zum Hauptinhalt
AfD-Parteivize Gauland wirft dem "Weckruf"-Initiator Bernd Lucke parteischädigendes Verhalten vor.

© dpa

Die AfD und ihr "Weckruf": AfD in Brandenburg: "Wir sind wach genug"

Bernd Lucke will angeblich weder eine neue Partei gründen noch einen Massenaustritt aus der AfD organisieren. Parteivize Alexander Gauland meint, dass es auch ohne Lucke weitergehen würde.

Von

Straßburg/Potsdam - Dafür, dass er gerade eine innerparteiliche Revolution versucht, wirkt Bernd Lucke am Dienstagmorgen relativ entspannt. Er stockt selten, versucht sogar den ein oder anderen Scherz. Nein, die Stoppuhr habe er nicht dabeigehabt, deshalb wisse er auch nicht, wie lange er an seiner Initiative "Weckruf 2015" gearbeitet habe. Lucke hat die Presse in Straßburg zum Gespräch geladen, wo gerade das Europaparlament tagt, um seinen Angriff auf die restliche Parteiführung zu verkünden.

Der "Weckruf 2015" ist Luckes Ansicht nach die letzte Chance, das Ruder in der Partei noch herumzureißen, die Partei "zusammenzuhalten", erläutert er. Eine Initiative, die den "Massenaustritt" und das "Ausfransen der Partei an den Rändern" verhindern soll. Er sei, so der Parteichef überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit in seiner Partei hinter der Initiative stünde und man Probleme nun offener diskutieren könne. Gegenwind kommt von der AfD aus Brandenburg.

Gauland: Weckruf ist innerparteiliches Kampfinstrument

AfD-Parteivize Gauland wirft dem "Weckruf"-Initiator in Potsdam parteischädigendes Verhalten vor. "Wir können nicht dulden, dass jemand die Partei so schädigt. Bei jedem einfachen Mitglied würde ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet", sagt der brandenburgische Fraktionschef. Der "Weckruf" Luckes "birgt die Gefahr in sich, dass er die Partei spaltet." Ein Einlenken lehnt Gauland strikt ab. "Ich sehe nicht, dass wir uns auf ihn zu bewegen müssten. Frauke Petry hat mehrere Anläufe gesucht, um mit ihm zusammenzuarbeiten."

Der Weckruf sei eine "Drohgebärde", erklärt Gauland. "Er ist, wenn es schiefgeht, der Beginn einer möglichen Neugründung." Und: "Er ist als innerparteiliches Kampfinstrument angelegt. "Die Entscheidung, ob Lucke Vorsitzender bleibe, werde wohl auf dem Bundesparteitag fallen. Auf die Frage, ob ein Austritt Luckes ein Drama für die AfD wäre, antwortet Gauland im Stile eines Nachrufes: "Natürlich wäre das nicht schön. Er ist lange das Gesicht der Partei gewesen. Er ist Mitbegründer gewesen. Er hat viel getan." Und trotzdem: Die AfD werde auch ohne Lucke weiter bestehen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Schon zuvor hat seine Landtagsfraktion deutlich gemacht, wie wenig sie von der Initiative des Parteigründers hält. Im Kurznachrichtendienst Twitter ruft die brandenburgische AfD-Landtagsfraktion dazu auf, der neuen Initiative nicht beizutreten. "Brandenburg ist wach genug" steht auf einem geposteten Foto, das Logo "Weckruf 2015" wurde durchgestrichen.

Gekämpft wird mit allen Bandagen

Um den Rückhalt dennoch zu belegen, verkündet Parteichef Lucke seine Revolte gemeinsam mit seinem ehemaligen Vize-Bundesvorsitzenden und Europaabgeordneten Hans-Olaf Henkel, der den Vorstand gerade erst im Streit um den Kurs verlassen hat. Mit dabei sind auch die EU-Abgeordneten Joachim Starbatty, Ulrike Trebesius und Bernd Kölmel. Sie glauben, eine hinreichende Mehrheit hinter sich zu bekommen, um einen Rechtsruck der Partei zu stoppen. Aus der Partei heißt es, mehr als 1000 Mitglieder seien binnen zwölf Stunden dem Aufruf zum Beitritt gefolgt.

Gekämpft wird mit allen Bandagen: Wenige Stunden, nachdem der liberale Flügel um Lucke eine Kampagne gegen rechtsnationale Kräfte in der AfD gestartet hatte, ließen die Co-Vorsitzenden Frauke Petry und Konrad Adam Luckes Zugang zum Mail-Verteiler der Partei sperren. Als sich Lucke daraufhin beim Administrator der AfD beschwerte, blockierte dieser nach Angaben von Parteisprecher Christian Lüth vom Dienstag bis auf weiteres für alle den Zugriff auf die Mitglieder-Datenbank.

Antwort auf den "Weckruf"

Eine neue Partei, wie es am Montag kolportiert worden ist, will Lucke ausdrücklich nicht gründen. Er plane weder die Gründung einer neuen Partei noch betreibe er eine Initiative zum Massenaustritt aus der AfD, versichert Lucke. Die intern zerstrittene AfD will auf einem Parteitag im Juni eine neue Führung bestimmen. Dabei dürfte es zum Showdown zwischen dem wirtschaftsliberalen Flügel, den Lucke vertritt, und dem konservativen Flügel kommen.

Die Antwort auf den "Weckruf 2015" lässt nicht lange auf sich warten. Am Dienstagmittag treten die Lucke-Widersacher vor die Presse, Alexander Gauland in Potsdam und Luckes Co-Sprecherin Petry in Dresden. "Die AfD ist voll handlungsfähig auf allen Ebenen", erklärt Petry im brechend vollen Saal der Landespressekonferenz im Dresdner Landtag. Handlungsfähig auf Kreisebene, in den Ländern und auch am Bund, betont sie. Dass sich in der Partei nun ein "Verein namens Weckruf 2015" gründet, habe sie allenfalls "verwundert".

Zur Startseite