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Fern der Heimat und oft einsam: Asylsuchende, hier in der Zentralen Ausländerbehörde des Landes Brandenburg in Eisenhüttenstadt.

© dpa

Flüchtlinge in Brandenburg: Flüchtling erhängt sich vor Abschiebung

In der Erstaufnahme für Asylsuchende in Eisenhüttenstadt hat sich ein 20-jähriger Mann aus dem Tschad erhängt. Er sollte ohne Prüfung seines Asylantrags nach Italien abgeschoben werden. Auf dem Weg nach Brandenburg war er von Rechtsextremen angegriffen worden.

Potsdam Der brandenburgische Flüchtlingsrat fordert nach einem Selbstmord in der Erstaufnahmestelle für Asylbewerber in Eisenhüttenstadt eine unabhängige Untersuchung der Todesumstände. "In der Aufnahmestelle gibt es eine unzureichende medizinische Versorgung für traumatisierte Asylsuchende", kritisierte Flüchtlingsrats-Mitglied Simone Tetzlaff am Mittwoch in Potsdam. Niemand überprüfe, welche traumatischen Erfahrungen die Asylsuchenden in der Vergangenheit machen mussten. Sie nannte Kriegs-, Folter- oder Gefängniserlebnisse. Dabei verlange die EU-Aufnahme-Richtlinie, besonders Schutzbedürftige Flüchtlinge zu erkennen und sie angemessen zu behandeln.

Der Flüchtling aus dem Tschad hatte sich unmittelbar vor seiner Abschiebung im Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt erhängt. Das brandenburgische Innenministerium bestätigte den Todesfall am Mittwoch in Potsdam. Der 20-Jährige aus dem Tschad sollte nach Angaben einer linken Initiative am selben Tag nach Italien abgeschoben werden.

Nach Angaben des brandenburgischen Innenministeriums war der Mann seit 22. März in der Erstaufnahmeeinrichtung untergebracht.  Er sei dem Land Brandenburg im Rahmen der bundesweiten Verteilung der Asylsuchenden von der Aufnahmeeinrichtung in Karlsruhe zugewiesen worden.

Auf dem Weg nach Brandenburg wurde der 20-Jährige nach Erkenntnissen des Flüchtlingsrats in Dresden von Rechtsextremisten angegriffen. Außerdem habe sich der junge Mann verhaltensauffällig in Eisenhüttenstadt gezeigt.

Jetzt sollte der Flüchtling nach Angaben der Initiative "FelS" im Rahmen der sogenannten Dublin II-Verordnung nach Italien abgeschoben werden. Nach der Verordnung kann Deutschland Flüchtlinge ohne Prüfung ihres Asylantrages in den ersten EU-Mitgliedsstaat abschieben, den sie betreten haben.

Wie "FelS" weiter mitteilte, wollen Flüchtlinge und Unterstützer am kommenden Montag um 16 Uhr im Stadtzentrum von Eisenhüttenstadt gegen die Bedingungen in der dortigen Flüchtlingsunterkunft protestieren. In Eisenhüttenstadt befindet sich die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber für Brandenburg. Das Innenministerium sprach vom ersten Todesfall in der Einrichtung. (epd/AFP)

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