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Brückenbau in Brandenburg: Brückenpläne schüren Angst

Oder-Straßenbrücke bei Küstrin-Kietz wird von Polen erneuert. In Ostbrandenburg löst das Sorgen aus.

Küstrin-Kietz - Um es vorwegzunehmen: Gegen eine Erneuerung der maroden Grenzbrücke Küstrin-Kietz (Märkisch-Oderland) hat in der Region niemand etwas. „Aus touristischen und auch wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist das dringend notwendig. Jetzt können da ja nicht mal Busse drüber fahren“, sagt Frank Schütz (CDU), Bürgermeister in Golzow (Märkisch-Oderland).

Es ist jedoch der erwartete Verkehrsansturm, vor dem sich die Anwohnergemeinden entlang der ohnehin schon stark frequentierten Bundesstraße 1 fürchten. Denn die Strecke ist die kürzeste Transit-Verbindung zwischen Berlin und der boomenden Sonderwirtschaftszone im polnischen Grenzort Kostrzyn. Absehbar ist, dass mit einem modernen Neubau die bisherige Beschränkung auf Lastwagen bis zu 7,5 Tonnen wegfällt und dann auch Schwerlasttransporter durch die Anwohnergemeinden donnern könnten.

Reimar Wendland, Chef der Bürgerinitiative B1, spricht in diesem Zusammenhang von vorsätzlicher Körperverletzung. „Neben der Lärmbelästigung bekommen wir es dann auch mit krebserregenden Stickoxiden und giftigem Feinstaub zu tun“, sagt er. Denn von den 2400 Transportern, die dann täglich den Straßen-Grenzübergang und die B1 nutzen, seien die meisten „osteuropäische Dreckschleudern“, wie er sagt.

Die Zahlen hat seinen Angaben nach Brandenburgs Verkehrsministerin Kathrin Schneider (SPD) selbst genannt, als Vertreter der Bürgerinitiative Anfang März im Infrastrukturausschuss des Landes in Potsdam waren. Antworten auf drängende Fragen der Anwohner zu den Brückenbauplänen habe es jedoch nicht gegeben, beklagt Wendland.

Die regionale CDU-Landtagsabgeordnete Kristy Augustin kritisiert ebenfalls: „Wir wissen seit Jahren, dass die neue Brücke kommt, werden aber über die genaue Umsetzung im Unklaren gelassen.“ Das geht auch Gernot Schmidt (SPD), dem Landrat von Märkisch-Oderland, trotz seiner guten Kontakte ins Nachbarland nicht anders. „Die Brücke ist Sache der polnischen Zentralregierung, da wissen selbst die Kommunalpolitiker in der Grenzregion nichts“, sagt er. Erst wenn das deutsch-polnische Regierungsabkommen zum Brückenbau in Kraft trete, werde mit der polnischen Seite eine Planungsvereinbarung geschlossen. „Erst dann wissen auch wir mehr zu Bauterminen und Verkehrsprognosen“, erklärt Steffen Streu, Sprecher im Brandenburger Infrastrukturministerium. Derzeit sei der Vertrag aber noch in der Prüfung durch die Europäische Union.

Was Wendland und seine Mitstreiter aber dennoch auf die Barrikaden treibt: Das Ministerium sieht die B1 für den zu erwartenden Warentransport-Ansturm gut ausgebaut. Schon seit Jahren wird die Straße von Transportern genutzt, die die Autobahn-Maut umgehen wollen und erst kurz vor der deutsch-polnischen Grenze bei Frankfurt (Oder) wieder auf die A12 fahren. „Ich befahre die B1 selbst regelmäßig und kenne die Probleme von kilometerlangen Autokolonnen bis hin zu Lkw-Rennen“, sagt die Abgeordnete Augustin. „Einem weiteren massiven Anstieg des Verkehrs auch mit Schwerlasttransportern ist die Trasse keinesfalls gewachsen.“ Im Ministerium sei niemand darauf vorbereitet, „was da auf uns zukommt“, so ihr Eindruck. Die Infrastruktur muss im Vorfeld der Brückenerneuerung ausgebaut werden, sind sich die Beteiligten in der Region einig. „Das reicht von Überholstrecken über Park- und Rastplätze für Transporter bis hin zu Tempo 30 für Brummis in den Ortsdurchfahrten oder auch Nachtfahrverboten“, so Bürgermeister Schütz.

Landrat Schmidt sichert seine Unterstützung zu, kündigt sogar nicht näher benannte Maßnahmen an, sollten die Forderungen aus der Region nicht berücksichtigt werden. Er weist aber auch darauf hin, dass zunächst eine verlässliche Verkehrsprognoseplanung notwendig sei. „Um nicht länger im Nebel zu stochern, brauchen wir auch klare Aussagen zum Brückenneubau, zum Zeitplan und den Rahmenbedingungen vom Land“, sagt er. Diese Informationen ergäben sich erst aus den weiteren Planungen, sagt Ministeriumssprecher Streu. Er versichert, dass die Region künftig regelmäßig informiert werden soll.  (dpa)

Jeanette Bederke

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