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Spurensuche. Kommissar Frank Tiews (Mitte) lässt sich von den Feuerwehrleuten Olaf Fetz und Ulrike Fischer zeigen, wo der Brand hinter Frohnsdorf ausbrach.

© M. Kaufmann

Feuer in Brandenburg: Brandstifter gesucht, Munition gefunden

Treibt ein Feuerteufel in Brandenburg sein Unwesen? Ermittlungen und Löscharbeiten sind schwierig.

Frohnsdorf/Potsdam - Im Wald hinter Frohnsdorf riecht es wie hundert Lagerfeuer. Der Waldboden ist schwarz, an mehreren Stellen züngeln Flammen empor. Olaf Fetz, Stadtbrandmeister von Treuenbrietzen, winkt ab. Kleinigkeiten, bei der Lage. Fetz fährt mit Kollegin Ulrike Fischer von der Feuerwehr Treuenbrietzen Patrouille auf dem Waldweg, der die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming trennt. Am Donnerstag war die örtliche Wehr als erste zur Stelle, als das Feuer ausbrach. Direkt hinter dem Örtchen Frohnsdorf, das nun aber sicher ist. Fischer zeigt einen etwa einen Meter tiefen Krater im Boden. Dort ging am Donnerstagabend eine Granate hoch, während der Löscharbeiten. Dass in dem Wald hinter dem Dorf noch Weltkriegsmunition liegt, sei nicht bekannt gewesen. „Meine Hosenbeine haben geflattert, das war Wahnsinn“, sagt Fetz. Der Knall: ohrenbetäubend. Alle Feuerwehrleute seien sofort raus aus der Fläche. Löschen nur noch vom Weg aus.

Auf dem Weg steht nun Frank Tiews, Kriminalhauptkommissar aus der Kreisstadt Bad Belzig. Er stellt bereits am Freitag erste Untersuchungen an, geht der Frage nach, ob ein Brandstifter für das Feuer verantwortlich ist. Einiges spricht dafür, da der Brand bei Treuenbrietzen an insgesamt drei Stellen gleichzeitig ausbrach. Tiews inspiziert die Gegend, die Fetz und Fischer ihm zeigen, eine der mutmaßlichen Ausbruchsstellen. Er fragt nach den Wegen in den Wald, den Entfernungen. Er will prüfen, wie weit es zu umliegenden Tankstellen ist, checken, ob dort jemand am Vortag einen Kanister Benzin gekauft hat. „Alibiüberprüfungen“, sagt Tiews. Denn wer sagt, dass sich ein mutmaßlicher Täter nicht woanders, früher, für sein kriminelles Vorhaben eingedeckt hat? Aber trotzdem müsse die Überprüfung gemacht werden, erklärt Tiews. Denn manchmal liege die Lösung eines Falls mit etwas Glück nähe, an der nächsten Tankstelle etwa.

Doch so trocken wie der Wald ist, wären gar keine Hilfsmittel nötig, um ein Inferno zu entfachen. „Da genügt ein Feuerzeug“, sagt Stadtbrandmeister Fetz. „Ich würde es nicht wagen, hier ein Feuer zu legen“, sagt der erfahrene Feuerwehrmann. „Ich hätte Angst, dass ich nicht mehr wegkomme, so schnell wie sich die Flammen ausbreiten können bei der Trockenheit.“ Ist jemand mit dem Auto in den Wald gefahren, mit dem Rad? Kripo-Mann Tiews überlegt.

Dass sich der Verdacht der Brandstiftung bei den sehr nahe gelegenen Feuern um Treuenbrietzen regelrecht aufdrängt, steht außer Frage. Zumal am Sonntag ein weiteres Feuer östlich von Jüterbog aufflammte, wie der Brandenburger Waldbrandschutzbeauftragte Raimund Engel den PNN bestätigte. Bereits am Freitag hatte es in der Nähe gebrannt, am Sonnabend war bei Beelitz-Heilstätten, ebenfalls nicht allzu weit entfernt, ein Feuer ausgebrochen, das schnell gelöscht werden konnte. Am späten Sonntagnachmittag dann die nächste Hiobsbotschaft: Es brennt in Borkheide, ebenfalls Potsdam-Mittelmark. Kurz darauf wird klar: Zum Glück nur ein Fehlalarm. Das digitale Erfassungssystem Firewatch hatte zuvor Rauchentwicklung gemeldet, erklärt Kreissprecherin Andrea Metzler. Das System hatte Rauch erfasst, der von dem ehemaligen Truppenübungsplatz Altes Lager in Teltow-Fläming in Richtung Borkheide/Borkwalde geweht ist. Auf dem Platz, auf dem noch alte Munition liegt, brennt es seit Längerem. Weil die Brandfläche mit Munitionsresten kontaminiert ist, können Feuerwehrleute die Fläche nicht betreten.

Ähnliches Problem zwischenzeitlich bei Treuenbrietzen: Der Fund zweier Panzergranaten erschwert vorübergehend die Löscharbeiten. Ein Panzer der Bundeswehr hatte in der Nacht zu Sonntag den Munitionsfund freigelegt, wie ein Sprecher der Einsatzleitung am Sonntag sagte. 16 Kräfte des Kampfmittelräumdienstes seien im Einsatz gewesen, um die Munitionsreste zu sichern.

Für die mehr als 3000 Einsatzkräfte aus ganz Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt, die unermüdlich gegen die Flammen kämpfen, sind die ohnehin immer risikoreichen Löscharbeiten zusätzlich gefährlich. Umso schockierender die Vorstellung, dass jemand Katz und Maus mit ihnen spielt. Sowohl Innenminister Karl-Heinz Schröter als auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) schließen vorsätzliche Brandstiftung nicht aus. Am Sonntag untersuchten Kriminaltechniker das Gelände nach Hinweisen auf Brandstiftung. Offiziell sagen möchte es niemand, aber einige der Feuerwehrleute im Einsatz haben ein ungutes Gefühl. Sie befürchten, dass einer aus den eigenen Reihen verantwortlich sein könnte. Einer, „der den Ruhm braucht, den es in Brandenburg derzeit gibt um die Ehrenamtler“, sagt einer. mit das/es

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