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Mit Sendungsbewusstsein. Adam Gusowski will die Gesellschaft zu mehr politischem Interesse anregen, erst mit seinem Club und nun mit einer Partei.

© Darek Gontarski / Promo

Brandenburg: Club der polnischen Aufklärer

Bildungsprojekt mit satirischem Einschlag: Eine neue Partei will zeigen, wie Politik funktioniert

Berlin - Seit Mitte November 2015 regiert die nationalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit (Pis) in Polen mit absoluter Mehrheit. Den Mitgliedern des in Berlin ansässigen Clubs der Polnischen Versager (CPV) bereitet das Bauchschmerzen. Sie fürchten sich vor einer Spaltung der Gesellschaft in ihrer alten Heimat durch die nationalkonservative Führung. Doch nicht nur die politischen Entwicklungen in Polen, sondern vor allem die in Deutschland sind die Beweggründe der Initiatoren, jetzt eine neue Partei zu gründen: Die Polnische Partei Deutschlands (PPD). „Die Entwicklung der Alternative für Deutschland (AfD) im Parlament, sowie soziale und gesellschaftliche Entwicklungen sind die Hauptbeweggründe, dass wir nun eine politische Fahne zeigen wollen“, sagt Adam Gusowski, Journalist, Autor und Mitbegründer des CPV, dieser Zeitung.

Der Club der polnischen Versager (CPV) ist ein gemeinnütziger Verein und gleichzeitig eine Berliner Institution. Eine Mischung aus Kneipe, Kabarett und Kultureinrichtung. Mit Politsatire wollen die Clubgründer Adam Gusowski und Piotr Mordel den Deutschen Polen erklären – und umgekehrt. 2012 erschien das gleichnamige Buch zum Club mit bissigen, polemischen und selbstironischen Texten. Der Club existiert seit zwölf Jahren, erst in der Tor-, jetzt in der Ackerstraße in Mitte.

Ein konkretes Parteiprogramm gibt es noch nicht. Als „Bildungsprojekt“ will der CPV innerhalb mehrerer Monaten die Partei mit Gleichgesinnten aufbauen und gestalten. „Auf spielerische Art und Weise, mit Humor aber im Ernst wird erklärt, gelernt und geübt, wie die Prozesse ablaufen und was Demokratie bewirkt“, erklärt die PPD ihr Vorhaben auf Facebook. Dadurch erhofft sich die PPD eine vermehrte aktive Teilnahme der Bürger an der deutschen Politik. Wie es nach der Gründung der Partei weitergehen soll, soll erst noch bestimmt werden. In der polnischen Politik will die PPD nicht mitwirken.

Vor 15 Jahren, am 1. September 2001, wurde in Berlin der Club der Polnischen Versager offiziell eröffnet. „In der vergangenen Jahren haben unsere Projekte immer wieder für politische Aufruhr gesorgt“, sagt Gusowski. Beispielsweise vor einem Jahr, als der CPV den Spielfilm „Smolensk“ des Regisseurs Antoni Krauze zeigte. Der thematisiert den Flugzeugabsturz von 2010, bei dem der damalige polnische Präsident Lech Kaczynski und 95 weitere Insassen der Präsidentenmaschine beim Anflug auf einen Flughafen in Westrussland ums Leben gekommen sind. Der Film unterstützt die Verschwörungstheorie vom russischen Attentat auf den polnischen Präsidenten, die auch von nationalkonservativen Politikern der Regierungspartei PiS vertreten wird. Der polnische Botschafter in Deutschland, Andrzej Przylebski, wollte den Film in verschiedenen Kinos in Deutschland zeigen. Doch da der umstrittene Film als Propagandastreifen der rechtspopulistischen Regierung in Polen gilt, wollte ihn kein deutsches Kino zeigen. Der CPV hingegen führte ihn vor, um der rechtskonservativen Presse in Polen den Wind aus den Flügeln zu nehmen. Der CPV war der Meinung, dass der Film sich selbst entlarvt.

Die politische Richtung der Polnische Partei Deutschlands (PPD), die jetzt gegründet wird, ist eindeutig, sagt Adam Gusowski: „Pro demokratisch, pro europäisch und gegen Populismus.“ Für die Parteigründung sind mehrere Treffen, Expertengespräche und satirische Shows geplant. Am diesem Donnerstag soll es eine erste Pressekonferenz geben, am Freitagabend um 20 Uhr ist das erste öffentliche Treffen für Interessierte im Club der polnischen Versager geplant.Anja Zobrist

Anja Zobrist

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