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Kohle war gestern. Der Tagebau Cottbus-Nord in Heinersbrück soll geflutet werden, um einen See zu schaffen.

© Bernd Settnik/dpa

Braunkohle-Gruben in der Lausitz: Ostsee bei Cottbus

Nördlich von Cottbus soll ein stillgelegter Tagebau zum größten See Brandenburgs werden. Die Vorbereitungen haben bereits begonnen, 2024 soll die Grube vollständig geflutet sein. Doch es gibt Kritik an den Plänen.

Cottbus - Jahrzehntelang wurde die Erde nördlich von Cottbus umgegraben, um an Braunkohle zu kommen. In der Grube, die im Dezember planmäßig stillgelegt wurde, sollen demnächst wieder riesige Erdmassen bewegt werden. Der Energiekonzern Vattenfall will den größten See Brandenburgs anlegen, den Cottbuser Ostsee. Ab etwa 2024 sollen dort Einheimische und Touristen baden, angeln oder am Strand ausspannen können. Der Rückbau der Geräte und Anlagen in der Grube hat schon begonnen.

Bis zum Frühjahr sollen die Zuggleise und bis Jahresende die Geräte entfernt sein, wie die verantwortliche Bergbauplanerin von Vattenfall, Birgit Schroeckh, am Freitag in Cottbus sagte. Die große Abraumförderbrücke- werde gesprengt. Vor rund zwei Monaten hatte der letzte Kohlezug den Tagebau verlassen. Seit 1981 war dort Kohle gefördert worden.

80 Prozent des Wassers kommt aus der Spree

Voraussichtlich im Winter 2018/2019 soll erstmals Spreewasser in die Grube geleitet werden. Etwa im Jahr 2024 soll sie vollständig geflutet sein. Zu 80 Prozent kommt das Wasser nach Vattenfall-Angaben aus der Spree, der Rest ist Grundwasser. Nach der Flutung soll es eine dauerhafte Verbindung zum Fluss geben.

Für das Projekt sind nach Konzernangaben 200 Millionen Euro vorgesehen. Der See soll einmal 1900 Hektar groß sein. Zum Vergleich: Der Senftenberger See weiter südlich hat eine Wasserfläche von 1300 Hektar. Die Müritz, der größte See in Deutschland, ist 11 700 Hektar groß. Die Wassertiefe soll im Ostsee überwiegend etwa drei Meter betragen.

Vattenfall beantragte für die Flutung beim Land ein wasserrechtliches Planfeststellungsverfahren. Eine Entscheidung steht noch aus. Vattenfall geht davon aus, dass es voraussichtlich im Laufe des Jahres 2017 Klarheit geben wird. Das Genehmigungsverfahren zur Flutung des Sees verzögert sich aus Sicht des Umwelt-Netzwerks Grüne Liga aufgrund der vielen vorgebrachten Bedenken. Die ursprünglich für Ende 2015 angekündigte Erörterungsversammlung sei inzwischen um fast ein Jahr verschoben worden.

Vattenfall will Braunkohlesparte in der Lausitz verkaufen

Die Braunkohlesparte in der Lausitz will Vattenfall schon seit Längerem abstoßen. Der schwedische Staatskonzern betreibt vier Braunkohlegruben in Brandenburg und Sachsen und mehrere Kohlekraftwerke. Noch in diesem Jahr soll feststehen, ob ein Verkauf zustande kommt. Das Projekt Cottbuser Ostsee ist Teil der Verkaufsverhandlungen, wie der Konzern mitteilte.

Neben Befürwortern gibt es auch kritische Stimmen zu dem Badesee. „Eine angebliche gute Wasserqualität im künftigen Restsee des Tagebaues ist ein Märchen. Mehrere Jahrzehnte nach dem Kohleabbau können enorme Kosten auf die Allgemeinheit zukommen, falls die Behörden den Betreiber zu zeitig aus der Verantwortung entlassen“, sagte René Schuster vom Umwelt-Netzwerk Grüne Liga. Es gibt zudem Befürchtungen, dass das Problem des Eisenockers an manchen Stellen der Spree – auch eine Folge von stillgelegten Tagebauen – hier auch auftreten könnte und das Wasser braun verfärbt.

Skepsis über Wasserqualität

Und manche Anwohner befürchten, dass ihre Keller mit Wasser volllaufen könnten, weil die Oberkante der Seefläche über der Höhe der Ortschaften liegt. In beiden Fällen versicherte Vattenfall, dass es dazu nicht kommen werde. Zur Wasserqualität sagte der Leiter der Geotechnik bei Vattenfall, Ingolf Arnold: „Das Wasser der Spree ist sehr gut.“ Zudem gebe es in der Grube Sand mit einem hohen Kalkanteil, was sich günstig auf die Seewasserqualität auswirke.

Schuster von der Grünen Liga hält diese Behauptung für Unsinn. „Nach der Flutung mit Spreewasser haben Tagebauseen zunächst oft eine gute Wasserqualität“, sagte er. „Danach nimmt jedoch der Einfluss des Kippengrundwassers zu, ein als Wiederversauerung allgemein bekanntes Phänomen.“ Der Restsee des Tagebaues Cottbus-Nord würde nur im Nordosten dauerhaft von Spreewasser durchflossen werden. Der größte Teil des Sees könnte dagegen langfristig vom versauerten Grundwasser geprägt sein.

Die Grünen im Potsdamer Landtag forderten die Landesregierung nun auf, strenge Sulfat-Grenzwerte für das Seewasser festzuschreiben, das über die geplante Verbindung in die Spree fließen wird. Das solle verhindern, dass der Badesee zu möglichen Problemen spreeabwärts bei der Trinkwassergewinnung beitragen könnte. (mit Alexander Fröhlich)

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Anna Ringle

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