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Brandenburg: Erfinder der schwarzen Eule auf gelbem Grund

Der Nestor des DDR-Naturschutzes, Kurt Kretschmann, feiert in Bad Freienwalde 90. Geburtstag

Der Nestor des DDR-Naturschutzes, Kurt Kretschmann, feiert in Bad Freienwalde 90. Geburtstag Von Steffi Prutean Bad Freienwalde. Seine schwarze Eule wacht auf gelbem Grund über Naturschutzgebiete. Heute feiert Kurt Kretschmann, der als Nestor des Naturschutzes in der DDR gilt, im brandenburgischen Bad Freienwalde seinen 90. Geburtstag. Als im Osten einst ein Naturschutzgesetz auf den Weg gebracht wurde, sah Kretschmann die Chance, Naturschutz-Objekte mit einem einheitlichen Symbol zu markieren. Seitdem weist das Schild mit der Waldohreule auf Schutzgebiete hin, inzwischen nicht nur in Ostdeutschland. Kretschmanns Naturschutzeule hat es bis zum Bundesnaturschutz-Zeichen gebracht. Schritt für Schritt soll sie den Seeadler als bisheriges Symbol auch in den alten Bundesländern ablösen, wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) mitteilt, dessen Ehrenvorsitzender Kretschmann ist. „Der Naturschutz hat sich in Deutschland enorm entwickelt“, sagt Kretschmann. Er verweist auf die steigende Zahl von National- und Naturparks und Biosphärenreservaten. „Darauf können alle Beteiligten mit Stolz zurückblicken.“ Kretschmann gründete mit seiner Frau Erna (1912-2001) die Lehrstätte für Naturschutz „Müritzhof“ (Mecklenburg), das „Haus der Naturpflege“ in Bad Freienwalde, engagierte sich für bedrohte Tiere, schützte Baudenkmäler, pflanzte Hecken und legte einen der schönsten Natur-Lehrgärten in Ostdeutschland an. Die Stadt Bad Freienwalde ernannte das Paar 1999 zu Ehrenbürgern. In den vergangenen Jahren hat sich Kretschmann vor allem auf seinen Garten hinter dem Haus konzentriert. „Freunde helfen mir, ihn zu bewirtschaften“, sagt er. Dort wachsen verschiedene Gemüsesorten, Kartoffeln und vor allem Kohl. „Ich baue alle Sorten Kohl an“, sagt der Jubilar. Er lächelt vielsagend, liegt doch der Garten auf einem Sandberg, wo Kohl eigentlich nicht gut gedeiht. Den Naturschützer interessiert die Fruchtbarkeit der Böden. In seinem Garten deckt er den Boden zwei Mal im Jahr mit Gras und Wildkräutern sowie Laub ab. „Der Boden wird gegen das Austrocknen durch Sonne und Wind geschützt“, verrät er seine „Erfindung“, die er mit einem Kollegen in einem Buch erläutert hat („Mulch total – Der Garten der Zukunft“). Seit Jahren gedeihen auf dem Sandberg in südlicher Lage Kartoffeln. „Sie sind von höchster Qualität und können lange gelagert werden“, erläutert Kretschmann stolz. Auch Erdbeeren und Tomaten baut er so an und empfindet dies auch als eine Art Schutz der Natur; Kunstdünger sind tabu. Ein Student untersucht in diesem Jahr den Mulch-Garten wissenschaftlich. „Schuld“ an der Mulch-Methode sind die seit der Wende sprunghaft gestiegenen Wasserkosten. „Eigentlich wollten wir nur Wasser sparen“, erinnert er sich an den Beginn. „Das brachte uns diese zusätzlichen Ergebnisse“, sagt er stolz. Kretschmann, seit 75 Jahren Vegetarier, schwört auf den Geschmack seines Gemüses. Der hagere Mann mit dem weißen Haar hat in seinem Leben viel publiziert, nicht nur über Naturschutz. So nahm er die Ess- und Trinkgewohnheiten seiner Mitmenschen unter die Lupe, notierte seine Kriegserlebnisse und schrieb Gedichte für Gartenfreunde. Auch seine Liebesbriefe aus dem Zweiten Weltkrieg an Erna brachte er heraus. Im Bad Freienwalder Schlosspark erinnert eine Linde an Kretschmanns Frau Erna. Der Baum war nach ihrem Tod zu ihrem 90. Geburtstag gepflanzt worden. Zu Ehren von Kurt Kretschmann wird jetzt zu seinem Jubiläum eine Eiche gesetzt.

Steffi Prutean

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