zum Hauptinhalt
Seepyramide im Fürst-Pückler-Park in Branitz. Die von Hermann Fürst von Pückler-Muskau in Branitz komponierte Parkanlage gilt als der letzte der großen deutschen Landschaftsgärten.

© Patrick Pleul/dpa

Erinnerungen an Fürst Pückler: Der Mann mit dem Eis

Um ihn ranken sich viele Geschichten: Fürst Pückler war Abenteurer,Schriftsteller, Gartenkünstler. Vor 150 Jahren starb er. Die Stiftungin Branitz bei Cottbus erinnert an ihn.

Cottbus - Er war Abenteurer, Reiseschriftsteller, Landschaftsgestalter und Gourmet: Der Todestag von Fürst Pückler jährt sich an diesem Donnerstag (4. Februar) zum 150. Mal. Wegen der Corona-Pandemie wird die Stiftung Fürst-Pückler-Museum in Branitz diesen Tag nach eigenen Angaben „still“ begehen. Die Gedenksteininsel wird traditionell von den Gärtnern mit Immergrün geschmückt, so dass, wie Parkinspektor George Bleyer im Jahr 1885 schrieb, „ein feierlicher Eindruck“ entsteht. Traditionell werden auch in diesem Jahr gestiftete Kränze zur Insel im Tumulussee übergesetzt werden.  

Den kommenden Monaten blickt die Stiftung erwartungsvoll und freudig entgegen. Der grüne Saal im Schloss ist fertig restauriert – ein Blickfang, wie Pressesprecherin Catrin Winn-Janetz verriet. Am 27. März, dem Hochzeitstag von Pücklers Eltern, soll der Saal eröffnet und gleichzeitig das Tafelsilber der Familie Pücklers ausgestellt werden.  

Pücklers Traum einer Dampfmaschine

Im Mai wird eine Sonderausstellung mit dem Titel „Pückler industriös. Energie und Phantasie“ eröffnet. Sie zeigt nach Angaben der Stiftung eine wenig bekannte Seite des Fürsten, der die industriellen Trends seiner Zeit aufmerksam verfolgte. So träumte Pückler nach Angaben der Stiftung zum Beispiel schon 1846 von einer mit Dampfmaschine betriebenen Fontäne in seinem Branitzer Park.

Das Schlossensemble im Fürst-Pückler-Park in Branitz bei Cottbus.
Das Schlossensemble im Fürst-Pückler-Park in Branitz bei Cottbus.

© Patrick Pleul/dpa

Die Gegend um den Park sah vor 175 Jahren baumlos und sandig aus, als Fürst Pückler (1785-1871) damit begann, ihn zu gestalten. Heute gilt er als einer der letzten bedeutenden Landschaftsgärten Europas. Der Fürst ließ Hügel, Berge und Pyramiden aufschütten und Tausende Bäume anpflanzen und schuf auf mehr als 600 Hektar ein Gartendenkmal. Mit dem Schlossensemble, dem Innenpark und dem landwirtschaftlich genutzten, aber durchweg gartenkünstlerisch gestalteten Außenpark ist dieses Gesamtkunstwerk fast vollständig erhalten und soll daher Unesco-Welterbe werden. Der „Erdbändiger“, wie der Fürst auch genannt wird, war bekennender Gourmet, weltoffener Reisender und Namensgeber einer weltberühmten Eisspezialität - für den Nachbetrachter heute noch ein willkommenes Forschungsobjekt. Mit seinen Reisen in den Orient, die er aufschrieb, war er in seiner Zeit Abenteurer und Exot. Pückler unternahm sie zu Fuß, mit Kutsche und Eisenbahn. 

New Yorks Central Park orientiert sich an Pückler

Pücklers „erweitertes Wohnzimmer“ war die direkte Umgebung des Parks rund um das Schloss, das er noch vor der Inneneinrichtung des Schlosses anfing, im Jahr 1858 zu gestalten. Der preußische Baumeister und Architekt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) half ihm. Sogar die früheren Gestalter des Central Parks in New York haben sich nach Auskunft von Kunsthistorikerin und Kustodin der Stiftung, Simone Neuhäuser, an Pückler orientiert.

Hermann Ludwig Heinrich Graf von Pückler-Muskau, der ab 1822 Fürst von Pückler-Muskau war. 
Hermann Ludwig Heinrich Graf von Pückler-Muskau, der ab 1822 Fürst von Pückler-Muskau war. 

© SPSG

Spreewaldkarpfen, gesundes Gemüse aus der Region und raffinierte Desserts - Fürst Pückler (1785-1871) war ein Feinschmecker, er liebte die regionale Küche und hatte gern Gäste. Besucher des Schlosses können in einem noch erhaltenen Tafelbuch die Menü-Angebote lesen und - wer sie aß. „Als einzigartig kluger und sendungsbewusster Selbstvermarkter gelang es Pückler, durch seine aufsehenerregenden Aktionen seinen nachhaltigen und zukunftsweisenden Ideen Gehör zu verschaffen – bis heute“, sagt Stefan Körner, Vorstand der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz, über den Fürsten. Pückler diene mit seinen Visionen immer noch für die Zukunft

"Aber wer macht diese Zeiten, als wir selbst?"

Schloss Branitz war der Alterssitz von Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Er liegt dort spektakulär begraben - in einer Erdpyramide in einem See. 1855 begann der Fürst mit den Planungen für den Erdkörper. Gebaut wurde das Hügelgrab (Tumulus) in nur knapp vier Monaten noch im selben Jahr mit einer Gesamthöhe von fast 14 Metern. 1859 wurde sie mit wildem Wein aus Sanssouci bepflanzt.  

Sieben Jahre vor seinem Tod konstatierte der Fürst: „Die Zeiten krachen, wie die Gletscher, sagen Sie schön und wahr! Aber wer macht diese Zeiten, als wir selbst?“ Pücklers Energie beflügelten seitdem Generationen in dieser Region, ist Stiftungsvorstand Körner überzeugt. „Klima- und Strukturwandel können nur gelingen, wenn wir in Land und Stadt zusammen „machen“, also unsere Zeit und Zukunft aktiv gestalten. Pückler ist positive Steilvorlage für kraftvollen Wandel – gerade, wenn die Zeiten krachen.“

Silke Nauschütz

Zur Startseite