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Wird’s bald? Der BER-Eröffnungstermin ist mal wieder in Gefahr.

© P. Pleul/dpa

Flughafen BER: 3000 Mängel bringen Zeitplan durcheinander

Am neuen Flughafen BER wird es eng für den Start im Oktober 2020. Und das „Dialogforum“ der Anrainer steckt führungslos in einer Krise.

Schönefeld/Berlin - Neue Hiobsbotschaften gibt es nicht. Aber es wird immer enger, den neuen Berliner Airport im Oktober 2020 zu eröffnen. So sieht die Lage am BER vor der Sitzung des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft diesen Freitag in Tegel aus, für deren Vorbereitung am Montag der Finanzausschuss und letzten Freitag der für die Bauprobleme zuständige Projektausschuss des Kontrollgremiums getagt hatten. 

Beseitigung der 3000 Mängel zu langsam

Nach PNN-Recherchen kommt die Beseitigung der aktuell rund 3000 Mängel immer noch zu langsam voran, besonders bei den Kabeln, um im Sommer tatsächlich mit den Wirk- und Prinzip-Prüfungen beginnen und diese in sechs Wochen bis Oktober beenden zu können. Spätestens dann will (und muss) Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup bei den Behörden die Baufertigstellungsanzeige abgeben, wenn der Start zwölf Monate später klappen soll. 

Er selbst treibt inzwischen die Vorbereitung des ORAT-Probebetriebes voran, der mit tausenden Komparsen im April 2020 starten soll. Auch Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) geht weiter von einem BER-Start „im Oktober 2020“ aus, wie sie am Montag vor Journalisten in Schönefeld sagte. 

Nicht alle Mängel können technisch beseitigt werden

Doch wie PNN erfuhren, gibt es sogar Mängel, die technisch – etwa wegen fehlender Baufreiheit – nicht beseitigt werden können. In diesen Fällen muss der Flughafen mit Einzelfall-Gutachten nachweisen, dass die Anlagen trotzdem sicher und einwandfrei funktionieren. Befürchtungen, dass die nächste Start-Verschiebung naht, hatte jetzt die Weigerung der Firmen Bosch und Caverion sowie des TÜVs Rheinland genährt, am 14. März im für Beteiligungen zuständigen Berliner Parlamentsausschuss zu berichten. 

Der Vorsitzende des Ausschusses, der SPD-Abgeordnete Jörg Stroedter, wertet das so, dass die Probleme bei der Fertigstellung des neuen Flughafens BER größer sind als bekannt. Er vermute, dass der TÜV diesbezüglich andere Informationen als die Flughafengesellschaft habe und die Schwierigkeiten für ernster halte, sagte er. Für Stroedter erklärt sich daraus die Weigerung der Firmen Bosch und Caverion, zur nächsten Sitzung des Ausschusses Vertreter zu schicken. Stroedter sagte auch, die Vertreter von Bosch und Siemens würden vor den Ausschüssen arrogant auftreten. 

"Nichts auf die Reihe kriegen, aber heftig abkassieren"

Auf der Baustelle würden sie nichts „auf die Reihe kriegen, aber heftig abkassieren und alles auf andere schieben“. Demgegenüber erklärten namentlich nicht genannt werden wollende Kenner der Situation, das Nichterscheinen von Firmenvertretern vor dem Ausschuss sei nachvollziehbar. Dort werde „gelogen und geklüngelt“, die Stimmung sei polemisch und Firmenvertreter diesem Stil nicht gewachsen. Man könne schon aus Haftungsgründen nicht erwarten, dass sich Vertreter eines Unternehmens dort öffentlich über mögliche Unterlassungen eines anderen Unternehmens äußern würden.

Am Montag tagte in Schönefeld auch das „BER-Dialogforum“, in dem die Anrainer des künftigen Airports – also Brandenburger Gemeinden und Kreise und angrenzende Berliner Stadtbezirke – eigentlich versuchen wollen, gemeinsam gegenüber dem Flughafen und den beiden Bundesländern ihre Interessen durchzusetzen. Aktuell kann sich das Gremium allerdings nicht einmal über einen neuen Vorsitzenden einigen. Zwar hatte sich in einem Findungsverfahren der frühere Präsident des Städte- und Gemeindebundes, Potsdams Ex-Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) als Favorit klar durchgesetzt, nach Widerstand der Bürgermeister Swen Ennullat (Königs Wusterhausen, Freie Wähler) und Sven Herzberger (Zeuthen, parteilos) hatte er seine Kandidatur aber zurückgezogen. 

Denn im „Dialogforum“ gilt das inzwischen hochumstrittene Einstimmigkeitsprinzip. Wann und wie ein neuer Vorsitzender gefunden werden soll, ist völlig unklar. Auf einer Klausur des Dialogforums im April soll nun beraten werden, so der amtierende Chef und Ludwigsfelder Bürgermeister Andreas Igel (SPD), „wie wir zu einem Vorsitzenden kommen wollen.“

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