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Brandenburg: Die Spione kommen

Im November ziehen die ersten 400 Mitarbeiter in die neue BND-Zentrale ein. Tausende werden folgen

Von Frank Jansen

Berlin - Die Residenz ist fertig, Tausende Schreibtische sind aufgestellt, Telefone und Computer angeschlossen. Nun kommen die ersten Geheimdienstler. Nach Recherchen dieser Zeitung beginnt im November der Umzug des Bundesnachrichtendienstes (BND) ins wuchtige Hauptgebäude seiner neuen Zentrale in der Chausseestraße. Den Anfang macht die Abteilung „Internationaler Terrorismus und Organisierte Kriminalität“, knapp 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beziehen ihre Büros. Das ist auch ein Testlauf – geht alles glatt, folgen zwei weitere Umzüge großen Stils im Sommer und Herbst 2018. In einem Nebengebäude ist seit 2014 eine Vorhut zugange.

Der BND selbst, wie üblich eher zurückhaltend, sagt offiziell nur, eine erste Abteilung werde noch in diesem Jahr mit mehreren Hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in die neue Zentrale einziehen. „Oberste Priorität hat für uns, dass die Abteilung dabei durchgehend arbeitsfähig bleibt“, heißt es. Das dürfte in Zeiten permanenter Terrorgefahr auch dringend geboten sein. BND-intern ist übrigens nicht von Umzug, sondern von „funktionaler Konzentration“ die Rede.

Für den Dienst beginnt jedenfalls eine neue Epoche. Der BND etabliert seinen Lebensmittelpunkt in der Hauptstadt. Ein Großteil des Personals, 4000 der 6500 Leute, wird in der Zentrale unterkommen. Derart geballt stand der Nachrichtendienst örtlich noch nie an der Seite der Bundesregierung. Das hat seinen Preis. Der 2006 begonnene Bau der Zentrale, konzipiert vom Berliner Architektenbüro Kleihues und Kleihues, hat mehr als eine Milliarde Euro gekostet. Das Resultat ist ein streng geometrischer Gebäudekomplex. Die wahre Pracht zeigt sich nur innen.

Zwei Lichthöfe ragen acht Geschosse hoch zum Berliner Himmel. Der Durchgang zwischen den Atrien präsentiert sich als opulente Lichtröhrentrasse. Weniger beeindruckend sind die Büros der Nachrichtendienstler. Auf 17 Quadratmetern sitzen zwei Mitarbeiter an Schreibtischen mit je zwei Monitoren. Platz für ein eigenes Archiv oder ein wenig persönliche Deko bleibt da kaum. Auch die Einzelbüros mit elf Quadratmetern wirken nicht gerade üppig. Das Arbeitszimmer von BND-Präsident Bruno Kahl misst schlanke 42 Quadratmeter. Soviel preußische Bescheidenheit dürfte Chefs ausländischer Nachrichtendienste rühren.

Trotz der Enge reicht die Zentrale nicht für den gesamten Bundesnachrichtendienst. Und sollte sie offenbar auch nicht. Der Standort in Pullach (bei München), bislang Hauptsitz des BND, bleibt erhalten. 1020 Mitarbeiter von derzeit 2500 werden dort beschäftigt bleiben. Dass nicht alle Leute ins ferne Berlin abwandern, liegt im Interesse der bayerischen Landesregierung. Dem Vernehmen nach hat sie sich hartnäckig dafür eingesetzt, Pullach mit einer beachtlichen Anzahl von Arbeitsplätzen zu bewahren.

Der BND wird zudem sein provisorisches Domizil in Berlin nicht aufgeben. Das alte Kasernengelände am Gardeschützenweg in Lichterfelde soll dem Dienst erhalten bleiben, da die unruhige Weltlage eine kontinuierliche Aufstockung des Personals erfordert. In der Chausseestraße wäre Platz für zwei Anbauten, aber der Gardeschützenweg steht längst. Und der Campus, geräumig und romantisch, ist bei BNDlern beliebt. Frank Jansen

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