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Brandenburg: Einfach gestrickt

Brandenburg will mit einer Landeskampagne und einem neuen Slogan für sich werben. Eigentlich ganz simpel

Potsdam – Man kann immer wieder Rainald Grebe bemühen, wenn man Auswärtigen ein Bild von Brandenburg vermitteln will. Man kann erklären, dass das märkische Lebensgefühl nicht Lafayette, sondern Lidl ist und Nazis keinen zum Verprügeln finden, weil eh alle wegziehen. Aber weil das Grebe-Lied inzwischen akustischen Gilb hat, auch nicht so richtig nett ist und inzwischen wieder viele zuziehen, ist es gar nicht so einfach, die Besonderheiten des Brandenburgischen zu beschreiben. Die Landesregierung hat deshalb die – Berliner – Agentur Scholz & Friends beauftragt, einen griffigen Slogan zu entwerfen, um die Botschaft Brandenburgs in die Welt hinaus zu tragen. Die mit einem Branchenoscar dekorierten Werbegrößen, die bereits den Baden-Württemberg-Spruch „Wir können alles außer Hochdeutsch“ erfanden, haben nun folgenden Sinnspruch für die Mark kreiert: „Brandenburg. Es kann so einfach sein.“

Am 1. Mai soll die Landeskampagne mit Filmen und Plakatmotiven starten. Im aktuellen Doppelhaushalt stehen dafür eineinhalb Millionen Euro zur Verfügung. Für die kommenden beiden Jahre sind insgesamt noch einmal zwei Millionen vorgesehen. Der Grund für die Werbung: Brandenburg, heißt es aus der Landesregierung, sei in der bundesweiten, geschweige denn internationalen Wahrnehmung wenig präsent – das ergab eine bundesweite Umfrage im Vorjahr. Befragt wurden mehr als 1800 Menschen aus Ost und West, darunter auch 200 Verbandsvertreter, Politiker, Wissenschaftler und Unternehmer. Nur 26 Prozent gaben an, ein „eher deutliches Bild“ von dem Bundesland zu haben. Brandenburg werde vielmehr als ein Land „im Osten“ wahrgenommen, „irgendwo bei Berlin“. Begriffe wie „Spreewald“, „Museum Barberini“, „Tropical Islands“ oder „Sanssouci“ seien zwar bekannt, würden aber kaum oder überhaupt nicht mit Brandenburg verbunden.

Das neue Landesmarketing soll das nun ändern. Die Unwissenheit der Auswärtigen habe dabei einen großen Vorteil, teilen die Strategen mit: Brandenburg sei wie ein „weißes Blatt“, das gefüllt werden könne. Beim Befüllen orientieren sich die Berliner Marketingexperten offenbar an gestressten Großstadtfamilien, die auf dem Land Beschaulichkeit suchen – oder besser an ihrer Vorstellung von der Vorstellungswelt der Stadtflüchter. Der neue Werbespruch, der die Mark zur Marke machen soll, soll „Sehnsüchte ansprechen und zum Handeln ermuntern“. Brandenburg solle als ein Land beschrieben werden, in dem es sich im Gegensatz zur hektischen Großstadt Berlin einfach leben lässt, ohne unter Platznot, astronomischen Mieten und schlechter Luft leiden zu müssen. Und von dem aus man dennoch ganz einfach die Metropole erreicht kann, wenn man einfach mal die Nase voll vom Landleben hat. Die Kampagne nehme die Sehnsucht nach einem naturnahen und gesunden Leben auf, das sich aufs Wesentliche konzentriere, so die Staatskanzlei. Diese Sehnsucht, sind die Landesstrategen überzeugt, könne Brandenburg mit seinen Seen, Wäldern und viel märkischem Sand so gut und so einfach erfüllen wie kaum ein anderes Bundesland. Zugleich biete es aber moderne Technik und Infrastruktur – die, das geben die Macher dann doch einfach mal zu – „natürlich noch weiter ausgebaut werden muss“.

Die PR-Aktion verstehe sich deshalb natürlich nicht als Generalversprechen für ein einfaches und unbeschwertes Leben, wird betont. „Das kann natürlich auch in Brandenburg mal schwierig sein“, heißt es in der Kampagnenbeschreibung, die am Mittwoch unter anderem vor Vertretern von pro Agro, Kulturland Brandenburg, Tourismus-Marketing Brandenburg (TMB) und der Investitionsbank des Landes vorgestellt wurde. Es gehe aber um den Lebensstil, die Herangehensweise und die Möglichkeiten in Brandenburg, „das einen Gegenentwurf zum oft hektischen und unübersichtlichen Großstadtleben bietet“. In Brandenburg seien Lebensentwürfe einfacher zu realisieren, wird vollmundig versprochen: mehr Platz, niedrige Kosten, mehr Freiheit. Auch wer gerne am Wasser leben wolle, könne in der Mark fündig werden. Gleichzeitig vermittle „Es kann so einfach sein“ eine Brandenburger Haltung: „Einfach Dinge anpacken und machen – und märkische Bodenständigkeit.“

Die millionenschwere Kampagnenidee ist dabei eines nicht: brandneu. Rheinland-Pfalz wirbt schon seit 2005 für sich mit dem ähnlichen – je nach Betonung – herrlich zweideutigen Spruch: „Wir machen’s einfach.“ Einfach nachmachen – es kann so einfach sein.

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