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Ehemalige Militärgebiete: Naturerbe verschenkt

Deutsche Bundesstiftung Umwelt erhält vom Bund schützenswerte Flächen im Süden Brandenburgs. Viele dieser Gebiete können wirtschaftlich nicht genutzt werden.

Von Matthias Matern

Potsdam/Osnabrück – Mehrere 100 000 Hektar Land in Brandenburg sind nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1994 in einen Dornröschenschlaf gefallen. Weil die Areale meist weit abgelegen und schwer mit Altmunition belastet sind, ist eine wirtschaftliche Nachnutzung oft ausgeschlossen. Dafür haben im Schatten geborstener Betonruinen einige schützenswerte Tiere und Pflanzen eine neue Heimat gefunden. Zwei dieser ehemaligen Militärgebiete hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) jetzt vom Bund übernommen, darunter den größten Teil des ehemaligen Truppenübungsplatzes Doberlug-Kirchhain. Außerdem übernahm die Stiftung 340 Hektar des sogenannten Zschornoer Waldes an der deutsch-polnischen Grenze bei Cottbus. Seit den 1950er Jahren wurde das Areal als Erdschießplatz von der Luftwaffe genutzt. Beide Gebiete gehören zu einem Paket von bundesweit 33 Flächen, die die BDU gemäß einer Entscheidung der Bundesregierung aus dem Jahr 2000 von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) in Form einer Schenkung übertragen bekommt. Ziel ist es, die zum „nationalen Naturerbe“ erklärten Flächen dauerhaft zu schützen.

Als Eigentümerin der Gebiete firmiert die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Bundesstiftung, die DBU Naturerbe GmbH mit Sitz in Osnabrück. Jährlich pumpt die Stiftung zwischen drei bis fünf Millionen Euro in die Pflege der 33 Gebiete. Der DBU-Tochter gehören mittlerweile vier Areale im Land Brandenburg mit insgesamt rund 10 000 Hektar. Dabei handelt es sich neben dem Truppenübungsplatz Doberlug-Kirchhain und dem Zschornoer Wald um die sogenannte Rüthnicker Heide bei Neuruppin und das Naturschutzgebiet „Forsthaus Prösa“ bei Elsterwerda.

Die beiden neu erworbenen Gebiete sollen gemäß ihres Charakters erhalten oder renaturiert werden. „Dadurch, dass die Gebiete lange Zeit wegen der erheblichen Munitionsbelastung gesperrt waren, haben sich dort seltene Tier- und Pflanzenarten angesiedelt“, erläutert Katja Cherouny, Sprecherin der DBU Naturerbe GmbH. „Wir schauen uns die Gebiete genau an und erstellen dann einen individuellen Entwicklungsplan, der in den kommenden zehn Jahren umgesetzt werden soll.“ So würden etwa naturnahe Wälder sich selbst überlassen und damit in die Wildnis überführt, Monokulturen aufgeforstet und Gewässer bei Bedarf renaturiert, sagt Cherouny. Nicht verwildern sollen dagegen die kahlen Flächen, die etwa durch intensive Panzerübungen entstanden sind. „Die Heidelandschaften sind zwar nicht natürlich, aber besonders wertvoll“, meint Cherouny. Dort lebten zum Beispiel seltene Vögel wie der Ziegenmelker und der Neuntöter.

Zumindest bei Doberlug-Kirchhain und im Zschornoer Wald leben nach DBU-Angaben noch weitaus spektakulärere Tiere. So soll es auf dem knapp 1200 Hektar großen Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes Seeadler, Schwarz- und Rotmilane, Kraniche, Schwarzspechte und Auerhühner geben. Im insgesamt rund 1800 Hektar großen Waldgebiet bei Cottbus dagegen leben laut Stiftung Birkhühner und Wölfe. Bereits im vergangenen Jahr übernahm die DBU rund 1500 Hektar des Gebiets.

Wegen der hohen Belastung mit Munitionsresten und Blindgängern lassen sich die beiden Gebiete nur eingeschränkt erkunden. Besucher dürfen die öffentlichen, markierten Wege nicht verlassen. Langfristig sollen ausgewählte Bereich begehbar gemacht werden. „Die Umweltbildung ist ein wichtiger Pfeiler für uns, die Besucherlenkung auf den jeweiligen Flächen eine zentrale Aufgabe“, sagt DBU Naturerbe-Sprecherin Cherouny. Bei Prora auf der Insel Rügen baue die Stiftung derzeit gemeinsam mit einem privaten Investor für rund 13,5 Millionen Euro ein Umweltbildungszentrum und einen Baumwipfelpfad. „So eine Investition aber kommt für die Flächen in Brandenburg wohl eher nicht infrage“, räumt sie ein.

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