum BER dann so: „Beide Kabinette haben volles Vertrauen in die Geschäftsführung“, sagt Woidke. „Wir können ja keinen politischen Eröffnungstermin beschließen. Wir brauchen einen Termin, auf den man sich verlassen kann.“ Da nickt Müller, der zu Jahresbeginn als Aufsichtsratschef vom mittlerweile gefeuerten BER-Chef Karsten Mühlenfeld vehement eine klare Aussage bis Mai gefordert hatte, wann der BER 2018 in Betrieb gehen kann. Eins fällt auf in Wildenbruch: Weder Woidke noch Müller erwähnen 2018 als angestrebtes Eröffnungsjahr. Stellen sich beide auf einen BER-Start 2019 ein, weil allein die Sanierung des Terminals ja mindestens bis Jahresende dauern wird? Müller sagt nur: „Das wird man sehen.“

Dann nimmt der Regierende, angesprochen auf die trotz der Kostenexplosion am neuen Airport von Lütke Daldrup abgeschlossenen lukrativen PR-Beraterverträge – Tagessatz 2000 Euro, sechs Tage im Monat –, seinen früheren Flughafenkoordinator in Schutz. Es sei immer nötig gewesen, externen Rat einzuholen, sagt er. „Das muss erlaubt sein.“ Die BER-Kostensteigerungen seien schließlich auch darauf zurückzuführen, dass „da jetzt ein völlig anderer Flughafen mit anderen Kapazitäten gebaut wird als ursprünglich geplant“. Was als Einfamilienhaus geplant war, werde nun ein Mehrfamilienhaus, ergänzt Woidke. Nur, dass der BER kleiner wird als konzipiert, nach einer Eröffnung nicht mal die einst geplanten 27 Millionen Passagiere abgefertigt können wird, sondern nur 23 Millionen. Und dann, die Pressekonferenz ist fast vorbei, macht Woidke den Berliner Gästen eine Freude. Er wird zur Debatte um eine Weiternutzung von Tegel gefragt, verweist auf juristische Risiken: „Ich bin klar dafür, dass es beim Beschluss zur Schließung von Tegel bleibt.“ Müller lächelt.

Gar nicht harmonisch ging es wegen des BER vorher in der SPD-Landtagsfraktion in Potsdam zu. Hier wurde Bretschneider, ehe er erbost nach Wildenbruch aufbrach, von Abgeordneten regelrecht in die Mangel genommen – auch wegen der teuren BER-Beraterverträge. Dass er die auch noch verteidigt hatte, stieß auf Unverständnis. Es habe, so hieß es danach, „richtig gerummst“.

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