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Der Juli war im Jahresvergleich zu nass und zu warm. Trotzdem ist es in Brandenburg und Berlin zu trocken.

© Patrick Pleul/dpa

Der Juli in Brandenburg und Berlin: Der Wind wird wärmer – und das Wasser knapp

Trotz des nassen Julis war das Jahr bisher zu trocken. Ein Problem nicht nur für Bauern und Waldbesitzer in Brandenburg und Berlin.

Berlin/Potsdam - Bevor der Sommer wiederkommt, müssen wir den Herbst überstehen: Auch dieser Freitag wird so, dass man die Hände in die Jackenärmel ziehen möchte. Dabei ist die Diskrepanz zwischen gefühltem und realem Wetter selten so groß wie in diesem Sommer: Gefühlt ist es zwischen den kurzen Hitzewellen arg ungemütlich. Real war der Juli wärmer als normal, und Brandenburg und Berlin trocknen allmählich aus. Dabei war der Juli war in der Region deutlich zu warm und zu nass.

Jörg Riemann vom Wetterdienst Meteogroup rückt diesem Paradoxon mit Statistiken zu Leibe. Zunächst dem vom gefühlt vielen Regen, von dem bei Gartenbesitzern irgendwie nichts ankommen will: Der Juli liegt mit bisher 77 Litern pro Quadratmeter tatsächlich über dem statistischen Soll. Der Mittelwert liegt bei 54 Litern. Aber mit dem vielen Regen ist der Juli ziemlich allein: Im Juni regnete es nur reichlich halb so viel wie normal, das gesamte Frühjahr war ebenfalls viel zu trocken. Im Februar war es mit fünf statt 37 Litern noch schlimmer. Außer dem Juli war bisher nur der Januar relativ nass. Bloß half das wenig, weil bereits im ganzen Jahr 2014 nur 476 statt der durchschnittlichen 589 Liter fielen. So fehlten dem Boden zu Jahresbeginn bereits elf große Wassereimer pro Quadratmeter; inzwischen sind es 20. Deshalb muss man bis zum Grundwasser graben, um feuchte Erde zu finden. Wenn der Trend anhält, dürften auch kleinere Bäume sowie Hecken und Stauden Probleme bekommen.

Hohe Waldbrandgefahr in Brandenburg

Trotz der großen Regenmengen in Brandenburg sei die Waldbrandgefahr sehr hoch und die Landwirte beklagten sich über trockene Böden, sagte ein Sprecher des Wetterdienstes. Grund seien die starken, aber meist eher kurzen Regenfälle. „Bei Starkregen fließt das Wasser sehr schnell ab und kann nicht richtig versickern.“ Die Böden blieben deshalb in der Tiefe trocken.

Befördert wird die Trockenheit vom Wind, der diesen Sommer tatsächlich heraushebt. Zwei Kriterien werden erfasst: Tage mit mindestens einer Böe ab Stärke sechs („starker Wind“) und solche ab Stärke acht („stürmischer Wind“). Statt der langjährig gemittelten zwölf Sechser-Tage im Juli gab es in diesem Jahr schon 20, und während ein Achter-Tag mit 0,7 statistisch nicht einmal in jedem Juli überhaupt vorkommt, gab es in diesem Juli schon sechs solcher Tage. Obendrein waren es nicht nur einzelne Gewitterböen, sondern richtige Stürme. „Der Nordatlantik ist zurzeit recht kalt“, sagt Riemann. „Zusammen mit der Hitze in den Subtropen ergibt das die Sturmtiefs.“

Hohe Chancen für schönen Spätsommer

Zugleich waren die kurzen Hitzewellen zwischen den kühlen Phasen heftig genug, um diesen Juli insgesamt zwei Grad wärmer zu machen als im Mittel. Auch das ist eine schlechte Nachricht für den Wasserhaushalt: In warmer Luft verdunstet mehr. Immerhin schien auch die Sonne mit 250 Stunden gegenüber 223 Stunden im Mittel überdurchschnittlich lange. Die Durchschnittstemperatur lag mit 19,6 Grad um knapp zwei Grad über dem langjährigen Mitte.

„Der ständige Wechsel aus polarer und subtropischer Luft scheint mal wieder die Siebenschläferregel zu bestätigen“, sagt Riemann. Die Regel, wonach sich Ende Juni die Großwetterlage für den gesamten Hochsommer einstellt, gilt unter Meteorologen als eine der treffsichersten. Daraus leitet Riemann auch einen Trost für die von diesem Sommer Genervten ab: Wenn die Siebenschläferwochen durchwachsen waren, sind die Chancen für einen stabil schönen Spätsommer besonders groß. Und über die nächste Woche können sich Sommerferienkinder ohnehin nicht beklagen: Von Sonntag an sind etwa 30 Grad und viel Sonne in Sicht. 


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