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Brandenburg: Erste Ärzte-Hochschule vor Genehmigung

Das Wissenschaftsministerium will in dieser Woche private Medizinerausbildung in Neuruppin und Brandenburg/Havel erlauben

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Berlin/Neuruppin - Noch in diesem Jahr könnten Medizinstudenten erstmals auch in Brandenburg ein Studium aufnehmen. Nach Informationen dieser Zeitung steht die rechtliche Anerkennung der ersten privaten Medizinischen Hochschule Brandenburgs unmittelbar bevor. Sie ist wie berichtet nach Theodor Fontane benannt und befindet sich in den Räumen der Kliniken in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) und Brandenburg an der Havel. Seit drei Jahren verhandeln Experten darüber mit dem brandenburgischen Wissenschaftsministerium unter Sabine Kunst (parteilos) in Potsdam. Sie versprechen sich davon auch Abhilfe beim Ärztemangel im Land.

Bereits im April hatte Kunst bei einer Kabinettssitzung in Neuruppin angekündigt, noch vor den Sommerferien eine Entscheidung treffen zu wollen. Bislang ist Brandenburg bundesweit das einzige Land ohne eine eigene Medizinerausbildung. Kunst zufolge hatte im April nur noch ein Prüfbericht einer unabghängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gefehlt. Im Juni war dann eine letzte Expertenanhörung zur geplanten Medizinischen Hochschule erfolgt. Jetzt liegen offenbar alle Fakten und Stellungnahmen auf dem Tisch und die Ampel steht auf Grün: Mit den Vorgängen vertraute Mediziner rechnen damit, dass der entsprechende Bescheid an diesem Freitag den zuständigen Professoren übergeben werden soll. Die ersten Studiengänge, Psychologie und Psychotherapie, könnten vielleicht schon im Wintersemester belegt werden. Ein Sprecher des Ministeriums sagte am gestrigen Montag: „Wir äußern uns demnächst.“

Bislang ist die Charité in Berlin die einzige Universitätsklinik der Region. Die Charité-Spitze hatte erst kürzlich die Kooperationsverträge mit elf brandenburgischen Krankenhäusern erneuert. Dabei sagte Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke), man verspreche sich von der „strategischen Kooperation“ auch neue Fachärzte, die in Brandenburg außerhalb des Speckgürtels rund um Berlin seit Jahren fehlen. Offenbar aber glauben viele Brandenburger Mediziner, dass nur eine eigene Hochschule junge Absolventen dazu bringen wird, sich auch in berlinfernen Orten niederzulassen.

Gesellschafter der neuen Hochschule sollen die Ruppiner Kliniken, das Städtische Krankenhaus Brandenburg, die Neuruppiner Stadtwerke und die Sparkasse sein. Die vier Gesellschafter wollen dem Vernehmen nach eine Million Euro in die Kapitalrücklage der Hochschule zahlen. Die Studenten werden wohl fast 600 Euro im Monat selbst zahlen.

Bei der brandenburgischen Landesärztekammer treffen die positiven Signale aus dem Ministerium auf Zustimmung. „Wir begrüßen die rechtliche Anerkennung durch das Wissenschaftsministerium“, sagte der Präsident der Landesärztekammer, Udo Wolter, der ebenfalls zur Expertenanhörung geladen war, gegenüber den PNN. Eine solche Hochschule sei aber nicht nur gegen den Ärztemangel wichtig, „sondern wir brauchen mehr Absolventen der Humanmedizin deutschlandweit“. Zudem hätten sich nach der Wende, vor allem aber in den vergangenen Jahren, viele Privatdozenten und Professoren an den großen Krankenhäusern Brandenburgs für die Chefarztstellen beworben und diese auch erhalten, so Wolter weiter. „Diesen müssen wir auch in Zukunft die Möglichkeit geben, zu lehren, wissenschaftlich zu arbeiten und eventuell auch zu forschen.“

In der Berliner Verwaltung von Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) wartet derweil ein anderes Papier auf eine Unterschrift. Die Berliner Ärztekammer hat die Einführung der Spezialisierung zum Notfall- und Akutmediziner beschlossen. Dazu sollen Ärzte in einer dreijährigen Weiterbildung zwei Jahre in einer Rettungsstelle arbeiten. Herauskommen soll der Spezialist fürs Generelle, der Mediziner für den klaren Überblick. Senator Czaja unterstützt das Vorhaben, weshalb damit gerechnet wird, dass seine Behörde die Ausbildung absegnet. Bislang arbeiten viele Notaufnahmen mit Rotanden, also Ärzten, die zeitweise von anderen Stationen abgezogen werden. Sollte die Zusatzausbildung eingeführt werden, dürfte dies eine dahingehende Debatte in anderen Bundesländern beschleunigen.

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