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Rettungskräfte im Juli 2021 bei einem tödlichen Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 96a zwischen Schildow und Schönfließ.

© dpa

„Der Ton ist rauer“: Weniger gewalttätige Angriffe auf Rettungskräfte

Übergriffe auf Rettungskräfte sind nach Angaben von Hilfsorganisationen an der Tagesordnung. Regional gibt es allerdings Unterschiede.

Potsdam - Die Zahl der gewalttätigen Angriffe auf Rettungskräfte in Brandenburg ist laut Innenministerium im vergangenen Jahr zurückgegangen. Für den DRK-Landesverband bedeutet dies aber keine Entwarnung: „Wir haben über die letzten Jahre einen Anstieg an Gewalt, vor allem verbale Gewalt wie Beschimpfungen und Beleidigungen, wahrgenommen“, sagte Sprecherin Marie-Christin Lux. Pro Schicht gebe es mindestens einen Fall verbaler Gewalt. „Der Ton ist rauer geworden, die Dankbarkeit hat abgenommen“, so Lux.

Im vergangenen Jahr zählte das Innenministerium 39 Gewalt-Delikte gegen Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte. 2018 waren es 54 und im Jahr zuvor 55, wie eine Sonderrecherche „Gewalt gegen Rettungskräfte“ im Zeitraum 2016 bis 2020 ergab. Für dieses Jahr liegen noch keine Zahlen vor.

Auch Cindy Schönknecht vom Arbeiter-Samariter-Bund Brandenburg kann von Aggressivität gegenüber Helferinnen und Helfern berichten. „Wieso versperrt ihr den Weg? Ist mir doch egal, ob er verreckt“ - solche und ähnliche Aussagen müssten sich die Einsatzkräfte anhören. Das Problem scheint jedoch regional unterschiedlich stark ausgeprägt: Auf dem Land sei die Dankbarkeit noch größer, berichtete Schönknecht. Übergriffe seien eher ein städtisches Problem.

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Häufig pöbeln Angetrunkene

Notfallsanitäter Frank Erfurth vom DRK-Landesverband weiß aus eigener Erfahrung, wie solche Angriffe ablaufen. „Wir wurden zu einer Schlägerei vor einer Diskothek gerufen, weil es dort Verletzte gegeben haben soll“, erinnerte er sich. Die Rettungskräfte seien zunächst ohne Polizei vor Ort gewesen. „Als wir gerade dabei waren ein verletztes Mädchen zu versorgen, wollten Jugendliche auf uns einschlagen.“ Sicherheitskräfte hätten sich schützend vor die Rettungsleute stellen müssen.

Häufig seien es Angetrunkene, die die Helfer anpöbelten. Aber auch Angehörige, denen es nicht schnell genug gehe oder die in den Versorgungsmaßnahmen eine Gefahr für die Verletzten sähen, machten den Lebensrettern die Arbeit schwer. „Das war früher anders“, so Erfurth, der im Jahr 1987 den Rettungsdienst begann. Man sei zufrieden gewesen, dass Hilfe da sei. Das Anspruchsdenken und die Gewaltbereitschaft hätten sich erhöht. Ob der Job ihm dennoch Spaß mache? „Ja! Daher halte ich auch die paar Jahre bis zur Rente durch.“ (dpa)

Anna Kristina Bückmann

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