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Vorm Umbau. Die Frontfassade bleibt erhalten, der große Saal ebenso. Ab 2012 soll es wieder glanzvolle Momente geben.

© Kai-Uwe Heinrich

Brandenburg: Der Letzte knippst den Projektor aus

Zoo-Palast schließt heute und wird bis 2012 wird saniert / Der neue Pächter will dem Kino „seine Seele“ wiedergeben

Berlin - Zum Abschied wird spät am Abend noch einmal geballert, geflucht und getötet, und dann, wenn Jean Reno gegen ein Uhr nachts alle Bösewichter beseitigt hat, geht in Kino drei der letzte Projektor aus. Mit der Spätvorstellung von „22 Bullets“ schließt in der Nacht zum Donnerstag der Zoo-Palast in der Hardenbergstraße in Berlin, im Januar beginnt die Sanierung. Erst im September übernächsten Jahres soll das Traditionskino wieder eröffnen – mit neuem Angebot, neuem Pächter und neuem Anspruch.

16 Jahre lang wurde das Lichtspielhaus von der Kinokette UCI betrieben, nun wird es im Zuge der Neugestaltung des Zoobogens runderneuert. Mehrere kleinere Kinos im Gebäude werden komplett abgerissen, die historischen Säle 1 und 4 sowie die Außenfassade bleiben jedoch erhalten. Nach dem Umbau stehen im Zoo-Palast nur noch sieben statt bisher neun Säle zur Verfügung, der größte soll von aktuell 1070 auf 850 Plätze schrumpfen. Das Ziel: weniger Massenabfertigung, mehr Komfort für den einzelnen Gast, unter anderem durch breitere Sitze sowie einen größeren Reihenabstand. Der neue Pächter Hans-Joachim Flebbe hat mit diesem Konzept bereits gute Erfahrungen gemacht: Nur acht Gehminuten entfernt betreibt der Hamburger Unternehmer die Astor-Film-Lounge in den Räumlichkeiten des ehemaligen Film-Palasts. Dort haben die Sessel verstellbare Lehnen, die Gäste können noch im Saal ihre Getränke bestellen. Allerdings weiß Flebbe auch, wie man ein Multiplex-Kino mit mehreren Sälen rentabel bespielt. Er ist Gründer und ehemaliger Vorstandschef der deutschen Lichtspielhaus-Kette Cinemaxx.

Der Rückzug von UCI aus der Hardenbergstraße verlief offenbar nicht freiwillig. Nach Tagesspiegel-Informationen hatte sich der Konzern frühzeitig um einen neuen Pächtervertrag bemüht und beim Besitzer der Immobilie, der Bayerischen Hausbau GmbH, ein eigenes Angebot abgegeben. Die gab jedoch Hans-Joachim Flebbe den Zuschlag, schloss Anfang Oktober den Mietvertrag ab. Wohl auch deswegen, weil Flebbe verspricht, dem Kino wieder dessen alten Glanz zu verleihen: Von 1957 bis 1999 war der Zoo-Palast Hauptspielstätte der Berlinale, Stars wie Walt Disney und später Tom Hanks sowie Jodie Foster schritten hier über den roten Teppich. Zur Jahrtausendwende zog das Festival an den Potsdamer Platz, im Zoo-Palast blieben nur die Sektionen „Panorama“ und „Generation“. Der Auftritt von Sibel Kekilli bei der Premiere zu ihrem Film „Die Fremde“ gehörte zu den wenigen Höhepunkten der diesjährigen Berlinale im Zoopalast.

Neupächter Hans-Joachim Flebbe möchte dem Kino „seine Seele wiedergeben“. Allein für den Innenausbau will er vier Millionen Euro investieren, im Foyer plant er eine Cocktailbar, in den Sälen soll die Technik auf den neuesten Stand gebracht werden. Und er verspricht: Nach dem Umbau soll es im Zoo-Palast nie wieder Warteschlangen an den Kassen geben, unter anderem setzt er auf verstärkten Ticket-Verkauf übers Internet. Der Eintritt dürfte gegenüber jetzigen Preisen teurer werden, Flebbe will aber „unter zehn Euro“ pro Karte bleiben.

Für die UCI-Mitarbeiter im Zoo-Palast sieht es weniger gut aus. Wie viele das Angebot einer Abfindung annahmen und wie viele sich an eines der verbleibenden vier Kinos des Unternehmens in Berlin versetzen ließen, will die scheidende Theaterleitung nicht sagen. Auch bei der Konzernzentrale in Bochum gibt niemand Auskunft. Wer sich vom alten Zoo-Palast persönlich verabschieden möchte: Für alle heute geplanten 41 Vorführungen gibt es noch Karten. Sebastian Leber

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