zum Hauptinhalt
Neuland Wahlkampf. Floris Beer ist mit 17 Jahren der jüngste Kandidat bei der Bundestagswahl. Er tritt im Wahlkreis 63, zu dem Frankfurt (Oder) gehört, für Die Partei an.

© Patrick Pleul/dpa

Bundestagswahl 2017: „Die fanden meinen Namen klasse“

Kinderarbeit gegen Kinderarmut? Im Bundestagswahlkampf gibt es viel Schräges Aber nur einer kann deutschlandweit der jüngste Kandidat sein – und der tritt für Die Partei an.

Fürstenwalde - Blaues Hemd, rote Krawatte und grauer Anzug. „Parteiuniform“, sagt Floris Beer trocken. Der 17-Jährige ist am 24. September der jüngste Kandidat bei der Bundestagswahl. Doch Beer, der erst zwölf Tage vor der Wahl 18 wird, tritt im Wahlkreis 63 östlich von Berlin nicht für eine der großen Parteien an – sondern für Die Partei.

Die Partei – ist das ein Witz? „Wir sind keine Spaßpartei, wir sind eine Satirepartei“, sagt Beer. „Wir kümmern uns um ernste Anliegen.“ Satire ist nur das Mittel, mit dem Beer Wähler ansprechen will. „Viele sagen, Jugendliche interessieren sich nicht für Politik.“ Doch das sei nicht richtig. „Die AfD und die FDP sind Spaßparteien“, meint Beer. Die eine, weil sie rechtspopulistisch sei. Die andere, weil sie sich nicht um die armen Leute kümmere. Punkt.

Höheres Flaschenpfand gegen Altersarmut

Das Programm von Die Partei, 2004 von Redakteuren des Satire-Magazins „Titanic“ gegründet, klingt skurril. Bierpreisbremse, Artenschutz für die Grünen oder die Kopplung der Diäten an die Hartz-IV- Sätze, heißt es dort. Zur Bekämpfung der Altersarmut könne das Flaschenpfand erhöht werden, sagt Beer angesichts vieler alter Menschen, die ihr Einkommen mit dem Sammeln von Altglas aufbessern. Und Kinderarmut könne einfach durch Kinderarbeit bekämpft werden.

Doch mit Satire Wahlkampf zu machen, ist verzwickt. „Man trifft immer auch Leute, die die Satire nicht verstehen“, sagt Beer. „Und wir haben immer wieder Beschwerden von Leuten, die das ernst nehmen.“ Darum gebe es auch Ausnahmen, etwa in der Abgrenzung von der AfD.

Beer überlegt, mit Gauland in Kontakt zu treten

„Die meisten AfD-Mitglieder verstehen keine Satire. Denen kann man mit Satire nicht sagen, dass sie in der falschen Partei sind.“ Und die AfD ist im Wahlkreis 63, der unter anderem Frankfurt (Oder) und Beers Heimatstadt Fürstenwalde umfasst, durchaus ein Thema. Denn die Rechtspopulisten treten hier, in einer ihrer Hochburgen, mit Alexander Gauland als ihrem Direktkandidaten an – mit seinen 76 Jahren einer der ältesten Kandidaten. „Ich überlege, mit Gauland Kontakt aufzunehmen – aber vielleicht auch nicht“, sagt Beer.

Wie kommt man dazu, mit 17 für die Satirepartei anzutreten? „Ich war schon immer politisch interessiert“, sagt Beer. Früher sei er oft auf Demonstrationen der Grünen etwa gegen die Atomkraft gewesen, habe dann von Die Partei gelesen. Mit 16 lud er sich den Mitgliedsantrag aus dem Internet runter und unterschrieb. Später sei er zu einer Versammlung nach Potsdam gegangen. Dort habe man ihn ermutigt, den Kreisverband zu gründen. Weil sein Nachname das englische Wort für Bier sei, sei er aufgefallen. „Die fanden meinen Namen klasse.“ Wenig später gründete er mit drei Freunden den Kreisverband. Und als die Bundestagswahl anstand, wollte kein anderer im Wahlkreis als Direktkandidat antreten. Danach mussten dann nur noch die vorgeschriebenen 200 Unterstützer-Unterschriften gesammelt werden.

Bald kommen 250 Plakate

Wahlkampf – das ist für den 17-Jährigen Neuland. Überall hängen schon die Plakate der anderen großen und kleinen Parteien. „Wir hatten Probleme mit der Druckerei“, räumt Beer ein. Doch noch rechtzeitig vor der Wahl sollen 250 Plakate aufgehängt werden. Gesponsert von Spendern. Für das einzige Großplakat gleich auf seinem Schulweg hat er zudem 200 Euro aus der eigenen Tasche investiert.

Beer, der gerne Rad fährt und dessen Oma mächtig stolz auf ihn als Bundestagskandidat sei, gibt sich siegesgewiss. „100 Prozent plus X“ lautet das offizielle Wahlziel seiner Partei. Und wenn es nichts wird? Dann soll erstmal das Abitur gemacht werden, danach ein Jahr ins Ausland und ein Psychologiestudium, um als Therapeut zu arbeiten. Aber auch andere Kandidaturen, etwa als Bürgermeister oder auch für den Kreistag schließt Beer nicht aus. Denn für den Bundestag habe er auch einfach deshalb kandidiert, weil das die erste Wahl nach seinem 18. Geburtstag sei. (dpa)

Rochus Görgen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false