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Erdgas aus der Uckermark? Eine Firma will Probebohrungen durchführen. 

© picture alliance/dpa

Erdgas in Brandenburg: Firma will Probebohrung in Zehdenick

Seit 2019 wird in Brandenburg ein schon zu DDR-Zeiten entdecktes Gasvorkommen untersucht. Jetzt soll der nächste Schritt folgen: eine Probebohrung. Eine Bürgerinitiative läuft Sturm.

Zehdenick - In Uckermark und Oberhavel will eine niederländische Firma nach Erdgas bohren. Sein Unternehmen Jasper Resources habe sich jetzt für die Probebohrung entschieden, sagte Geschäftsführer Thomas Tygesen der Deutschen Presse-Agentur. Die Genehmigung steht aber noch aus. Die nötigen Unterlagen habe man fristgerecht vor diesem Donnerstag beim Landesbergbauamt Brandenburg eingereicht, sagte Tygesen. Die Behörde in Cottbus bestätigte dies der dpa. Ein Bescheid könnte ein halbes Jahr dauern.

Die Erkundung in Zehdenick Nord nördlich von Berlin ist bundesweit eines von sehr wenigen neuen Gasprojekten. Vor Ort ist die Ausbeutung des bereits zu DDR-Zeiten entdeckten Gasfelds umstritten. Jasper Resources hatte 2019 seismische Messungen begonnen, um das Vorkommen besser abzuschätzen. Auf Grundlage dieser Daten soll nun der nächste Schritt folgen: „Die Probebohrung hat ein Ziel, nämlich herauszufinden, ob wir dort Gas in kommerziellen Raten fördern können“, sagte Tygesen.

Ausbeutung bis zu 30 Jahre

Erweist sich die Ausbeutung als profitabel, könnte sie nach Firmenangaben bis zu 30 Jahre laufen. Deutschland will allerdings schon in 25 Jahren klimaneutral wirtschaften. Dafür müsste die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Erdgas enden oder das damit verbundene Kohlendioxid aufgefangen werden. Derzeit wird nur wenig Erdgas in Deutschland gefördert, fast ausschließlich in Niedersachsen.

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Tygesen argumentierte im Gespräch mit dpa, Deutschland werde nach dem Atom- und Kohleausstieg weiter auf Gas angewiesen sein. „Deutschland muss dann ja immer noch Strom haben“, sagte der Däne. Der Bau der Erdgaspipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland belege dies. „Wenn man dieses Gas in Deutschland erzeugen würde, ist es sehr viel umweltfreundlicher, als es aus Sibirien zu importieren oder als LNG aus den USA“, sagte der Manager. LNG ist Flüssiggas, das mit Schiffen transportiert wird.

Die Bürgerinitiative „Gegen Gasbohren“ will die Ausbeutung des Vorkommens in der Uckermark und in der Oberhavel unbedingt verhindern. Hauptsorge sei eine mögliche Verschmutzung der Wasserreserven durch die bei der Förderung eingesetzten Chemikalien, sagte ihr Vertreter Ralph Riesenberg. Zudem fürchte die Region um ihren Tourismus. Die Gasförderung „passt einfach nicht in die Konzepte, die regional bestehen“, sagte er. „Es passt nicht in die Zeit, es passt nicht in die Klimakrise.“ (dpa)

Verena Schmitt-Roschmann

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