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Die Landesdatenschutzbeauftragte hat die Nutzung von MS Teams im Homeschooling für unzulässig erklärt. 

© Andreas Klaer

Datenschutz im Homeschooling: Landesdatenschutz lehnt Duldung von Teams ab

In einem Schreiben an die Landtagsfraktionen fordern Eltern eine Duldung von MS Teams für das Homeschooling. Brandenburgs  Landesdatenschutzbeauftragte erteilt dem eine Absage. 

Potsdam - Elternvertreter setzen sich für eine Duldung der Nutzung des Videokonferenzprogramms Microsoft Teams im Distanzunterricht ein - Brandenburgs Landesdatenschutzbeauftragte Dagmar Hartge lehnt das aber ab. Elternvertreter aus Potsdam und Potsdam-Mittelmark haben sich am Montag mit einem Schreiben an die Fraktionen im Landtag gewandt. "Wir sehen das abrupte Abschalten von MS-Teams als Gefahr für die Aufrechterhaltung des so wichtigen Online-Unterrichts", heißt es in dem Brief. 

Toralf Reichenbach vom Kreiselternrat Potsdam machte den PNN gegenüber deutlich, es gehe nicht darum, die HPI Schul-Cloud - die vom Datenschutz empfohlene Lösung - schlecht zu machen. "Wenn das läuft, sind wir dafür", sagt er. Doch zum einen gebe es bei der HPI Schul-Cloud Ausfälle und die Nutzung funktioniere nicht immer verlässlich. Zum anderen seien noch immer nicht alle Schulen des Landes angeschlossen.

Forderung: Duldung bis zu Sommerferien

Auch der Landeselternrat steht hinter dem Vorschlag. "Wir müssen über jede Schule froh sein, die einen vernünftigen Online-Unterricht auf die Beine stellt", sagt René Mertens, Vorsitzender des Landeselternrates. "Warum wird den Schulen die Arbeit noch schwerer gemacht?" Er fordert eine pragmatische Lösung: Eine Duldung von MS Teams bis zum Ende des Schuljahres und parallel dazu ein flächendeckender Anschluss aller Schulen an die HPI Schul-Cloud. 

Eine Duldung "erübrigt sich"

Wie berichtet hatte Landesdatenschutzbeauftragte Dagmar Hartge die Nutzung des Programms des US-Softwarekonzerns Microsoft im Distanzunterricht in Brandenburg für unzulässig erklärt. Ein datenschutzkonformer Einsatz der Programme sei im Homeschooling nicht möglich, hieß es. Sollten Schulen Teams trotzdem nutzen, drohten "mögliche Sanktionen durch die Landesbeauftragte", hatte Hartges Büro im Februar den PNN mitgeteilt. Am Dienstag erteilte sie auch der Forderung nach einer Duldung eine klare Absage: "Eine Duldung käme allenfalls in Betracht, wenn keine andere Alternative bestünde, die den Datenschutz angemessen berücksichtigt." Das teilte Hartges Pressesprecher Sven Müller auf Anfrage mit. "Da die Möglichkeit zur Teilnahme an der Schul-Cloud für alle Schulen besteht, erübrigt sich die gewünschte Duldung." 

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Die Datenschutzbeauftragte sieht die Schulen in der Verantwortung. "Anstatt von der Landesbeauftragten zu verlangen, Gesetzesverstöße zu dulden und damit auf mittlere und lange Sicht eine nicht datenschutzgerechte Praxis zu etablieren, wäre es nach unserer Einschätzung im Sinne aller Beteiligten zielführender, eine rasche Teilnahme der noch nicht an die Schul-Cloud Brandenburg angeschlossenen Schulen anzustreben", so der Sprecher. 

Auch nach der Untersagung der Datenschutzbeauftragten verwenden zahlreiche Schulen MS Teams nach PNN-Informationen unter der Hand weiter. Damit befänden sie sich in einer Grauzone - obwohl sie nur eine taugliche Organisation des Distanzunterrichts finden wollen, so Elternsprecher Reichenbach. "Nur als Zwischenlösung greifen einige dieser Schulen auf ein gut funktionierendes System wie MS-Teams zurück", schreiben die Elternvertreter in ihrem Brief. Es sei Schülern und Eltern schwer zu vermitteln, dass ein funktionierendes System gegen eine analoge Übertragung mit „Zettel und Briefkasten“ einzutauschen sei. "Somit wäre hier aus unserer Sicht eine flächendeckende Digitalisierung gescheitert", so die Schlussfolgerung. 

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