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Falsche Rezepte für Medikamente: Vier Rezeptfälscher festgenommen

Mit gefälschten Rezepten für teure Arzneimittel sollen Betrüger 3,1 Millionen Euro ergaunert haben. Die Kripo vermutet, dass die Täter zu einer elfköpfigen Bande gut organisierter Fälscher gehören.

Berlin/Potsdam - Nach monatelangen Ermittlungen haben Fahnder am Freitag vier mutmaßliche Serienbetrüger festgenommen. Sie sollen zu einer Bande gut organisierter Rezeptfälscher gehören, die zehn Männer und eine Frau umfasst und in Berlin und Brandenburg agierte. Fünf der Verdächtigen sind Apotheker. Die Verdächtigen sollen Rezepte für teure Arzneimittel gefälscht und durch mehrere Apotheker bei den Kassen zur Bezahlung eingereicht haben.

Insgesamt sollen die elf nach Angaben der Staatsanwaltschaft in den vergangenen Jahren mindestens 3,1 Millionen Euro ergaunert haben. Das Geld stammt von den Krankenkassen und somit letztlich den Versicherten.

Durchsuchungen in Berlin und Brandenburg

Am Freitag waren 20 Wohnungen und Büros in Berlin und Brandenburg durchsucht worden. Die Verdächtigen sind zwischen 31 und 64 Jahre alt, deutsche und bulgarische Staatsbürger. Der mutmaßliche Kopf der Bande sei nach Polizeiangaben ein vorbestrafter 54-jähriger Apotheker, der in Bulgarien lebt und nach Berlin nur gekommen sei, um die Taten zu organisieren. Ihn und seine beteiligte Freundin nahmen Spezialeinsatzkräfte am Freitag in einem Hotel in Treptow fest, dazu zwei weitere Männer.

Vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass es bundesweit 230 Pflegedienste geben soll, die Senioren nur vorgeblich betreuen und so die Versicherungen über Jahre um Millionen Euro betrogen haben. Die meisten dieser betrügerischen Dienste stammen aus Staaten der früheren Sowjetunion, die interne Arbeitssprache ist fast immer Russisch. Das ging aus dem Abschlussbericht einer Sonderermittlungsgruppe des Bundeskriminalamts hervor. Bekannt wurde dabei erstmals, dass die kriminellen Pflegedienste offenbar aus Berlin heraus gesteuert wurden, die Hauptstadt somit zum Zentrum mafiöser Betrüger wurde. Schwerpunkt der Bande in Brandenburg war Potsdam.

Milliardenverluste im Gesundheitswesen durch Betrug, Korruption, Diebstahl und Untreue

Bundesweit arbeiten in Kliniken, Praxen, Heimen, Pflegediensten und Apotheken, bei Gesundheitsämtern, Pharmafirmen und Krankenkassen 6,8 Millionen Männer und Frauen. Der Anteil krimineller Beschäftigter ist nicht höher als in anderen Branchen. „Doch ein einziger Arzt, ein einziger Apotheker, der es drauf anlegt“, hatte Jörg Engelhard dieser Zeitung gesagt, „kann riesige Summen abzweigen.“ Engelhard ist beim Berliner Landeskriminalamt für Ermittlungen zum Abrechnungsbetrug zuständig. Rezeptzettel, Dienstpläne, Patientenakten werden im Verdachtsfall auf Unregelmäßiges, Unplausibles geprüft.

Je nachdem, wen man schätzen lässt, versickern im Jahr deutschlandweit deutlich mehr als 20 Milliarden Euro im deutschen Gesundheitswesen. Vermutlich wird nirgendwo mehr Geld durch Betrug, Korruption, Diebstahl und Untreue abgeschöpft – schon weil die Branche mit 350 Milliarden Euro Jahresumsatz die größte des Landes ist. 

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