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Dürftige Messgrundlagen: Gefahr für Brandenburgs Grundwasser

Brandenburg schneidet bei der Dokumentation von Wasserproblemen im Ländervergleich schlecht ab. Nur die Hälfte der Messstellen sind unbeeinflusst.

Potsdam - Wenn Diplom-Ingenieur Manfred Mödinger über  Grundwasser spricht, fällt ihm schnell ein Vergleich ein. „Die Gesteinsschichten über dem Grundwasser funktionieren wie ein technischer Filter. Ist der Filter gesättigt, lässt er alles durch“, sagt der Wasserexperte, der Getränkehersteller berät und Daten über das Grundwasser in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Brandenburg für die Qualitätsgemeinschaft Biomineralwasser ausgewertet hat.   

Während Baden-Württemberg beim Messen Vorbild sei und die Wasserprobleme „erfreulich detailliert“ dokumentiere, schneide Brandenburg mit seinen „dürftigen Messgrundlagen“ relativ schlecht ab. „Wo nichts gemessen wird, kann auch nichts nachgewiesen werden.“ Doch auch die spärlichen Daten seien „alles andere als beruhigend“, urteilt Mödinger.  Nach einem Bericht des Landesumweltamtes über die Grundwasserbeschaffenheit in Brandenburg von 2006 bis 2012 wurde der zulässige Wert der Nitratkonzentration von 50 Milligramm je Liter um bis zu 329 Milligramm je Liter überschritten. Laut einer Studie des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft wiesen 2015 rund 14 Prozent der Messstellen im Land mehr als 50 Milligramm Nitrat je Liter aus.

Bei rund 40 Prozent der brandenburgischen Messstellen wurden laut Mödinger Pflanzenschutzmittel und ihre Abbauprodukte ermittelt. Nur 52 Prozent der Messstellen seien als unbeeinflusst klassifiziert worden. „Schlimmerweise ist das für ein Flächenland im Verhältnis sogar noch ein guter Wert.“ Dennoch seien auch im Grundwasser Brandenburgs „viel zu viele Stoffe enthalten, die da nicht reingehören“. Mödinger plädiert daher für eine „Generalüberholung“ der Trinkwasserverordnung, die künftig auch Grenzwerte für Verunreinigungen wie Pestizid-Abbauprodukte, Herbizide, Medikamentenrückstände und Süßstoffe festschreiben sollte.   Der Geschäftsführer des Landeswasserverbandstages Brandenburg, Turgut Pencereci, sieht „noch keine dramatische Situation“ beim märkischen Grundwasser. „Aber auch in Brandenburg gibt es Regionen, in denen das Grundwasser als gefährdet gelten könnte“, sagt er.

Die Verunreinigungen seien zum Teil durch Altlasten verursacht worden, aber auch durch Gülle. Sorge bereite ihm auch der Eintrag von Arzneimittelresten. „Das wird uns künftig Probleme machen.“ Für Frank Stieldorf, Geschäftsführer der Rheinsberger Preussenquelle, die nach strengeren Richtlinien Bio-Mineralwasser abfüllt, muss jetzt „der Schalter umgestellt werden“ – für eine generell schärfere Wassergesetzgebung. Bei einigen anderen Quellen und den Wasserversorgern sei es schon schwieriger geworden, die normalen Grenzwerte einzuhalten. Leider habe die EU erst spät gegen Deutschland wegen der Nitratbelastung des Bodens geklagt.   Stieldorf fordert die Politik auf, sich mehr als bisher für den ökologischen Landbau einzusetzen. „Und für die Verbraucher ist eine verstärkte Aufklärung notwendig, denn viele wissen gar nicht, welche Gefahren dem Wasser als wichtigstem Lebensmittel drohen.“ (mit dpa)

Manfred Rey

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