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Eine Zulassung des russischen Impfstoffes Sputnik V für Europa wird geprüft.

© Fateh Guidoum/AP/dpa

Coronakrise: Russischer Impfstoff könnte die Lage entspannen

Auch in Brandenburg sind Impfstofflieferungen knapp und teils nicht zuverlässig. Das russische Vakzin Sputnik V könnte nun von der EU-Behörde zugelassen werden und helfen.

Berlin/Potsdam - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat Fehler beim Start der Impfkampagne eingestanden. Es sei ihm nicht hinreichend gelungen, den Menschen klarzumachen, was für „schwierige Wochen“ dem Land bevorstünden, sagte der CDU-Politiker bei der Konferenz „Europe 2021“ von „Handelsblatt“, „Zeit“, „Wirtschaftswoche“ und Tagesspiegel. Nach Weihnachten sei mit dem Start der Impfkampagne eine „Euphorie“ entstanden und der Eindruck, in „wenigen Wochen“ sei alles vorbei. „Ich hätte stärker Erwartungen managen müssen“, sagt Spahn. Ein konkretes Ende des Lockdowns stellt Spahn nicht in Aussicht. „Das hängt davon ab, wie wir mit dem Impfen vorankommen“, sagt er. Auf der Suche nach weiteren Impfstoffen hält Spahn auch eine Zulassung des russischen Vakzins Sputnik V in Europa für denkbar. Von russischer Seite habe es die Bitte gegeben, zu schauen, ob es in Deutschland oder Europa Produktionskapazitäten gebe. „Da sind wir vermittelnd tätig.“ Er freue sich über „jeden Impfstoff, der Wirksamkeit zeigt und sicher ist“. In welchem Umfang das bei Sputnik V der Fall sei, müsse sich die europäische Arzneimittelbehörde anschauen. „Das Verfahren bei der EMA beginnt“, sagte er. Die nun veröffentlichten Daten seien „ermutigend“, müssten aber noch bei der Behörde eingereicht werden. Nach Kritik an fehlenden belastbaren Studien hatten russische Forscher Details veröffentlicht, wonach der Impfstoff eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent habe. 

Nonnemacher: Es gibt keine ideologischen Vorbehalte 

Auch Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hält den Einsatz des russischen Impfstoffs für denkbar. „Kein Mensch hat ideologische Barrieren“, sagte sie am Mittwoch vor Journalisten in Potsdam. Ein Impfstoff müsse den strengen EU-Vorgaben standhalten, dann könne er auch genutzt werden, egal ob er nun in Russland oder China entwickelt worden sei. In Brandenburg wie auch in anderen Bundesländer bereiten weiter verzögerte Impfstofflieferungen sowie fehlende Langfristzusagen seitens der Hersteller Planungsprobleme. So kommt weniger Impfstoff des Herstellers Astrazeneca nach Brandenburg als gedacht. Für Sonntag erwartet das Land laut Nonnemacher eine Lieferung mit 19.200 Dosen. 28.800 weitere sollen am 17. Februar folgen. Doch ob die Lieferung am Sonntag tatsächlich und dann auch in der Höhe erfolge, sei nicht sicher, so die Ministerin. 

Elftes Impfzentrum nimmt die Arbeit auf 

Nichtsdestotrotz eröffnete am Mittwoch das elfte Impfzentrum des Landes in Kyritz (Ostprignitz-Ruppin). Bis zu sieben weitere könnten noch folgen, dafür liefen gerade die Gespräche mit den interessierten Landkreisen, so Gesundheitsstaatssekretär Michael Ranft. In Frage kämen aber nur Standorte, die unter anderem hohe Sicherheitsstandards nach Vorbild der Zentren in Potsdam und Cottbus erfüllen. Insgesamt liegt Brandenburg mit einer Impfquote von drei Prozent derzeit auf Rang vier der Bundesländer. 

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Höchste Zahl an Todesfällen binnen eines Tages 

Bei den Corona-Neuinfektionen in Brandenburg ist weiterhin keine Entspannung in Sicht: Innerhalb eines Tages wurden 540 neue Fälle gemeldet, wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch mitteilte. Gleichzeitig wurden 90 neue Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion registriert – die höchste Zahl in Brandenburg an einem Tag seit Beginn der Pandemie. 

Warnung vor Reisen in Gebiete mit grassierenden Virus-Mutationen 

Brandenburgs Landesregierung hat am Mittwoch eine neue Quarantäneverordnung für Reiserückkehrer aus Risikogebieten beschlossen. Bis zum 4. März gelte weiterhin, dass sich Einreisende aus diesen Staaten grundsätzlich in Quarantäne begeben und auf das Coronavirus testen lassen müssten, teilte die Staatskanzlei am Mittwoch mit. Einreisende aus Staaten, in denen Virus-Mutationen grassieren, müssen nun zusätzlich zwingend einen aktuellen negativen Corona-Test vorlegen. Ministerin Nonnemacher rief dazu auf, möglichst auf Reisen zu verzichten. „Gerade die Einschleppung von Virus-Mutationen und Einreisen aus Hochinzidenzgebieten können die zarten Erfolge der jetzigen Einschränkungen ganz schnell zunichte machen“, sagte sie.

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