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Manche Schleusen in Brandenburg sind bis zu 100 Jahre alt – wie hier in Kleinmachnow. 

© Andreas Klaer

Drohen Sperrungen?: Schleusenzeit von der Havel bis zur Müritz

Die Wasserstraßen in Brandenburg ziehen jedes Jahre Tausende Bootstouristen an. Auf dem Weg ans Ziel müssen sie oft durch Schleusen, viele von ihnen sind schon alt.  

Potsdam/Eberswalde - Sommerzeit heißt für das wasserreiche Brandenburg immer auch Schleusenzeit: Viele Bootsliebhaber sind mit Kajak, Kanu, Segelboot oder auch Motorboot auf den Seen und Flüssen unterwegs. Die Industrie-und Handelskammer Potsdam (IHK) sieht eine Gefahr für die vielen Tourismus- und Freizeitunternehmen, sollten die Baumaßnahmen an Schleusen auf den Wasserstraßen in der Hauptsaison stattfinden. 

„Das Beispiel der Schleuse Zaaren hat gezeigt, welche immensen wirtschaftlichen Schäden entstehen - sowohl bei Hotellerie und Gastronomie als auch bei Verleihern. Unvorhersehbare Schwierigkeiten bei bis zu 100 Jahre alten Bauwerken sind nie auszuschließen. Doch von vorn herein den Saisonausfall mitzuplanen - das halten wir für fahrlässig“, sagte Uwe Seibt, Tourismus-Referent der IHK Potsdam, der Deutschen Presse-Agentur.

Sanierungen außerhalb der Wassersport-Saison

2019 war die Schleuse Zaaren bei Templin gesperrt worden. Gastronomie und Charterunternehmen vor allem in Brandenburg beklagten Verluste in Millionenhöhe. Skipper mussten in dem Jahr bis zu 200 Kilometer lange Umwege über die Elbe und die Müritz-Elde-Wasserstraße in Kauf nehmen.

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Generell sei es die Strategie seines Hauses, Schleusen nur außerhalb der Wassersport-Saison für Reparaturen zu sperren, betonte der Sprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Oder-Havel in Eberswalde, Michael Scholz. „Die Zeit zwischen dem 1. April und dem 31. Oktober bleibt grundsätzlich außen vor.“ 

In dieser Zeit könnten jedes Jahr zwei bis drei Schleusen saniert werden. In Einzelfällen - wie derzeit bei der Schleuse Kannenburg bei Templin (Uckermark) - sei aber auch eine längere Sperrung notwendig. Der Behörde unterstehen etwa 39 Wasserbauwerke und Schleusen. Das Gebiet reicht vom Norden Berlins bis zur Müritz.

In einigen Jahre drohen Sperrungen im Sommer

Scholz wies darauf hin, dass es in der Region weitere Schleusen gebe, die mehr als 80 Jahre alt und daher äußerst sanierungsbedürftig seien. Dies betreffe etwa die wichtige Schleuse Mirow (Mecklenburgische Seenplatte) als Tor von der Havel zur Müritz sowie die Schleusen Strasen und Himmelpfort (Oberhavel). „In diesen Fällen werden die Arbeiten umfangreicher, so dass auch eine Sperrung während der warmen Jahreszeit notwendig sein wird“, sagte Scholz. Mittelfristig seien dieses Schleusen aber erst in etwa fünf bis sechs Jahren an der Reihe.

Motor- und Hausboote fahren in Mirow (Mecklenburg-Vorpommern) in die Schleuse der Müritz-Havel-Wasserstraße (Archivfoto).
Motor- und Hausboote fahren in Mirow (Mecklenburg-Vorpommern) in die Schleuse der Müritz-Havel-Wasserstraße (Archivfoto).

© dpa

Vor allem die Schleusen Mirow, Canow, Diemitz, Strasen (Mecklenburgische Seenplatte) und Steinhavel bei Fürstenberg gehören mit bis zu 35.000 Wasserfahrzeugen pro Jahr zu den am stärksten touristisch genutzten Wasserbauwerken in Deutschland.

Wichtig findet es IHK-Referent Seibt, dass das Land Brandenburg die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Koordinierungs-Stelle für den Wassertourismus auch tatsächlich mit landesressortübergreifender Zuständigkeit versieht - und dass diese auch als Schnittstelle zum Bund funktioniert. „Gerade nach der Pandemie kann es nur eines geben: Alles tun, damit alle Branchen schnell wieder gesunden. Schleusensperrungen gehören nicht dazu.“

Investitionen in die Infrastruktur

Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wollen sich beim Wassertourismus enger zusammenschließen. So wollen die Länder bei Gesprächen mit dem Bund gemeinsam deutlich zeigen, dass man „ein Revier“ mit 5000 Flüssen und Seen sei, sagten die Wirtschaftsstaatssekretäre, Hendrik Fischer und Stefan Rudolph. „Wir brauchen vom Bund ein klares Bekenntnis dafür, dass, wenn man Schleusen repariert, die Zeiträume mit uns abspricht“, sagte Rudolph. 

In den nächsten Jahren müssten 85 Prozent der Schleusen gewartet oder repariert werden. Es gehe aber nicht nur um die Erhaltung sondern auch um den „gästeadäquaten“ Ausbau der Infrastruktur. Dazu zählten etwa größere Wartebereiche im Bereich der Schleusen, für Kanuten abgesenkte Stege und Wlan Hot-spots. (dpa)

Silke Nauschütz, Klaus Peters

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