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Brandenburg: Die Energiewirtschaft spielt als Abnehmer kaum eine Rolle

Enno Rosenthal: Die Wirtschaftskrise hat den Holzmarkt stark getroffen. Mittlerweile hat die Nachfrage wieder deutlich angezogen

Herr Rosenthal, viele Branchen hat es in der Krise schwer getroffen. Wie hat die Holzwirtschaft die zurückliegenden Monate verkraftet?

Die Wirtschaftskrise hat auch uns stark erwischt. Die Nachfrage aus der Holzindustrie ist dramatisch eingebrochen. Nicht zuletzt, weil der Export von Holz in die USA als Baumaterial für die dort weitverbreiteten Holzhäuser zum Erliegen gekommen ist. Es gab Umsatzeinbrüche von bis zu 90 Prozent. Noch 2007 lag der Umsatz der Mitglieder der Forstwirtschaftlichen Vereinigung bei etwa 2,7 Millionen Euro. 2008 waren es noch 1,4 Millionen Euro und in diesem Jahr bis Ende September 114 000 Euro.

Wie ist die Lage am Markt derzeit?

Die Konjunktur hat wieder deutlich angezogen. Deswegen hoffen wir, dass wir im vierten Quartal das Jahresergebnis noch deutlich verbessern können. Derzeit ist der Bedarf in der Holzindustrie so enorm, dass bereits gefragt wurde, ob auch über die Festtage geliefert werden kann. Der Preis hat ebenfalls mittlerweile wieder 70 Prozent des Vorkrisen-Niveaus erreicht. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Holzwirtschaft vor der Krise einen Boom erlebt hat.

Wen hat die Krise besonders getroffen?

Die kleinen Privatwaldbesitzer jedenfalls nicht. Die stehen jede Krise durch. Kann nichts abgesetzt werden, bleiben die Bäume einfach stehen. Hart erwischt hat es die Forstdienstleister. Die Betriebe also, die die schweren Erntemaschinen stellen und die Arbeiten in den Beständen im Auftrag der Besitzer übernehmen. Zumeist handelt es sich dabei um Familienbetriebe. Insgesamt hängen in Brandenburg davon 1000 Arbeitsplätze ab. Etwa ein Drittel der Maschinen sind durch die Krise weggefallen. Viele Betriebe sind pleite gegangenen. Jetzt fehlen sie uns.

Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Wie spiegelt sich das am Holzmarkt wider?

Für die Höhe unseres Umsatzes spielt die Energiewirtschaft kaum eine Rolle. Zu 95 Prozent verdienen wir durch den Verkauf an die Holzindustrie. Aus unserem Holz werden entweder Zellstoffe, Spanplatten oder Bauholz. Als kleines Nebengeschäft verkaufen wir zudem Holz an Privatleute, die damit ihrer Kamine heizen.

Warum profitieren Brandenburgs Waldbauern nur so wenig von der Energiewirtschaft?

In ganz Europa ist die Nachfrage nach Holz weit größer als die Menge, die wir anbieten können. Wir verkaufen das Holz dort, wo sich die besten Preise erzielen lassen. Bei der Holzindustrie bekommen wir im Schnitt die Hälfte mehr für die gleiche Menge. Die Energiewirtschaft deckt ihren Bedarf im Wesentlichen über Recycling-Holz, zum Beispiel alte Bohlen und Bretter aus Abrisshäusern, und aus Holz, das bei landschaftspflegerischen Maßnahmen anfällt. Andererseits hat der Aufschwung der Erneuerbaren Energien sich stabilisierend auf den Preis ausgewirkt, da er jetzt nicht mehr nur von der Holzindustrie bestimmt wird. Das allerdings auf Kosten der Allgemeinheit, die diese Konkurrenz durch höhere Stromkosten trägt. Vermutlich aber wird die Energiewirtschaft für uns noch an Bedeutung gewinnen. Ich gehe davon aus, dass sich die Holzindustrie langfristig aus Mitteleuropa verabschieden und verlagern wird, zum Beispiel nach China.

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die märkische Holzwirtschaft?

Wirtschaftlich spielt der Klimawandel noch keine Rolle für uns. Die zunehmenden Wetterextreme, wie die lange Frühjahrstrockenheit, treffen uns aber schon. Der geringe Niederschlag hemmt die Waldverjüngung, da Jungbäume immer häufiger vertrocknen. Viel schlimmer aber ist das Wildproblem. Durch Verbiss und Fegeschäden durch Geweihe sterben zusätzlich viele junge Bäume ab. In manchen Gegenden Brandenburgs gibt es viermal so viel Wild, wie es natürlich wäre.

Das Gespräch führte Matthias Matern

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