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Jubiläum. Viele Gläubige versammelten sich am Sonntag anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Gedächtniskirche in dem Berliner Gotteshaus. Die Kirche steht neben der Ruine der Kaiser-Wilhelm Kirche, die im Krieg zerstört wurde.

© dpa

Brandenburg: „Ein Traum aus Licht, gefasst in Beton“

Festgottesdienst zum 50. Geburtstag der neuen Gedächtniskirche

Berlin - Vor dem Altar drängten sich die Fotografen: Bundespräsident Christian Wulff, Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und Innensenator Frank Henkel hatten in der ersten Reihe der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Platz genommen. Mit viel Prominenz, brausendem Orgelklang und den schmetternden Stimmen des Staats- und Domchores feierte die Gemeinde am Sonntag das 50-jährige Bestehen des 1961 von Egon Eiermann errichteten und von Bischof Otto Dibelius geweihten Gotteshauses.

Einer Kirche, die „wie keine andere Berliner Kirche“ in der öffentlichen Wahrnehmung für Versöhnung und Frieden stehe. „Sie ist ein deutliches ,Ja‘ zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, mit der schmerzhaften Erinnerung an Krieg und Zerstörung, an Schuld und Versagen.“ So formulierte es Bischof Markus Dröge in seiner Predigt, und so betonte es auch Bischof Christopher Cocksworth aus dem englischen Coventry in einem Grußwort.

Im farbenprächtigen, rot-weißen Messgewand übermittelte er den Berlinern Grüße aus der Stadt, deren Kathedrale ebenso wie die Gedächtniskirche im Zweiten Weltkrieg von Bomben zerstört wurde. Ein Kreuz aus ihren Nägeln steht nun in der Gedächtniskirche. Regelmäßig findet davor ein Friedensgebet statt, und auch Bischof Cocksworth betete am Sonntag mit den Gläubigen: „Vater, vergib die Zerstörung des Krieges – und mir und meinem Land unseren Anteil daran.“

Doch vor allem ist die Gedächtniskirche ein „Traum aus Licht, gefasst in Stahl und Beton“, sagte Pfarrer Martin Germer. Tag für Tag dient der blau erleuchtete Kirchenraum mit seiner goldenen, segnenden Christusfigur über dem Altar den Berlinern und ihren Besuchern als Ort der Stille und der Einkehr. Auch daran erinnerte Dröge in seiner Predigt: Der Bischof erzählte die Geschichte von Maria, die ein Kind erwartet. Die Geschichte einer ganz normalen Berlinerin, die „keine Heilige“ und von der freudigen Nachricht eher schockiert ist. „Als sie eintrat, fiel die Hektik plötzlich von ihr ab, schlagartig, als der Lärm der Straße nicht mehr an ihr Ohr drang“, erzählte Dröge. „Die Kirche, in der sie sich jetzt einen Platz suchte, war in ein meditatives Licht getaucht – als wäre sie nur für sie gebaut, gerade jetzt.“ Maria kommt zur Ruhe, denkt nach, entscheidet sich für ihr Kind. „Seit 50 Jahren kommen Menschen hierher mit den Jas und Neins ihres Lebens. Sie suchen nach Antworten“, sagte Dröge. Doch die Bildsprache der Gedächtniskirche stelle keine einfachen Antworten bereit. „Die Gedanken werden in dieser Kirche nicht eingelullt. Aber sie bleibt Antworten auch nicht schuldig.“

Zum Besuch der Gedächtniskirche sind auch die 30 000 Jugendlichen eingeladen, die vom 28. Dezember bis 1. Januar zum Europäischen Jugendtreffen der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé in Berlin erwartet werden. Doch noch fehlen rund 5000 Schlafplätze für sie. Da war es fast schon eine Ehrensache, dass auch der Taizé-Bruder Andreas im Festgottesdienst zum Kirchenjubiläum kurz das Wort erhielt: Er bat die Gottesdienstbesucher um Unterstützung bei der Quartiersuche – denn die Zeit wird langsam knapp.

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