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Schauderhaft. Handschellen, die zum Tode Verurteilte tragen mussten.

© B. Settnik/dpa

Brandenburg: Dauerausstellung zeigt Geschichte der Strafanstalt Görden

Stiftungsdirektor Morsch eröffnet die Schau in Brandenburg/Havel, die ab Montag für Besucher offen ist

Brandenburg/Havel - „Die Parteihengste sollen sich die Kugeln um die Ohren pfeifen lassen, dann wissen sie, was Krieg bedeutet.“ Diese Zeilen schrieb Heinz Timmel seinem Bruder Max 1942 von der Ostfront. Weil Max Timmel (1892-1944) diese Zeilen auf der Arbeit Kollegen vorgelesen hatte, wird er verhaftet - und wegen mehrfacher „Verächtlichmachung“ der Nazi-Führung im Mai 1944 erhängt.

Timmel ist einer von mehr als 2000 Menschen aus ganz Europa, die unter dem NS-Regime im Hinrichtungssaal der ehemaligen Haftanstalt Brandenburg-Görden (Brandenburg/Havel) ermordet wurden. Mit 13 Häftlingsbiografien, zahlreichen Fotos, Dokumenten und Objekten zeigt eine neue Dauerausstellung vom kommenden Montag an die Geschichte der ehemaligen Haftanstalt, von ihrer Erbauung in der Weimarer Republik 1926 bis heute. Denn dort, wo früher überwiegend politische Gegner Hitlers oder des SED-Regimes inhaftiert wurden, befindet sich heute die Justizvollzugsanstalt Brandenburg/Havel.

„Wir beschäftigen uns in der Ausstellung nicht nur mit dem Leben aktiver Widerstandskämpfer“, sagte Sylvia de Pasquale, Leiterin der Gedenkstätte am Donnerstag in Brandenburg/Havel. Auch werden Bilder und Briefe von Wehrdienstverweigerern oder wegen „Plünderung“ Inhaftierter im ehemaligen Direktionshaus des Zuchthauses gezeigt.

Von der Idee bis zur Ausstellungseröffnung habe es 25 Jahre gedauert, erinnert sich Günter Morsch, Direktor der Brandenburgischen Gedenkstätten. Morsch, der seinen Posten in einem Monat an den Historiker Axel Drecoll übergeben wird, freut sich, die Eröffnung noch in seiner Amtszeit miterleben zu dürfen. Es sei schwierig gewesen, ein geeignetes Museumsgebäude zu finden. „Wir konnten die Geschichte der Haftanstalt natürlich nicht innerhalb der jetzigen Justizmauern darstellen.“ Die rot-rote Landesregierung habe dann die Initiative ergriffen, schildert Morsch. Und das ehemalige Direktorenhaus wurde an die Stiftung übertragen. Über eine Millionen Euro habe die Ausstellung gekostet. Die Hälfte wurde mit Fördermitteln des Bundes finanziert.

Am Sonntag werden Kulturstaatssekretärin Ulrike Gutheil und Stiftungsdirektor Morsch die Ausstellung eröffnen, bevor sie dann ab Montag Besuchern offensteht. Anna Kristina Bückmann (dpa)

Anna Kristina Bückmann (dpa)

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