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Energie-Konflikte verschärfen sich: Im Wald schlafen wegen Windrädern

Potsdam - Es war eine Brandrede gegen neue Windräder, wie man sie im Landtag wohl noch nie gehört hat. Dabei schilderte Thomas Vogt, seit über zwanzig Jahren ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Temnitz Ostprignitz-Ruppin, nur, wie es in seiner Region aussieht.

Potsdam - Es war eine Brandrede gegen neue Windräder, wie man sie im Landtag wohl noch nie gehört hat. Dabei schilderte Thomas Vogt, seit über zwanzig Jahren ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Temnitz Ostprignitz-Ruppin, nur, wie es in seiner Region aussieht. Einem Landkreis, in dem jedes dritte der inzwischen 3700 Windräder steht, die in den letzten Jahren in Brandenburg errichtet worden sind. „Wir haben davon nichts, wir machen nur Zahlenmann und Söhne“, sagte Vogt. Allein in seiner Gemeinde seien es inzwischen 60 Anlagen. „Es gibt Ortsteile, die davon umzingelt sind.“ Wo die Leute den Lärm aushalten müssten, nicht mehr schlafen könnten. „Es ist nur noch traurig“, fuhr er fort. „Es gibt Menschen, die sich inzwischen Wohnwagen gekauft haben und zum Schlafen in den Wald fahren.“

Der Widerstand gegen die Windenergie wächst. Und genau deshalb wollen die Grünen eine „Servicestelle“ nach Thüringer Vorbild bei der auch für Energiefragen zuständigen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Brandenburg einrichten, als Beratungs- und Informationsstelle. Darum ging es bei der Anhörung im Wirtschaftsausschuss am Mittwoch im Landtag. Gehört wurden Vertreter beider Seiten. Die Initiative sei „wichtig und richtig“, um Akzeptanz für die Energiewende zu erhöhen, sagte Jan Hinrich Glahr, Brandenburg-Chef des Bundesverbands Windenergie. Die Akteure vor Ort gewönnen inzwischen den Eindruck, dass sie von der Politik allein gelassen werden. Und die Politik müsse aufhören, Windenergie und Braunkohle gegeneinander auszuspielen. „Nur, wenn wir uns zusammenraufen, kann die Energiewende gelingen.“ Ähnlich äußerte sich Ramona Notroff, die die Thüringer Servicestelle leitet.

Jens Graf, Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, hält eine neue Beratungsstelle für unnötig. Er warb dafür, lieber die eigentlichen Probleme zu lösen, etwa die Kommunen an den Erträgen der Windräder zu beteiligen, wofür verschiedene Modelle möglich seien. Dies empfehle auch die Enquete-Kommission des Landtages für die ländlichen Räume. Auch Waltraud Plarre, Sprecherin der Anti-Windkraft-Volksinitiative „Rettet Brandenburg“, lehnte am Mittwoch eine neue Beratungs- und Servicestelle ab.

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