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Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Cottbus: Wieder gefälschte Krebsmedikamente im Umlauf

Nach dem Lunapharm-Skandal gibt es erneut einen Fall von Arzneimittelfälschung. Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt. 

Potsdam - Der Lunapharm-Skandal um gestohlene Krebsarznei ist noch nicht aufgeklärt, da sorgt ein neuer Fall für Verunsicherung: Ermittler des Kommissariats "Schwere Umweltkriminalität " des Landeskriminalamtes in Eberswalde (Barnim) haben am Mittwoch in Baden-Württemberg, Ungarn und der Schweiz Wohnungen und Firmensitze untersucht, wie das Polizeipräsidium in Potsdam am Freitag mitteilte. Hintergrund sei ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Cottbus wegen des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz und gewerbsmäßigen Betrug. Wie bei Lunapharm geht es darum, dass ein Großhändler gefälschte onkologische Arzneimittel in den Verkehr gebracht haben soll. 

Kein direkter Zusammenhang mit Lunapharm 

Mit dem Händler Lunapharm in Mahlow (Teltow-Fläming), gegen den die Staatsanwaltschaft Potsdam wegen Betrugsverdachts ermittelt, habe der aktuelle Fall nichts zu tun, erklärte der Sprecher des Polizeipräsidiums Mario Heinemann auf PNN-Anfrage. Die Behörden seien aber nach dem Lunapharm-Skandal, der zum Rücktritt von Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) geführt hatte, nun besonders sensibilisiert.

Ermittlungen gegen Großhändler aus Baden-Württemberg

Im Fokus der neuen Ermittlungen steht ein 43-jähriger deutscher Geschäftsführer eines Pharma-Großhändlers in Baden-Württemberg. Seit Frühjahr 2018 soll dieser gefälschte Krebsarznei  in Umlauf gebracht haben, so die Polizei. Gefälscht worden seien jedenfalls die Verpackungen der Arzneimittel sowie die Beipackzettel und Blister. In Bezug auf die Wirkstoffeigenschaften der Arznei bestehe nach Auskunft des pharmazeutischen Unternehmens der Originalpräparate keine signifikanten Unterschiede zum Original, so dass unklar sei, ob diese gefälscht seien. "Eine konkrete Gesundheitsgefährdung für Patienten in Brandenburg wurde bisher nicht festgestellt", heißt es in der Mitteilung der Polizei.

Der Hinweis kam aus Brandenburg 

Auf die Spur des Pharmahändlers in Baden-Württemberg waren die Behörden durch einen Hinweis aus Brandenburg gekommen. Einem Brandenburger Großhändler sei die Manipulation bei der Wareneingangskontrolle aufgefallen.  Der Händler habe daraufhin die zuständige Brandenburger Aufsichtsbehörde, das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz  und Gesundheit (LAVG), informiert. Diese habe umgehend gefahrenwehrrechtliche Überprüfungen veranlasst und im Ergebnis den Vertrieb des Arzneimittels dieser Charge in Deutschland und Europa insgesamt gestoppt.  Das LAVG war im Zuge des Lunapharm-Skandals massiv in die Kritik geraten, weil es über lange Zeit nicht handelte, obwohl es Kenntnisse von den Ungereimtheiten hatte.

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