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Brandenburg: Brutale Attacken auf Jugendliche Fälle wecken Erinnerung an Jonny K.s Tod am Alex

Berlin - Die Klingen waren griffbereit, die Täter stachen skrupellos zu: Zwei Messerattacken unter Jugendlichen meldete die Berliner Polizei am Dienstag und Mittwoch. In beiden Fällen waren die Opfer noch im jugendlichen Alter.

Berlin - Die Klingen waren griffbereit, die Täter stachen skrupellos zu: Zwei Messerattacken unter Jugendlichen meldete die Berliner Polizei am Dienstag und Mittwoch. In beiden Fällen waren die Opfer noch im jugendlichen Alter. Zuerst stach ein 14-jähriger Junge am Dienstagnachmittag im Köpenicker Ortsteil Friedrichsfelde auf einen 16-Jährigen ein. Er verletzte ihn lebensgefährlich. Nur rund 24 Stunden später wurde ein 14 Jahre alter Jugendlicher am Alexanderplatz aus einer Gruppe junger Männer beschimpft und vermutlich von einem 18-Jährigen mit einem Messer verletzt.

Beide Taten wecken Erinnerungen an den Fall von Jugendgewalt in Berlin, der 2012 bundesweit Entsetzen auslöste: Am morgigen Freitag, dem 13. Oktober, jährt sich zum fünften Mal der Tod von Jonny K. Der damals 20-jährige Spandauer Fachoberschüler wurde am Alex nach einer Party von sechs jungen Männern angegriffen und dabei so schwer am Kopf verletzt, dass er wenig später an einer Gehirnblutung starb.

Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft wurde gegen den 14-jährigen Messerstecher in Friedrichsfelde noch am späten Dienstagabend „wegen der Schwere des Deliktes“ ein Haftbefehl erlassen, sodass er nun in Untersuchungshaft sitzt. Dies ist bei Jugendlichen, die noch bei ihren Eltern oder in einer betreuten Wohngruppe leben, selten der Fall. Gegen den mutmaßlichen Täter wird wegen versuchten Totschlags ermittelt. Er war am Dienstag gegen 15.30 Uhr mit dem 16-jährigen Opfer in Streit geraten. Dabei soll er ein Messer gezückt und mehrfach auf seinen Kontrahenten eingestochen haben. Der Verletzte liegt auf der Intensivstation einer Klinik.

Die zweite Messerattacke ereignete sich am Mittwoch kurz nach 16 Uhr in der um diese Zeit stark belebten Ladenpassage des S-Bahnhofs am Alexanderplatz. Laut Polizei war dort ein 14-jähriger Syrer mit einem Freund unterwegs. Ohne ersichtlichen Anlass seien sie plötzlich von vier jungen Männern libanesischer Herkunft beschimpft worden. Einer zog dann nach Zeugenaussagen plötzlich ein Messer und stach es dem Syrer in den linken Arm. Daraufhin flüchtete dieser mit seinem Begleiter in den U-Bahnhof und entkam mit der Linie 8 bis zur Jannowitzbrücke. Dort alarmierte der 14-Jährige mit Hilfe eines Fahrgastes die Polizei, deren Beamte am Alex nach den mutmaßlichen Tätern fahndeten.

Unterstützt vom 15-jährigen Freund des Syrers konnten sie dort einen 17-jährigen Tatverdächtigen sowie zwei 18-Jährige vorläufig festnehmen. Nach bisherigen Erkenntnissen soll einer der 18-Jährigen mit dem Messer zugestochen haben. Er wurde der Kriminalpolizei überstellt.

Der Alexanderplatz hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Treff teils gewaltbereiter Jugendlicher entwickelt. Immer wieder geraten sie aneinander oder es werden unbeteiligte Passanten angegriffen. Eine mobile, rund um die Uhr präsente Polizeiwache sollte die Aggressionen stoppen, aber das brachte kaum Erfolg. Zu wenig Beamte waren auf dem unübersichtlichen Gelände eingesetzt.

Deshalb wird nun am Alex seit September eine feste Polizeiwache für eine Million Euro gebaut. Wie berichtet sollen dort bis zu 25 Beamte im Schichtdienst arbeiten und Streife laufen – unterstützt von zwei Wagen mit mobilen Videokameras, die sie beispielsweise an verkaufsoffenen Wochenenden und anderen besonders kritischen Tagen oder Nächten einsetzen können. Christoph Stollowsky

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