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Brandenburg: Endlich Glück für Schloss Kossenblatt?

300 Jahre Besitzerwechsel und Leerstand haben Schloss Kossenblatt zugesetzt. Nun soll es wiederbelebt werden

Kossenblatt - Weinrote Vorhänge, samtbezogene Stühle und ein funkelnder Kronleuchter an der etwa sechs Meter hohen Decke: Das runde Trauzimmer hat ein Ambiente, wie es sich Brautpaare zur Hochzeit wünschen. Nahezu königlich fühlt sich der Besucher auch noch beim Blick aus den Panoramafenstern in den Innenhof von Schloss Kossenblatt (Oder-Spree). Viel mehr Prunk und Glanz gibt es nicht mehr. Abgesehen vom Trauzimmer macht das barocke Anwesen jedoch einen heruntergekommenen, traurigen Anblick. Es scheint, als hätten sich die vergangenen 300 glücklosen Jahre in den mächtigen Mauern des dreiflügeligen Schlosses festgesetzt. Kaum ein anderes preußisches Herrenhaus hat in seiner Geschichte so oft den Besitzer gewechselt und zudem so viele Jahre leer gestanden. Anna Fiebig will das jetzt ändern. „Das Schloss hat Potenzial, schon wegen seiner traurigen Geschichte“, glaubt sie.

Die gebürtige Berlinerin ist seit zwei Jahren die neue Schlossherrin und führt Besucher an den Wochenenden gern durch das alte Gemäuer mit den vielen Kaminzimmern. Bereits 2013 hatte sie den Gutshof Kossenblatt übernommen, um ihn für sich, ihren Lebensgefährten und ihre Eltern auszubauen. Mehrere Fremdenzimmer und ein Restaurant sind seitdem entstanden, der alte Vierseithof wirkt gut in Schuss. Nur über den Gutshof ist das auf einer Spreeinsel liegende Schloss zu erreichen. Die Zufahrt hatte in der Vergangenheit zu einem Streit zwischen den damals unterschiedlichen Eigentümern geführt, der sogar vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) ausgetragen wurde. „Ich bin froh, dass Schloss und Gut wie früher nun wieder in einer Hand liegen“, sagt Gerd Mai, Bürgermeister der Gemeinde Tauche, zu der Kossenblatt gehört. „Alles andere hat wirtschaftlich gesehen keinen Sinn.“ Allerdings bräuchten die neuen Eigentümer jetzt wohl „einen langen Atem“, um ein Gesamtkonzept zu entwickeln und alles in Schuss zu bringen. „Wir als Gemeinde haben unsere Unterstützung zugesagt, beispielsweise beim Einwerben von Fördermitteln.“

Wie Fiebig berichtet, hätten sie und die Familie alle Rücklagen in die Erschließung des 17 Hektar großen Gutshofes und später in den Kauf des Schlosses gesteckt. „Wir wollten sichergehen, dass wir keine Nachbarn bekommen, die uns nicht passen“, erklärt die 36-Jährige, die weiß, dass eine Sanierung des denkmalgeschützten Barock-Ensembles auf der Spreeinsel „einige Millionen“ kosten dürfte. Weil die Inhaberin einer Internet-Werbe-Agentur dieses Geld jetzt nicht hat, will sie zunächst kleine Brötchen backen – Wochenendführungen, Trauungen im Schloss, Konzerte und Sommerfeste im Innenhof. „Dazu haben wir erst einmal den 50 Hektar großen Schlosspark wieder begehbar gemacht. Hier war ja alles zugewuchert“, beschreibt sie. Am 27. August ist in Kooperation mit dem Brandenburgischen Triathlonverband ein erster Schlosstriathlon geplant. Sorgen bereiten den neuen Eigentümern jedoch massive Risse im Schlossgemäuer. „Auf der sumpfigen Insel wurde das Gebäude auf Pfählen gebaut. Die starken Wasserschwankungen der Spree machen das Fundament instabil“, erklärt Fiebig. Das Problem ist auch der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Oder-Spree bekannt. „Wir müssen die Baugrundverhältnisse genauer erkunden, auch einen Statiker hinzuziehen“, so Behördenmitarbeiter Olaf Methfessel, der sich schnellstmöglich mit den neuen Eigentümern treffen will. Die bisherige Zurückhaltung von Fiebig findet er dennoch gut – Schnellschüsse könnten dem auch Objekt schaden.

Und vielleicht findet sich sogar der berühmte Türkenschatz, wie Fiebigs Lebensgefährte Dan Weiss, der sich ausführlich mit Schlossgeschichte und -legende beschäftigt hat. Schloss-Erbauer und Generalfeldmarschall Hans Albrecht von Barfuß war demnach für seine erfolgreichen Schlachten gegen das Osmanische Reich reich entlohnt worden. Seine Witwe Eleonore von Dönhoff befahl dem holländischen Baumeister des Schlosses, eine geheime Kammer unter dem Schloss anzulegen, in die sie sämtliche Reichtümer bringen ließ. Der Baumeister verunglückte laut Legende kurze Zeit später und nahm das Geheimnis der Schatzkammer mit ins Grab. „Und die Witwe Dönhoff, die wohl auch ihren Gatten ermorden ließ, streift seit ihrem eigenen Tod 1729 als weiße Frau durchs Schloss“, erzählt Weiss.

Jeanette Bederke

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