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Brandenburg: Denkmal-Radeln

Berliner Koalition will den Mauerweg schützen. Weiter Gerangel um Tunnel unter Dresdner Bahn

Berlin - Die Berliner Mauer ist – fast – weg. Der Weg dazu ist – fast – noch da. Nun will Rot-Rot-Grün den Mauerweg baulich sichern und als Denkmal schützen lassen. Den Antrag der Koalitionsfraktionen hat das Abgeordnetenhaus jetzt beschlossen.

Über 160 Kilometer ist der heutige Wander- und Radweg lang, der der ehemaligen Mauer folgt – mal auf dem Kolonnenweg der DDR-Grenzer, mal auf dem Zollweg auf West-Berliner Gebiet und gelegentlich auch auf neuen Routen.

Initiiert hatte ihn der heutige Europa-Abgeordnete der Grünen, Michael Cramer. Am Anfang gegen teils heftigen Widerstand. Nichts, aber auch gar nichts, sollte nach dem Mauerfall noch an dieses Bollwerk erinnern. Erst um das Jahr 2000 kippte die Stimmung und das Abgeordnetenhaus beschloss, den immer noch vorhandenen Mauerweg als solchen nun auch auszuschildern. An 29 Standorten erinnern zusätzlich Stelen an die Toten an der ehemaligen Grenze. Auch Touristen haben den Mauerweg inzwischen als Attraktion entdeckt.

In dem Antrag fordern die Abgeordneten den Senat nun auf, zusammen mit Brandenburg ein Konzept zu erarbeiten, wie der Mauerweg ertüchtigt und erhalten werden kann. Er ist nicht durchgängig asphaltiert, und wo er einen festen Belag hat, gibt es inzwischen stellenweise auch schon Schlaglöcher. Ziel sei es, zudem eine umfassende Barrierefreiheit auf dem gesamten Streckenabschnitt herzustellen, heißt es in dem Antrag weiter.

Ein großer Knackpunkt muss aber auch noch gelöst werden: Das Passieren der Trasse für die Dresdner Bahn zwischen Lichtenrade und Mahlow. Nach langem Hin und Her sind sich inzwischen Berlin, Brandenburg und die Gemeinde einig, hier eine Unterführung für den Mauerweg zu bauen, um kilometerlange Umwege zu vermeiden.

Halbherzig zieht auch die Bahn mit. Berlin will den Tunnelbau mit Fördermitteln finanzieren, Brandenburg ist bereit, die Folgekosten zu übernehmen. Doch unterschrieben ist noch nichts – und das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der Dresdner Bahn auf Brandenburger Gebiet geht in die Schlussrunde. Liegt es vor, soll gebaut werden.

Die Bahn will aber, dass die Unterführung vor ihren Arbeiten an der Trasse kommt. Ansonsten würde die Unterführungsbaustelle die schwer zugängliche Baustelle der Bahn auf Berliner Gebiet zwischen der Landesgrenze und dem Bahnübergang Wolziger Zeile in Lichtenrade von den Baulogistikflächen auf Brandenburger Gebiet abschneiden, argumentiert die Bahn. Viel Zeit bleibt trotz aller Einigkeit also nicht mehr.

Auch beim Wiederaufbau der Anhalter Bahn zwischen Berlin-Lichterfelde und Teltow hatte Berlin den Bau von Unterführungen unter den Gleisen der Fern- und der S-Bahn finanziert, um den Mauerweg nicht zu unterbrechen.

Original erhalten ist der Mauerweg bereits nicht mehr überall. Schönefeld hat Flächen von ihm verkauft; ähnliches ist im Landschaftsschutzgebiet Eiskeller in Berlin-Spandau passiert. Der Denkmalschutz soll dies nun in der Zukunft verhindern. Klaus Kurpjuweit

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