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Immer schön langsam. Ein Odeg-Zug verlässt den Hauptbahnhof in Richtung Cottbus. Eigentlich dauert die Fahrt nur knapp eineinhalb Stunden. Doch Pendler wissen: „Eigentlich“ ist selten.

© dpa

Brandenburg: Ein warmer Zug

Weil es zu heiß war, schaltete sich eine Regionalbahn immer wieder ab. Wenigstens das Personal blieb cool

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Cottbus - „Achten Sie bitte auf Ihre Nachbarn.“ „Falls es jemandem schlecht geht, kann er sich in die 1. Klasse setzen.“ „Denken Sie daran, regelmäßig zu trinken!“ Nein, über mangelnde Aufmerksamkeit konnten sich Reisende am Dienstagabend im RE 63866 der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (Odeg)  nicht beklagen.

Über die Hitze und die schlechte Luft in den Doppelstockwaggons schon eher, da waren die Angebote der Zugführerin sehr hilfreich. Zumal das Triebfahrzeug des Doppelstockzuges, der aus Wittenberge kam und nach Cottbus wollte, die Schwüle offenbar nicht mehr ertragen konnte: Es schaltete sich einfach ab.

Bereits kurz nach der Abfahrt vom Bahnhof Friedrichstraße gegen 18 Uhr hielt der zu diesem Zeitpunkt erst leicht verspätete Zug zwei-, dreimal außerplanmäßig, nachdem er unvermittelt abgebremst hatte. Der Lokführer bat über den Zugfunk um Entschuldigung: Es habe bereits auf der Fahrt nach Berlin Probleme gegeben, offenbar sei es zu warm, man müsse runterkühlen.

Nur wie, wenn in den Zügen keine Fenster geöffnet werden können? „Wir werden beim Halt in Königs Wusterhausen etwas länger mit geöffneten Türen stehen bleiben“, teilte der Lokführer mit. Noch habe er Hoffnung, den Zug bis Cottbus zu bringen. Doch trotz längerer Pause mit offenen Türen – der Zug hatte nun 35 Minuten Verspätung – ging nach Königs Wusterhausen fast nichts mehr. Mehrfach kam der Zug zum Stehen. Der Lokführer versprach, dass er außerplanmäßig im Bahnhof Halbe halten werde. Dort könnten die Fahrgäste mal aussteigen und frischen Sauerstoff tanken. Immerhin war der Zug gut gefüllt, selbst auf den Treppen saßen Menschen.

Weiter ging es tatsächlich, doch der Zug kam nicht in den Bahnhof Halbe, sondern blieb davor stehen. Der Lokführer bat um Entschuldigung – er wisse auch nicht, warum man ihn nicht auf den Bahnhof lasse. Odeg-Sprecherin Reni Pischke sagte am Mittwoch, die Deutsche Bahn habe den Stopp nicht erlaubt, weil dann auch der Fahrplan für nachfolgende Züge durcheinander gekommen wäre.

Auf freier Strecke durfte natürlich niemand aussteigen. Stattdessen fingen die genervten Reisenden an, zu diskutieren: Einer hatte gehört, dass es mit diesen Zügen schon oft Probleme gab: „Zu viel Elektronik.“ Ein anderer sagte: „Nur gut, dass es kein Flugzeug ist. Hier können wir zur Not die Scheiben einschlagen und raus.“ Der Lokführer schaltete sich wieder ein, bat wieder um Entschuldigung, erklärte, dass man jetzt einiges versucht habe und hoffentlich weiterfahren könne.

Es funktionierte. Zwar kam der Zug noch einige Male zum Stehen, zwar stiegen einige Reisende in Lübben sicherheitshalber in den Intercity um, zwar betrug die Verspätung mehr als eine Stunde und alle Anschlusszüge und -busse waren längst weg, aber der Zug erreichte Cottbus. Ob es die Freundlichkeit des Personals war, oder nur Erschöpfung – die meisten Fahrgäste nahmen’s gelassen.

Berlin-Pendler aus Cottbus sind ohnehin Kummer und Verspätungen gewöhnt. So enden derzeit morgens viele Züge in Königs Wusterhausen und abends gibt es wegen verschiedener Baustellen der Bahn oft Verspätungen. Daran könne die Odeg leider nichts ändern, sagt Sprecherin Reni Pischke. Den Zug habe man aber umgehend repariert. Er hatte es – nachdem er abgekühlt war – sogar noch bis in die Werkstatt in Eberswalde geschafft. Das Problem ist neu, sagte Pischke weiter: Die Elektrik sei überlastet gewesen. Inzwischen sei die Einheit wieder im Einsatz. Auf der RE 2 sind ausschließlich Züge dieser Baureihe unterwegs. Die Pendler können also nur hoffen, dass der Sommer nicht zu heiß wird. Noch hat er ja nicht einmal begonnen.

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