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Einzelfall-Dokumentation: Gerd-Rüdiger Hoffmann (Linke, fraktionslos)

Der Wortlaut des Berichts der unabhängigen Expertenkommission zur Überprüfung der Abgeordneten des brandenburgischen Landtags zum Fall.

Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann wurde am 14. Juni 1952 in Luckau geboren. Von 1959 bis 1971 besuchte er eine Schule in Luckau, dann die Erweiterte Oberschule „Walther Rathenau“ in Senftenberg, die er mit dem Abitur abschloss. Er war an der Schule politisch aktiv, hatte die Funktion des FDJ-Sekretärs und gehörte seit 1970 der SED an. Den Stasi-Unterlagen nach verpflichtete sich Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann gut eine Woche vor seinem 18. Geburtstag „zum Schutze der Deutschen Demokratischen Republik und des Aufbaus des Sozialismus inoffiziell” zur Kooperation mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Er wählte sich in der von ihm handgeschriebenen Verpflichtung den Decknamen „Schwalbe”. „Mir ist bewußt”, heißt es darin, „daß ich, wenn ich die Schweigeverpflichtung breche, strafrechtlich belangt werden kann”. Das war am 5. Juni 1970. Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann konnte sich bei der Anhörung vor der Kommission nicht an eine Verpflichtung als „Schwalbe“ erinnern. Er erklärte, sich weder an den Zeitpunkt, den Ort, seinen Decknamen „Schwalbe“, noch an den Führungsoffizier Rüdiger Fach erinnern zu können. Bei dem Decknamen „Schwalbe“ falle ihm lediglich die Mopedmarke des VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann” in Suhl ein. Allerdings identifizierte Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann diese Verpflichtungserklärung wie auch weitere handschriftliche und mit „Schwalbe“ unterzeichnete Berichte als von ihm geschrieben. An deren Abfassung könne er sich jedoch nicht erinnern. Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann erklärte zur Motivation für die Gespräche mit dem MfS: Er habe damals Kundschafter werden wollen. Bei Kundschaftern handelt es sich um Bürger, die im „Operationsgebiet“ (regelmäßig in der Bundesrepublik Deutschland) Informationen für das MfS beschaffen sollten. Eine Entsprechung dieser Einlassung ist den von der Stasi-Unterlagenbehörde vorgelegten Unterlagen nicht zu entnehmen. Dort heißt es vielmehr: „Das MfS bittet er, alsbald zu entscheiden, ob er den Studienplatz in Leipzig annehmen soll oder sich Hoffnungen machen kann, in den Dienst einzutreten.“ MfS-intern war bereits entschieden, dass er nicht zum Wachregiment Feliks Dzierzynski eingezogen werden wird, da angeblich eine fehlende Farbtauglichkeit bei ihm besteht. Den abschlägigen Bescheid will das MfS ihm aber erst im November mitteilen. Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann schreibt: „Es ist mein Wunsch, Mitarbeiter des MfS zu werden. Ich wäre bereit in einer anderen geförderten Fachrichtung zu studieren. … Ich wäre auch bereit in der Wache der Kreisdienststelle MfS meinen Wehrdienst abzuleisten, wenn ich für das Wachregiment ungeeignet bin. Besteht die Möglichkeit, daß ich Mitarbeiter des MfS werde?“ Auf Befragen mochte sich Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann während der Anhörung nicht an diese Darstellung erinnern. Da das MfS grundsätzlich seine hauptamtlichen Mitarbeiter nicht im „Operationsgebiet“ als „Kundschafter“ einsetzte, könnte hier ein Missverständnis des damals 18-jährigen Herrn Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann vorgelegen haben. Die zu Herrn Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann insgesamt angelegten Stasi-Unterlagen umfassen rund 300 Blätter – 122 Blätter Personalakte und 172 Blätter in der Arbeitsakte. Sie enthalten nach Angaben der Stasi-Unterlagenbehörde 30 Treffberichte der Führungsoffiziere sowie ca. 60 handschriftliche und überwiegend mit seinem Decknamen „Schwalbe“ unterschriebene Berichte von Herrn Dr. Gerd- Rüdiger Hoffmann. Ferner sind 2 mündliche, vom Führungsoffizier aufgezeichnete Berichte des IM vorhanden. Als IM „Schwalbe“ war Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann zunächst in Senftenberg eingesetzt. Sein Gesprächspartner, Unterleutnant Rüdiger Fach, erwartete von ihm Ausführungen zu den Jugendlichen im Flugclub Schwarzheide und zu den „Grenzern” an seiner Schule. Seine Berichte vermitteln den Eindruck, dass IM „Schwalbe” redlich bemüht war, den Anforderungen des MfS gerecht zu werden. So wurde sein Bericht zu den Grenzkadern an der Schule vom MfS sehr positiv aufgenommen. Über die Segelflieger wollte er ein „umfassendes Bild erarbeiten”. Bis dahin berichtete „Schwalbe” „über Jugendliche, die negativ in Erscheinung treten”, indem sie „hetzten”. Als ein Funktionär anlässlich des Tages des Bergmannes vom Blatt ablas, notierte IM „Schwalbe“ eine abfällige Äußerung von Jugendlichen: ”Daß die Funktionäre bei uns nicht von der Sache überzeugt seien, da sie nicht einmal frei sprechen könnten. Anders wäre das bei Goebbels gewesen”. Als während des Abspielens der Nationalhymne ein Knaller explodierte, reagierte das MfS und bat ihren IMS „Schwalbe“ um Feststellungen, ob es sich dabei „um eine Gruppierung handelt”. Die Berichte des IM ”Schwalbe” belegen, dass er – kaum 18-jährig – schon in der Lage war, Sachverhalte klar aufzunehmen und weiterzuleiten und darüber hinaus auch bereit war, detailliert über Personen zu berichten. So beschreibt er einen Mitschüler: ”schlank, blond, etwa 1,75 m groß, lange Haare, gepflegtes Aussehen, höfliches Auftreten, Fußballer, besuchte mit mir gemeinsam die 7. Klasse”. Dieser Mitschüler „erhielt eine Verbandsstrafe wegen unmöglicher Führung beim Klassenfest der 9c (westliche Musik sollte gespielt werden)”. So ähnlich sind auch die späteren Berichte gehalten. Das MfS ist mit ihm zufrieden. Der IM ”Schwalbe” „war sehr pünktlich und sehr gut vorbereitet. Konspiration wurde gewahrt”. Ein Auftrag folgte dem nächsten. Am 18. November 1970 hieß es, er solle über die politische Situation an der Schule, die Rolle der Partei und „negative Kräfte”, über Diskussionen zu Versorgungsschwierigkeiten bei Kaffee, Butter und Kohle berichten. In einem mit „Schwalbe“ unterschriebenen Bericht werden Jugendliche als „Gammler“ bezeichnet. Hierzu in der Anhörung befragt, erklärte Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann, es sei ihm „peinlich“ – „dies als FDJ-Sekretär geschrieben zu haben.“ Im Dezember 1970 wird die „große Einsatzbereitschaft” von Herrn Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann belohnt, auch seine Erledigung von „Sonderaufträgen”, weshalb er dem inoffiziellen Netz des Führungs-IM „Scholz“ zugewiesen wird. Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann wird somit nicht mehr von einem Führungsoffizier des MfS, sondern von einem IM geführt, was als ein besonderer Vertrauensbeweis des MfS anzusehen ist. Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann erhielt in der Zeit von September 1970 bis Juni 1971 ausweislich der zumeist von ihm unterschriebenen Quittungen 5 Geldbeträge durch das MfS, in der Summe 80 Mark; in 3 Fällen handelt es sich um Auslagenerstattungen für im Auftrag des MfS erfolgte Einsätze. Im Einzelnen erhielt er ausweislich der Quittungen am 27. September 1970 für die „Lösung operativer Aufgaben“ 30 Mark und im Weiteren für die „Erledigung operativer Aufgaben“ Beträge zwischen 10 und 20 Mark. Die Unterschrift unter diese Quittungen sah Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann auf Befragen während der Anhörung als die seine an. Nach seinem Schulabschluss und noch vor Einberufung zum Wehrdienst – September/Oktober 1971 – arbeitete Gerd-Rüdiger Hoffmann als Transportarbeiter beim Kraftverkehr Lauchhammer. In dieser Zeit berichtete er gegenüber dem MfS über Arbeitskollegen, charakterisierte Brigademitglieder und gab deren politische Meinungsäußerungen wieder. So unterrichtete er das MfS über einen Kollegen, der „enge Verbindungen zu westdeutschen Spezialisten“ unterhalten würde, sogar „offen zu Arbeitsniederlegungen“ aufgerufen habe. Ein anderer Kollege sehe „regelmäßig Westfernsehen, handelt wahrscheinlich mit Pornographien …, schimpft über unseren Staat und übertreibt bestehende Mängel; hetzt gegen die UdSSR (‚Die Russen beuten uns aus.‘).“ Bei der Anhörung danach befragt, ob Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann sich Gedanken über die Folgen solcher Angaben gemacht habe, führte er aus: Diese Leute seien ihm unangenehm gewesen. Er schließe nicht aus, mit solchen Ausführungen dem MfS gefallen haben zu wollen. Ab November 1971 besuchte Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann die Unteroffiziersschule, danach war er bei den Grenztruppen im Sicherungszug Brandenburger Tor eingesetzt. Das MfS vermerkt: „Der IM versieht seinen Dienst im Sicherungszug Brandenburger Tor und kann überörtlich zur Lösung politischoperativer Aufgaben eingesetzt werden.“ Dies könnte erklären, warum er ab dem 31. Oktober 1972 die Funktion des Inoffiziellen Mitarbeiters im besonderen Einsatz (IME) zugewiesen erhielt. Als NVA-Angehöriger berichtete Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann weiter vornehmlich zu Personen. Er beurteilte Kameraden, bewertete etwa deren Zuverlässigkeit im Grenzdienst. Exemplarisch hierzu eine Aufzeichnung seines Führungsoffiziers vom 11. März 1974: „Der IME bezeichnete ihn [einen Unteroffizier im Sicherungszug] als Fachidioten, weil er neben seiner Qualifikation als Ingenieur keinerlei Interesse zeigt und auch in seinen häuslichen Verhältnissen sehr spießerhaft sein soll.“ Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann erhielt ausweislich einer Stasi-Unterlage am 11. März 1974 den Auftrag, „in den nächsten Tagen je einmal die Gaststätten ‚Zur guten Laune‘ und ‚Drei Linden‘ aufzusuchen. Hierbei sind die genannten Lokale nach folgenden Gesichtspunkten zu beurteilen: Stammgäste, Laufkundschaft, soz. Zusammensetzung, Verhalten und Atmosphäre, welche Personen zeigen aus welchen Gründen Interesse an Verbindungen zu Angehörigen der in diesen Lokalen verkehrenden NVA-Angehörigen.“ In diesem Zusammenhang entstand der Bericht von Herrn Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann über Beobachtungen, die er bei einem Besuch einer „Schwerpunktgaststätte“ gemacht hatte. Es heißt dort unter dem Datum vom 17. März 1974: „Am 13. März 1974 hielt ich mich in der Zeit von 20.00 bis 21.00 Uhr in der Gaststätte 'Feierabend' auf. Während dieser Zeit befanden sich etwa 30 Personen in der Gaststätte, so daß alle Plätze besetzt waren. Unter den Gästen waren: kein Armeeangehöriger in Uniform, etwa 5 bis 6 Frauen (davon 2, die den Stammgästen gut bekannt waren) und etwa die Hälfte der Gäste kann zur Stammkundschaft gezählt werden. … An einem Tisch saßen 7 männliche Personen, die … zur Stammkundschaft dieses Lokals gehört. In diesem Kreis wurde über kein Thema, daß von Interesse sein könnte, gesprochen. An einem weiteren Tisch saßen alleine Männer … und spielten Skat. Gespräche, die an dem Tisch mit 3 männlichen und 2 weiblichen Personen im Alter zwischen 22 und 25 Jahren geführt wurden, konnte ich nicht hören. An meinem Tisch saß eine männliche Person (Alter etwa 28-32 Jahre, volles, rundes Gesicht; dunkelblonde Haare, die ihm bis in den Nacken reichten; sauberes Äußeres), der mir sofort Platz anbot (ohne, daß ich vorher gefragt hatte) und allgemeine Themen der Armee ansprach. … Er betonte mehrmals, dass er mich nicht aushorchen wolle, er wusste, daß wir vor jedem Ausgang über Geheimhaltung belehrt würden. Bis 1965 war er bei der Armee. Er kannte sich aus, wie viel jeder verdient und nannte auch mir, fast auf den Pfennig genau, die Höhe meines Verdienstes. Er wollte meine Dienststellung wissen und wurde unsicher, als ich ihm nur zögernd und seiner Meinung nach eine falsche Antwort gab.“ Hinsichtlich dieses von ihm handschriftlich verfassten Berichtes über die Gäste der Gaststätte „Feierabend“ erklärte Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann bei der Anhörung, dass es sich zwar um seine Handschrift handele, er aber keine Erinnerung mehr daran habe und er kein Gaststättengänger sei. Zu den Berichten über seine Kameraden erklärte Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann, „...dass er keinen Unterschied zwischen der Auskunft an seine Vorgesetzten und dem MfS gemacht habe“. Er führte aus, dass er ständig über andere informieren musste. Ob er hiermit sein inneres Bedürfnis oder einen Druck seitens des MfS beschrieb, blieb bei der Anhörung unklar. In einer Stasi-Unterlage vom 13. April 1974 heißt es: „Am heutigen Tage nahm der oben genannte IME telefonisch die Verbindung zum Mitarbeiter auf. Hierbei entschuldigte er sich zuerst für sein Nichterscheinen am 28.3.1974. Er konnte den Treff aus dienstlichen und gesellschaftlichen Gründen nicht wahrnehmen. Gleichermaßen berichtete er, dass er den 2. Teil des Auftrages noch nicht erfüllen konnte. Er wird dieses nachholen, selbständig einen schriftlichen Bericht fertigen, diesen auf dem Verbindungswege übergeben und gleichzeitig den nächsten Treff vereinbaren. Es wurde vereinbart, dass der IME am Monatsende die Verbindung aufnimmt. Bis dahin ist er auf Grund der Entlassungen und Neuzuführungen übermäßig dienstlich beansprucht.“ An eine vom MfS erhaltene Telefonnummer konnte sich Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann auf Befragen in der Anhörung nicht erinnern. Mit dem Ende des Wehrdienstes 1974 habe seine Neigung, für das MfS Berichte über Mitschüler, Arbeitskollegen und NVA-Kameraden zu schreiben, abgenommen, erklärte Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann bei der Anhörung. Er habe ab 1974 nicht mehr mit dem MfS zusammenarbeiten wollen. Dieser Stimmungsumschwung bildet sich in der Akte nicht ab, hingegen aber seine Weigerung, Mitarbeiter des MfS zu werden. Diesbezüglich heißt es in einem Bericht von Hauptmann Opitz vom 20. Januar 1974: Bei einer Aussprache äußerte Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann, „dass er von einer Tätigkeit im MfS Abstand nimmt. Er will … ein Philosophiestudium … aufnehmen. Der Studienplatz ist ihm bereits sicher.“ Der Führungsoffizier wollte Herrn Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann gleichwohl als Mitarbeiter vorschlagen. IME „Schwalbe“ berichtete auch nach diesem Gespräch weiter an das MfS. Einer Abschlussbeurteilung des MfS vom 13. Juni 1975 ist zu entnehmen, dass es wegen der Versetzung von Herrn Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann im Oktober 1974 in die Reserve „zu keiner aktiven Zusammenarbeit“ mehr gekommen sei. Vielmehr habe Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann sein Studium in Leipzig aufgenommen. Ein zeitweiliges Interesse der HV A, Herrn Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann als IM zu übernehmen, hatte sich spätestens im Mai 1975 erledigt. Die HV A hatte „kein Interesse mehr an einer Übernahme“, heißt es in der Stasi-Unterlage. Die Akte wurde aus diesem Grunde im Archiv abgelegt. Nach seinem Studium arbeitete Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann als Assistent an der Karl-Marx-Universität. Ab dem 23. September 1981 verzeichnete ihn das MfS als IMS „Jürgen“. Die Arbeit mit diesem Aktenvorgang ist noch im Juli 1989 nachweisbar. Der Vorgangsführer des MfS, Wolfgang Stuchly, erwirkte eine „Ausnahmeentscheidung“ für Herrn Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann und eine Mitreisende, wonach bei deren Ausreise aus der DDR am 24. Juli 1989 sowie deren Wiedereinreise am 1. August 1989 über den Flughafen Berlin-Schönefeld die „Abfertigung ohne Zollkontrolle der Person/des TM [Transportmittels], des Gepäcks“ zu erfolgen hatte. Die mit dem 10. Juli 1989 beantragte „Ausnahmeentscheidung“ wurde vom Stellvertreter des Leiters der Hauptabteilung II des MfS (Spionageabwehr) genehmigt. Hiernach bei der Anhörung befragt, erklärte Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann: In den Jahren 1981 bis 1989 habe er seiner Erinnerung nach keinen Kontakt mehr zum MfS gehabt, und er schließe auch Aufträge zu Auslandskontakten aus. Er sei lediglich mit seiner Frau im sozialistischen Ausland gewesen. In welchem Land, darüber wolle er keine Aussage machen. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde die Kooperation von Herrn Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann mit dem MfS erst 2009 durch Medienberichte bekannt. In der Anhörung verwies er auf seine öffentliche Stellungnahme vom 9. November 2010, in welcher er sich wie folgt offenbart habe: „Meine Kontakte zur Staatssicherheit als Schüler und dann bei der Armee waren mir [sic!] bekannt. Darüber habe ich in Leipzig an der Universität auch vor der entsprechenden Kommission und ab 1995, als ich für die Landtagsfraktion und für die Partei im Landkreis aktiv wurde, immer wieder gesprochen. Das Interesse an meinem Fall hielt sich in Grenzen.“ Bei der Anhörung danach befragt, ob ihm bewusst gewesen sei, anderen möglicherweise mit seinen Berichten geschadet zu haben, erklärte Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann: Dies sei nicht seine Denke gewesen, da er in einem hoch sensiblen Bereich gearbeitet habe, in dem die Sicherheit immer gewährleistet habe sein müssen. Solche Berichte hätten der gegenseitigen Überprüfung gedient.

Zusammenfassung Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann hat für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) aufgrund einer freiwilligen Verpflichtung in der Zeit vom 5. Juni 1970 bis 31. Oktober 1972 als Inoffizieller Mitarbeiter zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereiches (IMS) „Schwalbe, danach bis zum 13. Juni 1975 als Inoffizieller Mitarbeiter im besonderen Einsatz (IME) „Schwalbe“ gearbeitet. In dieser Zeit berichtete er über Schulkameraden, Arbeitskollegen und Kameraden bei den NVA-Grenztruppen in auffälliger Intensität. Er lieferte Informationen, die vom MfS aufgegriffen und weiter verfolgt wurden. Für das MfS war er „ein wertvolles Mitglied unseres IM-Systems“. Ob und in welchem Umfang Gerd-Rüdiger Hoffmann auch in den Jahren 1981 bis 1989 als IMS „Jürgen“ aktiv war, konnte angesichts der schriftlichen Überlieferungen nicht abschließend geklärt werden. Er selbst vermag sich daran nicht zu erinnern. Herr Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann erklärte im Nachgang zu seiner Anhörung mit Schreiben vom 14. Oktober 2011: „Entsprechend der Aufgabenstellung der Kommission muss ich zuerst sagen, dass eine Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR meinerseits ‚als erwiesen anzusehen’ ist. Diese Feststellung ist richtig.“

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