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Brandenburg: Flucht in den Rausch

Berliner Gefängnisse haben ein Drogenproblem. Spürhunde und mehr Personal sollen dem abhelfen

Berlin - In den größten Haftanstalten Berlins sind 2017 mehr Drogen gefunden worden als im Vorjahr. Nach Informationen dieser Zeitung wurden in den Berliner Gefängnissen Moabit, Tegel, Plötzensee, Heidering und der Jugendstrafanstalt 2017 im Schnitt fast zehn Prozent mehr Cannabis, Heroin und Kokain konfisziert als 2016.

„Ja, wir haben ein Drogenproblem in unseren Anstalten“, bestätigte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) dieser Zeitung. „So wie das in Gefängnissen fast überall der Fall ist.“ Man habe die Kontrollen intensiviert, was zur Folge gehabt haben könnte, dass zuletzt mehr Drogen gefunden wurden. In den fünf genannten Anstalten fanden Vollzugsbeamte 2017 mehr als 5336 Gramm Cannabis. Zudem wurden mehr als 52 Gramm Heroin gefunden. Bei Kokain ging es um 61 Gramm. „In den Anstalten gibt es massive Schwierigkeiten mit Drogen aller Art“, sagte der Landeschef des Bundes der Strafvollzugsbediensteten, Thomas Goiny. „Und das merken wir nicht nur an den Funden.“ Denn die sichergestellten Drogen sagten wenig über die in den Häusern tatsächlich verfügbare Menge aus. Vielmehr bemerkten die Bediensteten gehäuft Schlägereien um Drogen oder durch Betäubungsmittel herbeigeführte epileptische Anfälle.

In den fünf genannten Anstalten sind mehr als 3000 der rund 4000 Berliner Gefangenen untergebracht. Alle genannten Zahlen stammen von der Justizverwaltung. Sie weisen auch aus, dass Hunderte Tabletten des Schmerzmittels Subutex in den Gefängnissen gefunden wurden. Auch in der Frauenhaftanstalt gab es vereinzelt Drogenfunde. „Es fehlt Geld für Modernisierungen, es fehlen Hunde, es fehlt Personal“, sagte Vollzugsvertreter Goiny. „Nach den Ankündigungen der vergangenen Tage hoffen wir, dass sich der Justizsenator durchsetzt und tatsächlich mehr für den Vollzug geschieht.“

Nach einem spektakulären Ausbruch und nicht zurückgekehrten Freigängern aus der Anstalt in Plötzensee hatte sich Senator Behrendt rechtfertigen müssen. Nun laufen Disziplinarverfahren gegen Bedienstete, eine externe Kommission prüft die Abläufe. Immer wieder hatten Vollzugsbeamte eigene Spürhunde gefordert. Die vom Vorgänger-Senat dafür eingeplanten Mittel hat Behrendt streichen lassen. „Wir nutzen die Drogenspürhunde der Polizei“, sagte der Senator. Er habe mit Innensenator Andreas Geisel (SPD) darüber gesprochen, dass die Polizeihunde regelmäßig in den Anstalten eingesetzt werden sollen. Bis auf die Jugendstrafanstalt wurden die eingangs genannten Gefängnisse 2017 mit Spürhunden besucht, Moabit ein-, Plötzensee drei,- Tegel vier- und Heidering sechsmal. Weitaus besser sei es, sagte Senator Behrendt, den Schmuggel in die Anstalten zu verhindern: „Wir haben bald mehr Fachkräfte, sodass wir etwa die Wege an den Mauern besser absuchen können.“ Wie berichtet hatte Behrendt angekündigt, dass in diesem Jahr 120 Frauen und Männer ihre Ausbildung für den Justizvollzug beendeten. Davon werden 30 Azubis Ende Januar fertig sein.H. Heine

H. Heine

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