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Vorstellung der ersten Plattfiebel in Brandenburg. 

© Benajmin Lassiwe

Een Book op platt: Erste Brandenburger Plattfibel vorgestellt

Brandenburg will das Plattdeutsche an Schulen stärken. Die alte Hansesprache ist in der Mark bedroht. Deswegen wurde nun die erste Plattfibel vorgestellt.

Potsdam - „Plattdütsch läwt!“, sagt Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). „Un mit de Platt-Fibel foer ganz Brandenborch hebben wi nu een nieen un en wunderboaren Bewies.“ Die gebürtige Hamburgerin ist sichtlich in ihrem Element, als sie zusammen mit Landtagsvizepräsidentin Barbara Richstein (CDU) am Mittwoch im Landtag die ersten Exemplare der neuen Brandenburger Plattfibel entgegennimmt. „Dat jeföllt mi ganz wunderboar.“ 

Doch das Plattdeutsche ist in Brandenburg bedroht. Nur wenige tausend Menschen ganz im Norden der Uckermark und der Prignitz sprechen die Niederdeutsche Sprache noch. Zusammengeschlossen haben sie sich im „Verein für Niederdeutsch in Brandenburg“, dessen Vorsitzender der ehemalige Kulturminister Hinrich Enderlein (FDP) ist. „Bisher haben wir uns vorwiegend damit beschäftigt, die Sprache zu konservieren“, sagt Enderlein. „Eine sterbende Sprache kann man so aber nicht wiederbeleben.“ Dafür seien neue Sprecher nötig.  So entstand die Idee einer Plattfibel für den Unterricht an den Schulen der Region.

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Drei Grundschulen in der Uckermark lehren Plattdeutsch

Derzeit freilich wird Unterricht in der alten Hansesprache nur an drei Grundschulen in Prenzlau angeboten. In der Prignitz dagegen gibt es derzeit nur außerschulische Angebote, etwa in Sewekow oder Putlitz. „Aber den Kindern macht der Unterricht Spaß“, sagt Doris Menke, die zum Vereinsvorstand gehört und an der Erarbeitung der Fibel mitgewirkt hat. Und wer die „Brannenborch Plattfibel“ aufschlägt, findet auch vieles von dem, was Grundschulkinder aus ihrem Alltag kennen. Zusammen mit Klara und Max, einer Siebenjährigen und einem Sechsjährigen, lernen die Schüler, dass Wittstock „een Stadt un keen Dörp“ ist, dass ein „Droahtäsel“ ein Fahrrad ist und wie man auf Plattdeutsch einen Satz bildet. Aber auch „Mien Prignitzlied“ von Hermann Graebke und Max Lindows „Uckermärker Lied“ finden sich in der „Plattfibel“. Und natürlich darf auch die heimliche Hymne aller Plattsnacker, „Dat du min Leevsten büst“, nicht fehlen. 

Wie die Sprache künftig an Brandenburgs Schulen unterrichtet werden soll, ist dagegen noch weitgehend unklar. Im Rahmen der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen hatte sich das Land verpflichtet, die niederdeutsche Sprache weiter zu fördern. Und auch der Koalitionsvertrag der Kenia-Koalition sieht das vor. Die insgesamt 12.000 Euro teure Herstellung der ersten 500 Plattfibeln wurde deswegen auch zu großen Teilen vom Land finanziert. „Wir überlegen derzeit, wie wir noch mehr Plattdeutsch-Angebote an den Schulen machen können“, sagte Ernst. Unterstützung erhält sie dabei sogar von den oppositionellen Linken. „Britta Ernst und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen zeitnah und ernsthaft prüfen, wie die Aktivitäten der Plattsnacker durch staatliche Maßnahmen in den verschiedenen Bildungseinrichtungen „flankiert“ werden können“, sagte deren bildungspolitische Sprecherin Katrin Dannenberg am Mittwoch.

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