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Debatte um „Herr Professorin“ an Uni Leipzig: Auch die FU Berlin überlegt

"Herr Professorin": Der Beschluss der Uni Leipzig, auch männliche Professoren als "Professorin" zu bezeichnen, sorgt für Aufsehen. Dabei wollte der Urheber, ein Mann, offenbar nur eine lästige Diskussion abkürzen.

Der Fall "Herr Professorin" an der Uni Leipzig schlägt Wellen. Schrägstriche, Unterstriche oder Großbuchstaben mitten im Wort: Um zu zeigen, dass sowohl männliche und weibliche Vertreter einer Gruppe gemeint sind, ließen sich Hochschulen einiges einfallen. „Gendern“ heißt das im Fachjargon. Doch was sich die Uni Leipzig hat einfallen lassen, verursacht große Aufregung.  Die Idee zu dieser Neuerung, dass dort auch männliche Professoren als „Professorin“ bezeichnet werden sollen, kam in Leipzig allerdings von einem Mann – und entstand wohl weniger aus politischer Motivation heraus.

Als im Senat der Universität über die Novellierung der Grundordnung diskutiert wurde, störte einige Mitglieder die Schrägstrich-Variante wegen schlechter Lesbarkeit. Um die Diskussion abzukürzen, schlug der Physik-Professor Josef Käs vor, in Zukunft ausschließlich die weibliche Form zu verwenden. Diese sollte sich dann auf beide Geschlechter beziehen, erzählen Beteiligte. „Das war eine spontane Entscheidung ohne politische Ziele“, sagte der Wissenschaftler „Spiegel-Online“. Das Gremium stimmte dafür. Auch das Rektorat segnete später die Grundordnung samt des sogenannten „generischen Femininums“ ab. Nun muss nur noch das Wissenschaftsministerium zustimmen. „Es ist aber nicht davon auszugehen, dass die Grundordnung abgelehnt wird“, sagt Universitätssprecher Carsten Heckmann.

In Deutschland ist die Uni Leipzig mit ihrer Entscheidung zu "Herr Professorin" offenbar Vorreiter. „Es hat sich meines Wissens erstmals eine Universität entschieden, nicht die männlichen Begriffe stellvertretend für die weiblichen zu verwenden, sondern umgekehrt“, erklärt Heckmann. In der Grundordnung stünden jetzt Sätze wie: „Die Universität bestellt eine Beauftragte für Studierende mit Behinderung.“ Das kann dann trotzdem ein Mann sein. In E-Mails, Schreiben und Vorträgen gelte diese Regelung allerdings nicht. Auch müsse nun niemand seinen Dozenten mit „Herr Professorin“ ansprechen. Auch auf der Facebook-Seite der Uni Leipzig gibt es eine breite Diskussion zum Thema – wobei sich viele User eher skeptisch äußern. „Ich muss sagen, dass mich die Heftigkeit einiger Kommentare überrascht hat. Da wird von vielen auch ein Missverständnis gesät, als ob die neue Grundordnung so furchtbar viel verändern würde“, sagt die Rektorin Professor Beate Schücking. Dabei sei die Änderung vor allem ein symbolischer Akt, der möglicherweise helfen könne, die Geschlechterdebatte an den Unis zu beleben.

Könnte Ähnliches in Berlin passieren? Mechthild Koreuber, die Frauenbeauftragte an der FU Berlin, sieht die Entwicklung in Leipzig positiv. „Das ist eine interessante Idee - vor allem vor dem Hintergrund, dass derzeit etwas rückläufig mit der geschlechtersensitiven Sprache umgegangen wird.“ Sie beobachtet, dass in Veröffentlichungen der Universität die maskuline Form verwendet wird, obwohl auch die weiblichen Studierenden angesprochen werden sollen. Deshalb sei die Regelung in der Leipziger Verfassung ein gutes Signal dafür, dass es nicht egal ist, wie man Sprache verwendet. „Eine solche Debatte könnte ich mir an der FU auch vorstellen“, erklärt die Frauenbeauftragte. Für sie wäre es beispielsweise auch denkbar, an der Uni einen Monat lang nur die weibliche Form zu benutzen, um das Augenmerk auf die sensible Verwendung der Begriffe zu lenken.

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