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Die Zeitpuffer für die geplante BER-Eröffnung sind nach PNN-Informationen aufgebraucht.

© Sophia Kembowski/dpa

Flughafen BER: Geplante Eröffnung 2020: Lütke Daldrup läuft die Zeit davon

Der Flughafen BER soll 2020 eröffnen. Doch damit dieser Termin nicht wieder platzt, muss sich Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup ranhalten. Es wird eng.

Schönefeld - Für eine Eröffnung des Airports BER im Oktober 2020 wird es immer enger. Nach PNN-Informationen sind die bisherigen Puffer im Terminplan der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburgs (FBB) für den Start in zwei Jahren weitgehend aufgebraucht. Die Lage auf der Baustelle wird wichtigster Tagesordnungspunkt sein, wenn der FBB-Aufsichtsrat am Freitag in Tegel zum letzten Mal in diesem Jahr zusammentrifft. Zugleich versucht Chefmanager Engelbert Lütke Daldrup derzeit, neue Zeit-Reserven für die langwierige Beseitigung von Mängeln nachzuverhandeln, was maßgeblich von Brandenburgs Behörden und dem für die Abnahmen zuständigen TÜV Rheinland abhängt. TÜV-Vertreter sollen dem Aufsichtsrat berichten, wie sie die Lage einschätzen.

Verantwortliche versichern: Der BER öffnet 2020

Zwar versichern die Verantwortlichen einhellig, dass der BER-Start 2020 sicher sei. Aber wie aus einem den PNN vorliegenden internen Ergebnisprotokoll des Brandenburger Infrastrukturministeriums vom 21. November 2018 hervorgeht, mit dem eine „Beratung zum Baufortschritt am Flughafen BER“ von FBB und Behörden am 1.November 2018 dokumentiert wird, verzögern sich die Wirk- und Prinzipprüfungen (WPP) erneut. Es geht dabei um den vorgeschriebenen Nachweis für die Baubehörden, dass alle Systeme im Zusammenspiel funktionieren. Diese Tests folgen, wenn alle Baumängel abgestellt sind, was andauert.

„Die FBB berichtet, dass die Wirkprinzipprüfungen (WPP) für die Bereiche Mainpier Nord und Süd im Mai 2019 starten sollen. Für das Mainpier Mitte ist der Beginn der WPP für Mai/Juni 2019 vorgesehen“, heißt es im Protokoll. Der entscheidende Satz lautet: „Die WPP sollen im September 2019 abgeschlossen sein.“ Das sei der aktuelle Stand, wurde am Mittwoch aus Aufsichtsratskreisen bestätigt.

Ein Jahr braucht der Flughafen für den Probebetrieb

Die Brisanz: Im September/Oktober 2019 müssen diese WPP-Prüfungen auch spätestens abgeschlossen sein, wenn der BER 2020 in Betrieb gehen soll. Wenn es dabei bleiben soll, muss das ein Jahr vorher, spätestens also im Oktober 2019, von Lütke Daldrup verbindlich verkündet werden. Das hat er Airlines, Flugsicherung und weiteren Beteiligten zugesagt. Es darf also keinerlei neue Verzögerungen mehr geben. Und ein Jahr braucht der Flughafen auch noch für Mietereinbauten und den Probebetrieb.

Wie berichtet will Lütke Daldrup mit den Behörden flexiblere Verfahren ausloten, um Zeit zu gewinnen. Wie aus dem Protokoll vom 21.November 2018 hervorgeht, nach dem „Informationen ausgetauscht und Verabredungen getroffen“ wurden, werden am BER deshalb aktuell die Mängel sortiert und gewichtet: „Eine Mängelclusterung und -priorisierung wird durch FBB und TÜV erarbeitet und soll bis Ende 2018 vorliegen“, heißt es. Demnach wird auch konkret geprüft, welche Mängel vielleicht noch nach den Wirk- und Prinzipprüfungen oder sogar noch während des ORAT-Probebetriebes bis zum Start im Oktober 2020 behoben werden könnten. Das entspricht der Linie von Brandenburgs Infrastrukturministerin Katrin Schneider (SPD), wonach vor dem BER–Start nicht alle Mängel beseitigt sein müssen, es aber definitiv „keine sicherheitsrelevanten Mängel“ geben darf.

Größte Probleme gibt es bei der Brandmeldeanlage

Die größten Probleme gibt es, wie berichtet, bei der Brandmeldeanlage (Firma Bosch) und bei den Kabelgewerken, besonders der Sicherheitsstromversorgung (Firma Rom). Der Teufel, was sicherheitsrelevant ist und was nicht, steckt bisweilen im Detail. So sind dem Vernehmen nach bei den seit 2012/2013 komplett ausgetauschten und neu verlegten Kabeln teilweise Plastikdübel verwendet worden, was wiederum nicht Brandschutz-Standards entspricht.

Auch politisch ist die BER-Zitterpartie heikel: Am 1. September 2019 sind Landtagswahlen in Brandenburg, ein AfD-Wahlsieg gilt als nicht ausgeschlossen. Müsste der BER–Start noch einmal verschoben werden, fiele diese Entscheidung kurz vor der Wahl, oder kurz danach, was beides verheerend wäre.

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