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Brandenburg: „Digitalisierung ist kein Jobkiller“

Brandenburg-Studie „Arbeit 4.0“: Zwei Drittel der Firmen sind auf Höhe der IT-Zeit, aber einige Branchen sind im Rückstand

Potsdam - Auf dem Arbeitsmarkt des Landes Brandenburg droht mit der Digitalisierung kein Einbruch. Das ist das überraschende Ergebnis einer neuen repräsentativen Studie „Arbeit 4.0“, die den Wandel der Arbeitswelt in den märkischen Unternehmen untersucht hat, am Dienstag im Kabinett beraten und danach auf einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. „Digitalisierung ist kein Jobkiller“, fasste Arbeitsministerin Diana Golze (Linke) das Ergebnis der Studie zusammen, die die landeseigene Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) in Kooperation mit weiteren Firmen erstellt hat. Der Status Quo wird darin so beschrieben: „Es besteht kein bundeslandspezifischer Digitalisierungsrückstand in Brandenburg.“

Zwar werden demnach bis zum Jahr 2025 durch Digitalisierung und Rationalisierung landesweit 27 000 Arbeitsplätze verloren gehen, vor allem einfache Tätigkeiten etwa im verarbeitenden Gewerbe. Doch da durch modernere Technologien parallel im gleichen Zeitraum 25 700 neue Jobs erwartet werden, läuft es quasi auf ein Null–Summen-Spiel hinaus. Der Negativ-Saldo von 2000 Jobs kann laut Studie im Brandenburger Maßstab bei jetzt einer Million Erwerbstätigen, die bis 2025 auf 1,1 Millionen ansteigen werden, vernachlässigt werden. Brandenburgs Chefwirtschaftsförderer Steffen Kammradt formulierte das so: „Es läuft die vierte industrielle Revolution. Die letzten drei haben uns nicht ins Elend gestürzt“, sagte er. Aber natürlich müsse man das Beste daraus machen.

Für die repräsentative Studie waren 1051 Unternehmen befragt worden, ausgewählt entsprechend der wirtschaftlichen Struktur im Land. „Wir wissen, wo wir stehen“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer. Entgegen mancher Unkenrufe seien die meisten märkischen Firmen digital längst nicht mehr hinter dem Mond. „Wir bewegen uns im Durchschnitt der Bundesrepublik“, so Fischer. Zwar setzen 64 Prozent der Firmen IT-vernetzte Lösungen ein, doch die konkreten Zahlen zeigen zugleich auch den Nachholbedarf, den etwa jede dritte Firma hat: 13 Prozent der Firmen nutzen anno 2018 immer noch gar keine digitalen Lösungen und 22 Prozent gerade einmal IT-Insellösungen, also Computer, die nicht vernetzt sind.

Bei den Branchen schneiden wissensintensive Dienstleistungen, aber auch die Gesundheitswirtschaft gut ab, andere nicht, von denen man es erwarten würde. Zitat: „Bemerkenswert erscheint schließlich, dass der Digitalisierungsstand im Bereich Verkehr und Logistik gering ausfällt“, heißt es. Danach haben 23 Prozent der befragten Firmen aus diesem Bereich angegeben, „keinerlei digitale Technik einzusetzen.“ Und 37 Prozent sind es sogar bei Kleinbetrieben mit bis zu vier Beschäftigten.

Wo Jobs wegfallen? Nach der Studie „werden einfachere Tätigkeiten im verarbeitenden Gewerbe und im Bereich Logistik und Lagerei voraussichtlich Verlierer der Digitalisierung sein“. Auch „einfache Verwaltungstätigkeiten“, so die Prognose, werden „wahrscheinlich ebenfalls an Bedeutung verlieren“. Im Gegensatz dazu wird bei „anspruchsvollen Tätigkeitsfeldern“ ein Aufwuchs erwartet, und zwar nicht nur bei IT-Fachkräften. „Etwas überraschend ist, dass die sozialwissenschaftlichen Berufe bei den unternehmensnahen Dienstleistungen ... am stärksten gewinnen werden.“ Die Erkenntnisse der Studie sollen in die von der rot-roten Regierung jüngst gestartete Digitalisierungsoffensive einfließen. Golze wies auch auf Risiken hin, da sich etwa beim Arbeitsschutz neue Fragen stellen. „Die Arbeitnehmer müssen davor geschützt werden, dass sie immer und überall erreichbar sind.“

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