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Braunkohle in Brandenburg: Giftiges Arsen im Ockerschlamm

Die verheerenden Folgen des Braunkohleabbaus in Brandenburg: Am Tagebau Welzow haben Umweltschützer im Ockerschlamm eine hohe Konzentration von Schwermetallen gemessen.

Potsdam - Im Ockerschlamm aus Spree-Fließen rund um den Braunkohle-Tagebau Welzow hat die Umweltschutzorganisation überhöhte Werte von giftigem Arsen festgestellt. So steht es in einem Gutachten des BUND Brandenburg, das am Montag in Potsdam vorgestellt wurde. Danach enthält Schlamm aus Spreefließen nicht nur die bekannten drastisch überhöhten Eisenkonzentrationen, die zur Verockerung und damit zur sogenannten braunen Spree, ihrer Fließe und damit auch des Spreewaldes führt.

Vielmehr haben die Proben, die aus ausgebaggertem und am Ufer abgelagertem Schlamm von vier Fließen um den Tagebau Welzow südlich von Cottbus entnommen wurden, auch hohe Konzentrationen von weiteren Schwermetallen wie Blei, Kupfer, Nickel und Zink festgestellt. „Das darf man nicht einfach ignorieren“, sagte BUND-Geschäftsführer Axel Kruschat am Montag in Potsdam. Er forderte das Umweltministerium, die Kreisumweltbehörden und die Wasser- und Bodenverbände auf, umfassende Untersuchungen des Schlamms aus den Fließen vorzunehmen. „Dann muss man neue Prüfungen durchführen“, sagte er. Zum anderen dürfe ausgebaggerter Schlamm nicht länger in die Landschaft gekippt, sondern müsse deponiert werden. Wenn nötig, müsse der Schlamm nachträglich entsorgt und deponiert werden, forderte Kruschat.

Zwar hat sich mit der 2015 in Betrieb genommenen Grubenwasseraufbereitungsanlage bei Welzow die Qualität des aus dem Tagebau in die Fließe abgeleiteten Wassers „deutlich erhöht“, bestätigte Kruschat. Trotzdem deuten die Messungen darauf hin, dass sich in den Jahren zuvor weit mehr Schwermetalle im Schlamm angereichert und abgelagert haben als bekannt.

Im ausgebaggerten Schlamm, den der Bund etwa vom Ufer des Steinitzer Fließes entnahm, wurde konkret eine Konzentration von 95 Milligramm Arsen je Kilogramm gemessen. Der Grenzwert für Baggergut liegt lediglich bei 20 Gramm. Was darüber hinausgeht, müsste auf einer Deponie entsorgt werden, sagte Kruschat. Und in der Probe vom Haidemühler Teichgebiet – mit vielen Angelgewässern – lag der Arsenwert bei 40 Milligramm je Kilo, am Petershainer Fließ bei 25 Milligramm und am Zulauf vom Görigker See bei 21 Milligramm. Für Ackerflächen – die Fließe grenzen oft an Felder an – liegt der Arsengrenzwert bei nur 0,4 Milligramm je Kilo. In der Nähe der einen Probestelle sei eine Wohnsiedlung mit Kleingärten, sagte Kruschat. „Wurde hier das Wasser zum Gießen benutzt?“ Er wolle das Problem nicht dramatisieren, er rechne nicht damit, dass es akute Gesundheitsgefahren gibt. Er denke auch nicht, dass die Spreewaldgurke giftig sei. Doch wegen der Messergebnisse müsse man weitere Überprüfungen vornehmen. Zudem geht der Bund davon aus, dass das Problem nicht auf das Gebiet um den Tagebau Welzow-Süd beschränkt ist. Wahrscheinlich betroffen sind nach der geografischen und geologischen Lage laut Kruschat mindestens auch das Flüsschen Kochsa bei Spremberg und das Bärenbrücker Teichgebiet.

Unterstützung kam am Montag von der Grünen-Landtagsfraktion. Nach den „besorgniserregenden Informationen über eine giftige Kontaminierung des ausgebaggerten Schlamms“, sagte Heide Schinowsky, sei „als Überwachungsinstanz das Brandenburger Landesbergamt jetzt dringend gefordert, dem nachzugehen“. Bestätige sich die Kontaminierung des auf Acker- und Grünlandflächen gelagerten Ockerschlamms, müsse das Land den Bergbaubetreiber zur Räumung verpflichten. Die Praxis, ökologisch sensible Gebiete als Absetzbecken für Eisenocker zu nutzen, sei höchst problematisch. Schinowsky hofft auf nähere Informationen bei einem Vor-Ort-Besuch von Umwelt- und Energieausschuss am 3. Mai.

Der Bergbaubetreiber Leag will sich die BUND-Untersuchung anschauen. Die Fließe würden vom zuständigen Wasser- und Bodenverband regelmäßig ausgegraben, man gehe von einer sachgerechten Arbeit aus. Das Wirtschaftsministerium erklärte, der übliche Ablauf sei, das Baggergut nur temporär zur Trocknung zu lagern und es später zu verwerten oder zu entsorgen. Entscheidend aus Sicht der Bergbehörden sei, dass die Eisenhydroxidschlämme zwar höhere Arsenwerte aufwiesen, diese aber im Schlamm hängen blieben und nicht ausgewaschen würden.

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