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Demografischer Wandel: Schrumpfen und Wachsen in Berlin und Brandenburg

Erstmals seit 2004 sind wieder mehr Menschen nach Brandenburg gekommen als das Land verlassen haben. Im vergangenen Jahr verlagerten 60 900 Menschen ihren Wohnsitz in die Mark, 60 300 zogen weg, teilte das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am Freitag mit.

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Berlin/Potsdam - Berlin ist schwanger und angesagt wie nie – und Brandenburg schrumpft – trotz aller Besserungstendenzen – weiter. Das ist die Quintessenz der am Freitag vorgestellten Bevölkerungs- und Baudaten für beide Bundesländer. Nach den Zahlen des Statistikamtes Berlin-Brandenburg sank die Zahl der Brandenburger im Jahr 2010 um etwa 8300 Personen (-0,3 Prozent). Waren im Jahr davor 2,6 Millionen Menschen in Brandenburg sesshaft, so waren es im Jahr 2010 nur noch 2,5 Millionen.

Aber - und das ist die gute Nachricht für das Schrumpfland Brandenburg – es sind nicht mehr Wegzüge, die die Bevölkerungszahlen sinken lassen. „Die negative Bevölkerungsbilanz resultierte aus dem Sterbeüberschuss von 8940 Personen“, teilten die Statistiker mit. Die Brandenburger sind demnach sesshafter geworden und ziehen nicht mehr in Massen weg – sie bekommen aber noch immer zu wenig Kinder. Bei 27 894 Gestorbenen reichten die 18 954 Neugeborenen nicht für den Ausgleich.

Bei den sogenannten Wanderungen hat Brandenburg dagegen offenbar die Trendwende geschafft: Es ziehen wieder mehr Menschen in die Mark als aus ihr weg. Erstmals seit dem Jahr 2004, so die Statistiker, sei ein positiver Saldo ermittelt worden (600 Menschen). 60 900 Menschen waren nach Brandenburg gezogen, 60 300 Personen hatten das Land verlassen. Besonders gegenüber dem Ausland (+ 2100) und Berlin (+1700) habe Brandenburg einen Wanderungsgewinn verbuchen können, so das Statistikamt. Der Wermutstropfen laut Bericht: „Gegenüber dem übrigen Bundesgebiet war wie auch in den Vorjahren ein Verlust (-3200 Personen) zu verzeichnen.“ Den meisten Verlust machte Brandenburg gegenüber Sachsen (800 Personen) und Hamburg (500 Personen).

Berlin dagegen boomt – und das nicht nur bei Babys. Zeitgleich zum mit vier Prozent höchsten Bevölkerungszuwachs seit 1992 stiegen auch die Touristenzahlen im Mai dieses Jahres um 10,4 Prozent und die Übernachtungszahlen um 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat (für Brandenburg lagen bisher nur die Aprilzahlen vor: ebenfall ein Plus – von 8 Prozent). „Berlin ist einfach die europäische Trendmetropole Nummer 1“, sagte der Sprecher der Tourismus- und Kongress GmbH visitberlin, Christian Tänzler, den PNN: „Wir haben inzwischen knapp 120 000 Betten – fast so viel wie New York – es können also noch mehr Gäste kommen“.

Das Statistikamt registrierte im Mai dieses Jahres 929 000 Berlin-Besucher und mehr als zwei Millionen Übernachtungen. 317 400 Gäste kamen aus dem Ausland. Hohe Zuwachsraten gab es bei Besuchern aus Großbritannien (plus 22,6 Prozent), Spanien (plus18,4 Prozent) und der Schweiz (plus 16,5 Prozent) zu beobachten. „Das war besonders bei Spanien, das mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat, nicht zu erwarten“, sagt Tänzler. Veranstaltungen wie die derzeit laufende Fashion Week oder auch die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen trügen zur weiteren Popularität der Hauptstadt bei.

3,46 Millionen Menschen leben laut Statistik ständig in Berlin, wo im vergangenen Jahr 33 400 Kinder geboren wurden. Dies sind rund 1300 Kinder oder vier Prozent mehr als 2009. Verstorben sind vergangenes Jahr rund 32 200 Berliner. Der Geburtenüberschuss von 1200 Kindern ist sogar der höchste seit 1991. 2009 wurden in Berlin nur 400 mehr Menschen geboren als starben.

Durch die höhere Geburtenzahl und vermehrte Zuzüge ist die Berliner Bevölkerungszahl 2010 bereits das sechste Jahr in Folge gewachsen – im Vergleich zum Vorjahr um 18 000 oder 0,5 Prozent Einwohner mehr: Rund 147 800 Menschen zogen zu, 131 000 Einwohner verließen die Stadt. Die meisten Zuzügler stammten aus den alten Bundesländern.

Angesichts der gestiegenen Einwohnerzahl forderte der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen vom Senat eine aktive Wohnungspolitik. Zwischen Bevölkerungszunahme und Neubau klaffe eine Lücke von fast 8000 Wohnungen, hieß es. Doch auch hier holt die Stadt auf. Ebenfalls am Freitag meldete der Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg, dass die Zahl der Baugenehmigungen in der Region deutlich gestiegen sei. Besonders hohe Zuwächse würden beim Wohnungsbau verzeichnet, sagte Verbandssprecher Hans Erdmann. So habe sich in Berlin beispielsweise die Zahl der Genehmigungen für Mehrfamilienhäuser in den ersten fünf Monaten dieses Jahres fast verdoppelt: Wurden von Januar bis Mai 2010 Baugenehmigungen für 763 Mehrfamilienhäuser in Berlin beantragt, so waren es im gleichen Zeitraum dieses Jahres schon 1434. Allerdings sei das Bauvolumen um 19 Prozent gesunken. Bei dieser Kennzahl steht dann Brandenburg mal wieder besser da als Berlin: Das Volumen der erteilten Baugenehmigungen stieg in Brandenburg seit Jahresbeginn bis Ende Mai um sechs Prozent auf 830 Millionen Euro.

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