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Brandenburg: Ein Berg aus illegalem Dreck Weiterer Müllprozess beginnt in Potsdam

Potsdam/Niemegk - Der eine große Müllprozess ist noch nicht abgeschlossen, da beginnt am Amtsgericht Potsdam heute schon der nächste. Wieder geht es um eine Grube.

Potsdam/Niemegk - Der eine große Müllprozess ist noch nicht abgeschlossen, da beginnt am Amtsgericht Potsdam heute schon der nächste. Wieder geht es um eine Grube. Diesmal um die Tongrube Niemegk (Potsdam-Mittelmark). Wieder sind zwei Männer angeklagt, Vater und Sohn im Alter von 73 und 37 Jahren. Die Staatsanwaltschaft Potsdam wirft ihnen unerlaubtes Betreiben einer Anlage und Handeln aus Gewinnsucht vor.

Die beiden Angeklagten haben als Geschäftsführer zweier Firmen die Rekultivierung der Tongrube Niemegk betrieben. Seit 2002 haben sie mit Genehmigung des Landesamtes für Bergbau das Tagebauloch mit Materialien wie Beton, Steinen und Boden befüllt. Über die Jahre erhob sich aus dem Loch ein Berg. Und diese Erhebung besteht offenbar aus allerlei illegalem Dreck. Entgegen der Erlaubnis sollen Vater und Sohn in den Jahren 2009 und 2010 auch andere Materialien verklappt haben. Vor allem Abfälle von Baustellen, ein „Gemisch aus Bauschutt, Holz-, Metall- und Kunststoffresten, Folien und Kartuschen, Eimern, Kanistern, Mineralfasern und Bitumen“, wie es in der Ankündigung des Gerichts zur Hauptverhandlung heißt. Mehr als 220 000 Tonnen von diesem „Gemisch“, in Lkw-Ladungen umgerechnet rund 8800 Lieferungen, sollen die Beschuldigten verscharrt haben. Sie sollen konkurrenzlos günstige Entsorgungspreise geboten und in der Summe mehr als 1,2 Millionen Euro kassiert haben.

Die Parallelen zu anderen Fällen organisierter illegaler Entsorgung in den Tagebauen des Landes Brandenburg sind offensichtlich. Etwa zur schwarzen Deponie in der Kiesgrube Lindower Heide bei Niedergörsdorf (Teltow-Fläming). Auch dort sollte rekultiviert werden. Auch dort wurde im großen Stil verklappt, laut Staatsanwaltschaft Potsdam mehr als 300 000 Tonnen. Dieser Fall beschäftigt nun schon seit Dezember 2016 das Landgericht Potsdam. Auf der Anklagebank sitzen zwei Männer, der Eigentümer der Grube und der ehemalige Betriebsleiter. Ähnlich lief das Verklappungsgeschäft in den Gruben Fresdorfer Heide bei Potsdam und Markendorf bei Jüterbog ab. Die Verantwortlichen wurden zu Bewährungs- und Geldstrafen verurteilt. Andere Verfahren, etwa zu den Gruben Warsow und Vietznitz (beide Landkreis Havelland), stehen noch aus.

Erinnerungen an einen ähnlichen Fall dürften auch in dem 73-jährigen Angeklagten im Prozess um die Tongrube Niemegk hochkommen. Als Eigentümer einer weiteren Grube, der Trottheide bei Zehdenick (Oberhavel), war er selbst darin verwickelt. In der Trottheide wurde wiederholt illegal verklappt, zuletzt zwischen Februar und Mai 2006. Verurteilt wurden die beiden Pächter der Grube. Die Rolle des heute 73-Jährigen blieb unklar. Auch gegen ihn liefen Ermittlungen wegen eines Umweltdelikts, die gegen Geldauflage eingestellt wurden. Michael Billig

Michael Billig

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