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Der BER-Flughafen: Ohne Wilhelm Bender.

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Flughafen BER: Benders Absage: Der Hauptstadtflughafen - reine Förmchensache

Er hat das richtige getan: Wilhelm Bender, Ex-Chef des Frankfurter Flughafens, hat am Montag als Berater des Aufsichtsrates für den Flughafen BER abgesagt. Zu viel wurde über seinen Vertrag und die Diskussionen darum bekannt.

Er hat das richtige getan: Wilhelm Bender, Ex-Chef des Frankfurter Flughafens, hat am Montag als Berater des Aufsichtsrates für den Flughafen BER abgesagt. Zu viel wurde über seinen Vertrag und die Diskussionen darum bekannt. Er war zum Spielball der Politik geworden. Es war ihm nicht zuzumuten. Die ganze Situation ist ja inzwischen eine einzige Zumutung – nicht nur für Bender. Der kann nach Frankfurt am Main zurück. Er ist pensioniert. Die Brandenburger und Berliner können nicht weg – die müssen mit dem Irrsinn leben, der vor ihrer Haustür in ihrem Namen und mit ihrem Geld von ihrer Politik betrieben wird. Aus dem Skandal um den nimmerfertigen Flughafen BER ist politisches Affentheater geworden. Es ist zum Wegrennen - oder gar nicht erst Kommen.

Längst geht es nicht mehr nur darum, ob und wann der Flughafen fertig wird und wie viele Milliarden er am Ende mehr gekostet haben wird. Benders Absage ist das überdeutliche Zeichen dafür, dass der Fall BER in falschen Händen ist: Bei erwachsenen Politikern mit einem Radikalrückfall in Kindertage – nur leider ohne Kinderstube. Die Genossen Klaus Wowereit und Matthias Platzeck – Aufsichtsratsvize und -chef der Flughafengesellschaft BER – auf offener Bühne beim Förmchenklau. Man möchte im Boden versinken. Platzeck fällt Wowereit beim Nachtflugverbot in den Rücken, Wowereit revanchiert sich auf offener Bühne mit Intrigen gegen Platzecks designierten Chefberater Bender. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und beide immer noch mit dem Anspruch, ernst genommen zu werden. Keiner von beiden merkt noch, dass über ihre Flughafenwitze, die sie gern bei Auftritten selber reißen, bevor es andere tun, kaum noch einer herzhaft lacht. Längst ist Mitleid im Spiel und immer öfter Fassungslosigkeit: ein schmaler Grat vom Witzereißer zur Witzfigur. Das Publikum: peinlich berührt.

Man könnte sich in Sarkasmen aalen – beschädigten die beiden nur sich selbst. Sie mögen Regierungschefs zweier getrennter Bundesländer sein – aber sie stehen für eine Region, für einen Wirtschaftsraum, für einen Flughafen. Es geht auch um den Ruf von Politik. Um das Vertrauen in politische Verlässlichkeit und die Verlässlichkeit von Politikern. Das alles hauen sie in die Pfanne – ohne noch zu merken, was sie anrichten, ohne Rücksicht auf Verluste. Erst Platzeck und jetzt mit voller Wucht (und letzter Kraft?) Wowereit.

Die politische – man mag das Wort ja in diesem Zusammenhang gar nicht verwenden – „Klasse“, die bei den Fughafeneignern Brandenburg, Berlin und beim Bund für den neuen Hauptstadtflughafen verantwortlich ist, versagt: kein Flughafen, kein Zeitplan, keine Übersicht über die Baustelle, kein Kostenplan, kein neuer Geschäftsführer – und jetzt nicht mal mehr guter Rat. Das kann teuer werden. Bei Bender haben sie über Honorare gestritten, bei der Suche nach einem neuen Geschäftsführer sich über hohe Gehaltsforderungen von Kandidaten beklagt. Wer auch immer nun kommt – er sollte Schmerzensgeld verlangen.

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