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Eins der Brandenburger Impfzentren ist hier in Eberswalde im Sportkomplex Westend. 

© Patrick Pleul, dpa

Corona-Schutzimpfungen in Brandenburg: KVBB will bis Ende Mai digitalen Corona-Impfpass anbieten

Vollgas nach Pannenstart: Arztpraxen wollen die Corona-Schutzimpfungen in Brandenburg komplett übernehmen: Wir schaffen das, so die KVBB.  

Potsdam - Vor dem Landes-Impfgipfel von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) macht die  Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) nun Druck, die Impfzentrem im Land schnell und geordnet auslaufen zu lassen und ab Sommer die Corona-Schutzimpfungen komplett in den Hausarztpraxen durchzuführen. Der "Impfstab" der Regierung im Innenministerium von Minister Michael Stübgen (CDU) lehnt einen solchen kompletten Verzicht auf die Impfzentren bisher ab. Am kommenden Montag soll bei einem "Impfgipfel" der Woidke-Regierung mit Kommunen, DRK und KVBB entschieden werden, wie es mit den Corona-Massenimpfungen weitergeht.   

KVBB: zwei Systeme parallel nicht sinnvoll        

Es sei bald nicht mehr sinnvoll, zwei Systeme parallel zu betreiben, sagte KVBB-Vorstandschef Peter Noack am Mittwoch vor Journalisten, der in diesem Zusammenhang die jüngste Freigabe von Astrazenecca für alle Impfwilligen im Land begrüßte. "Die Ressource Arzt kann man nicht teilen. Ärzte können nicht gleichzeitig in Impfzentren und in ihren Praxen impfen", so der KVBB-Chef. Schon jetzt gebe es Schwierigkeiten, Impfzentren mit Ärzten zu besetzen. Noack betonte, dass die KVBB die niedergelassenen Ärzte nicht dazu aufrufe, Impfzentren zu boykottieren. "Wir werden keinen Aufruf starten: Ärzte geht nicht in die Zentren!", sagte er. "Uns ist aber bekannt, dass so etwas in der Ärzteschaft kursiert."     

Die 1300 Arztpraxen im Land, die alle direkt über das Bundeskontigent Impfstoff bestellen können und davon 410 Modellpraxen zusätzlich auch aus dem Landeskontigent, haben inzwischen die Führungsrolle beim Impfen im Land. Vorige Woche wurden in Arztpraxen dort 74 000 Menschen geimpft, 16 000 in Impfzentren. "Der Beweis ist erbracht, dass das Impftempo in den Arztpraxen funktioniert. Es muss aber mehr Brennstoff hin, also mehr Impfstoff", so Noack. Bislang macht eine Praxis im Schnitt 66 Impfungen pro Woche, "ein bisschen mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein", was auf 100 bis 120 Impfungen gesteigert werden könne, so KVBB-Vorstand Andreas Schwark. 

Die KVBB schätzt ein, dass landesweit über die Praxen pro Woche 150 000 Menschen geimpft werden könnten. Noack stellte klar, dass die KVBB  gegen eine abrupte Schließung der Impfzentren ist, da dort ja bereits Termine für Erst- und Zweitimpfungen vergeben seien. "Das würde sonst zu Bürgerfrust führen." 

Um das weitere Impfmanagement zu klären und mit der eigenen Klientel zu kommunizieren, hat die KVBB eine Woche nach dem Impftreffen bei Woidke einen "ärztlichen Impfgipfel" vorgeschlagen, mit den Verbänden der Ärzteschaft, wofür laut Noack auch der Ministerpräsident eingeladen worden sei. "Wir wissen nicht, ob er dies annimmt oder jemanden schickt". 

Bis zu 150 000 Impfungen pro Woche in Praxen 

Parallel arbeitet die Kassenärztliche Vereinigung (KVBB) mit Hochdruck - und gemeinsam mit der Thüringer Vereinigung - an einem digitalen Impfpass, einem Nachweis, mit dem jeder Geimpfte via QR-Code sofort seine Impfung nachweisen kann. Ziel sei es, dass die Arztpraxen dieses A4-Blatt  nach der Impfung gleich den Geimpften ausdrucken, so KVBB-Vorstand Holger Rostek. "Ziel ist es, dass wir bis Ende Mai und damit vor der Urlaubszeit eine Lösung haben." 

Dabei wolle man versuchen, dass den bereits Geimpften, egal ob in Impfzentren oder Arztpraxen, dieser Nachweis postalisch zugeschickt werde. Die KVBB stellte aber auch klar: "Die Hausarztpraxen stehen nicht als Beglaubigungsstelle für Impfausweise in Papierform zur Verfügung." Den Zuständigkeitswechsel innerhalb der Landesregierung, wo seit Mitte März der Impfstab bei Innenminister Michael Stübgen (CDU) und nicht mehr Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) für die Impflogistik verantwortlich ist, kommentiert die KVBB mit kritischen Untertönen. Läuft das Impfen jetzt besser? Man habe mit dem Gesundheitsministerium vorher gut zusammengearbeitet, antwortete Noack. 

Mit dem Innenministerium habe es Anlaufschwierigkeiten gegeben. Inzwischen sei die KVBB eingebunden, so der Vorstandschef. "Wir können auch unsere Meinungen sagen. Die Entscheidungen liegen beim Impfstab." 

202.323 Brandenburger vollständig geimpft 

In Brandenburg sind nach Angaben des Innenministeriums (Stand 4.5.) inzwischen 202.323 Menschen vollständig geimpft, das sind 8 Prozent der Bevölkerung. Weitere 665.537 Menschen (26,4 Prozent) haben inzwischen ihre Erstimpfung erhalten, also mehr als jeder vierte Brandenburger.    

Von Thorsten Metzner

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