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Brandenburg: Fluggäste fertigen sich selbst ab

Den Anfang machen die Passagiere von Easyjet – erst in Schönefeld und später auch in Tegel

Berlin/Schönefeld - Alles alleine machen. Was an vielen Flughäfen schon Alltag ist, wird es demnächst auch in Schönefeld und später in Tegel geben: die Selbstabfertigung durch die Passagiere, die weit über das bereits übliche Selbstausdrucken der Bordkarten hinaus geht. Den Anfang machen Fluggäste von Easyjet.

Die Flughafengesellschaft hat das Bereitstellen, den Aufbau, das Einrichten sowie den Betrieb und den „Support“ von „Self Service Kiosken“ und „Self Service Bag Drops“ für das Aufgeben der Koffer ausgeschrieben. Für Schönefeld sind 18 „Self Service Kioske“ und acht „Self Service Bag Drops“ vorgesehen, in Tegel sind es laut Ausschreibung 17 Kioske und neun „Self Service Bag Drops“. An den Kiosken erhalten die Passagiere nicht nur die Bordkarten und die Aufkleber fürs Gepäck; sie müssen dort auch ihre Koffer und Taschen selbst wiegen. An den „Bag Drops“ müssen dann die Gepäckaufkleber gescannt werden.

Nach Angaben von Flughafensprecher Daniel Tolksdorf sollen die Geräte im vierten Quartal des Jahres zunächst in Schönefeld im Terminal B aufgestellt werden, das von Easyjet genutzt wird. Heute gibt es dort elf Schalter mit Bedienung durch Personal.

Vorgesehen sind dort acht Selbstbedienungsgeräte und vier herkömmliche Schalter mit Personal. Da die neuen Geräte weniger Platz benötigen als ein klassischer Schalter wird es dann insgesamt zwölf statt elf Abfertigungsmöglichkeiten geben. In Tegel soll das Terminal C zum Sommerflugplan 2019 mit den Selbstabfertigungsanlagen ausgestattet werden. Auch dort ist Easyjet Vorreiter.

Die Gesellschaft teilte mit, sie arbeite eng mit allen Flughäfen und Partnern zusammen, um einen sicheren und effizienten Betrieb zu gewährleisten. Easyjet stehe in ständigem Dialog mit den Flughäfen und den zuständigen Behörden, um regelmäßig neue Produkte zu testen, um die Erfahrung der Passagiere zu verbessern und ihre Reise zu erleichtern.

Nicht allen aber schmeckt das Selbstabfertigen; vor allem beim Anbringen der Gepäckaufkleber sind besonders ältere Passagiere unsicher. Auch der Umgang mit dem Scanner, der den Aufdruck auf dem Gepäckaufkleber erfasst, muss gelernt sein.

Auf das Selbstabfertigen der Passgiere setzt zum Beispiel der Flughafen Wien. Ein Erfahrungsbericht: Eine Mitarbeiterin dort versperrt den Zugang zur Sicherheitskontrolle und weist mürrisch darauf hin, dass man am Automat selbst einchecken müsse. Das geht ganz gut, Bordkarte und Aufkleber kommen flink aus dem Gerät. Nun schnell zur Gepäckaufgabe – wieder ohne Personal. Eine weitere Mitarbeitern sieht wohl das hilflose Agieren und eilt herbei, um den Aufdruck auf dem Koffer so anzubringen, dass er auch kleben bleibt. Das Scannen des Codes bleibt dann wieder dem Passagier überlassen, nach einigen Versuchen ist aber auch diese Hürde genommen.

Nun übernimmt das Band den Koffer – und er verschwindet. Es ist ein ungutes Gefühl. Ob das Gepäck auch tatsächlich das Ziel erreicht? Und es hat funktioniert, in Tegel sind die Passagiere – und ihr Gepäck – wie geplant angekommen.

Auch die Lufthansa praktiziert dieses Verfahren zum Beispiel in Frankfurt (Main). Dort gibt es bisher aber stets noch Helfer, die unsicheren Passagieren beistehen. Ziel ist aber das Selbstabfertigen ohne Hilfe.

Einen „Rat“ hat auch die unfreundliche Mitarbeiterin in Wien: „Beschweren sie sich bei der Flughafengesellschaft oder verzichten sie doch auf den Flug.“

So weit soll es in Berlin nicht kommen. Hier wird es ja zumindest vorläufig auch weiter klassische Bedienschalter geben.

Klaus Kurpjuweit

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