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Auf der Landesliste setzte sich Julian Brüning gegen Dieter Dombrowski durch. 

© Annette Riedl/dpa

Brandenburgs JU-Chef im Interview: „AKK ist blass geblieben“

Brandenburgs Junge-Union-Chef Julian Brüning über seine Ziele als jüngster Abgeordneter im Landtag, die Keniaverhandlungen in Brandenburg, wilde Möhren und Annegret Kramp-Karrenbauer.

Herr Brüning, Sie waren am Wochenende beim Deutschlandtag der Jungen Union in Saarbrücken. Für Annegret Kramp-Karrenbauer soll es ja keine allzu erfreuliche Veranstaltung gewesen sein. Wie haben Sie das erlebt?
 

Der Applaus bei Friedrich Merz war schon viel frenetischer gewesen, das stimmt. Aber Annegret Kramp-Karrenbauer hat auch eine gute Rede gehalten, genauso Jens Spahn. Wichtig beim Deutschlandtag fand ich den Antrag der Jungen Union, den künftigen Kanzlerkandidaten per Urwahl zu bestimmen. Wir befinden uns in einer Lage mit niedrigen Umfragewerten für die Union, in der wir uns fragen müssen: Wollen wir wieder eine Volkspartei werden, so wie es Sebastian Kurz in Österreich mit der ÖVP vorgemacht hat? Da finde ich es wichtig, solche Entscheidungen die Basis treffen zu lassen.

Aber nochmal zu AKK. Aus dem Brandenburg-Wahlkampf gibt es ja ein schönes Bild von Ihnen beiden. Sie gehen gemeinsam Eis essend durch Senftenberg. Das sieht ja sehr harmonisch aus, so als wären Sie zufrieden mit Ihrer Bundesparteichefin. Täuscht das?

Ich hätte mir im Landtagswahlkampf was inhaltliche Themensetzung anbelangt mehr Unterstützung gewünscht. Da ist AKK in meinen Augen blass geblieben. Das waren richtungsentscheidende Wahlen in Brandenburg und Sachsen. Merz und Spahn haben da im Wahlkampf den Nerv der Leute mehr getroffen.

Apropos Nerv der Leute treffen. Sie galten ja auch als Gegner des moderneren Kurses von CDU-Spitzenkandidat Ingo Senftleben. Das überrascht schon: Von der Jungen Union würde man ja doch eher erwarten, dass sie für einen modernen Kurs steht.

Was heißt schon modern? Das ist ja immer so eine Auslegungssache. Was mich gestört hat beim CDU-Wahlkampf war, dass das Thema Asyl nicht so in den Vordergrund gerückt wurde wie es hätte sein sollen. Das ist ein Thema, bei dem die Leute immer noch Antworten erwarten. Aber auch beim Thema Lausitz – ich wohne ja quasi direkt an der Tagebaukante – hätte ich mir mehr erwartet.

Nun führt Michael Stübgen nach dem Rücktritt von Ingo Senftleben ja kommissarisch die Brandenburger CDU. Sollte er der neue Parteichef werden?

Ich denke er ist dafür ganz gut geeignet. Er sitzt seit 1990 im Bundestag, kommt aus dem Süden Brandenburgs und weiß deshalb über das Thema Strukturwandel Bescheid. Zudem ist er innerparteilich ein vereinender Typ der Mitte. Das brauchen wir in der CDU, um die verschiedenen Strömungen zusammenzubringen.

Michael Stübgen ist ja auch Chefverhandler bei den derzeitigen Kenia-Gesprächen. Sie haben im Vorfeld der Verhandlungen gesagt: ,Es liegt an uns als CDU, ein bürgerliches Korrektiv zu sein, wenn SPD und Grüne versuchen, falsch abzubiegen.' Gelingt das der CDU um Michael Stübgen gerade?

In Teilen schon. Ich war ja selbst Mitglied der vorbereitenden CDU-Arbeitsgruppe Bildung und Kultur und denke schon, dass wir da Themen setzen konnten – ohne dass ich über die vertraulichen Inhalte reden kann. Bei Integration und Innerer Sicherheit sehe ich aber noch Gesprächsbedarf. Insgesamt findet der Zweikampf bei den Verhandlungen eher zwischen CDU und Grünen statt.

Zum Beispiel bei der Klimapolitik, die am Montag auf der Agenda stand. Waren Sie denn schon einmal bei einer Demo von „Fridays for Future“?

Ja, war ich, aber weniger um zu demonstrieren, sondern um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Und ich muss sagen: Zu den Klimademos gehen auch viele Menschen aus der Mitte der Bevölkerung, nicht nur Schüler und Studenten wie es immer heißt. Das haben wir als CDU unterschätzt und ein bisschen abgetan: Das sind ja nur die jungen Leute, die da hingehen. Aber wir müssen versuchen die Leute zu erreichen, die sich einfach Sorgen machen, wie es in 20, 30 Jahren aussieht mit der Umweltverschmutzung der Meere, dem Temperaturanstieg. Als Junge Union haben wir dazu auf dem Deutschlandtag ja einen Beschluss gefasst. Das Thema Klimaschutz stand in Saarbrücken am Wochenende im Mittelpunkt, es ging gar nicht um Personaldebatten wie es nun teilweise dargestellt wird.

Im Landtag sind Sie der jüngste Abgeordnete. Welche Themen wollen Sie angehen, die speziell junge Leute bewegen?

Dazu gehört, ÖPNV und Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu schaffen. Aber es geht auch um Kulturangebote. Diese müssen gestärkt werden, um Brandenburg attraktiver zu machen. Brandenburg soll das Land der Festivals werden. Wenn Diskotheken oder Clubs schließen müssen, weil Anwohner sich beschweren, muss es Freiräume für Jugendliche geben. Bei mir direkt vor der Haustür stand ein Festival auf der Kippe aufgrund rechtlicher Bedenken. Das haben wir dann als Junge Union gemeinsam mit der CDU gerettet.

Welches Festival war das?

Das Wilde-Möhre-Festival in Drebkau.

Wilde-Möhre?! Was ist das denn bitte?

Das ist ein Techno-Festival. Mit 10.000 Gästen jedes Jahr.

Okay, bei der Musik sind Sie scheinbar nicht sehr konservativ unterwegs. Was bedeutet für Sie denn konservativ sein?

Spannende Frage. Es bedeutet für mich, mich auf die Erfahrungen zu besinnen, die mir meine Eltern und Großeltern mitgegeben haben. Ein Teil meiner Familie kommt aus Schlesien. Da spielt die christlich-katholische Prägung eine Rolle. Aber auch die Erfahrungen meiner Eltern aus der DDR-Zeit, dass die Freiheit eingeschränkt war, aber gleichzeitig der Zusammenhalt in der Gesellschaft stärker ausgeprägt war. Dass diese Ost-Identität weitergegeben wird und trotzdem kein Stillstand entsteht – das ist für mich konservativ.

Also war für Sie früh klar, in welche politische Richtung Sie gehen?

Ja, wie gesagt, ich bin ein konservativer Mensch. Ich bin bodenständig im Dorf aufgewachsen. Da kam für mich nur die CDU in Frage, mit 18 bin ich dann eingetreten.

Bei der Listenaufstellung für die Landtagswahl haben Sie sich gegen CDU-Urgestein Dieter Dombrowski durchgesetzt. Sinnbild für einen Generationenwechsel in der CDU?

Unter den ersten 20 Plätzen war kein Kandidat unter 35. Das fand ich in Zeiten von „Fridays for Future“ und Debatten über ein Absenken des Wahlalters falsch.

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