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Die Fensterscheiben von Woidkes Bürgerbüro in Spremberg sind eingeschlagen worden.

© B. Stelley

Brandenburgs erste Integrationskonferenz: Woidke: Brandenburg wird mit der Integration der Flüchtlinge stärker

Während Berlin mit dem Lageso-Chaos als Schlusslicht in der Flüchtlingskrise dasteht, gelingt Brandenburg es besser, die Situation zu meistern, meint Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) auf der ersten Integrationskonferenz in Potsdam. Und damit steht er nicht alleine da.

Potsdam - Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sieht das Bundesland in der Flüchtlingskrise als Vorreiter in Deutschland, während Berlin mit dem Lageso-Chaos als Schlusslicht gilt. Brandenburg werde mit der Integration der Flüchtlinge selbst stärker werden, sagte er am Montag in Potsdam auf der ersten Integrationskonferenz des „Bündnisses für Brandenburg“ vor 200 Teilnehmern aus Wirtschaft, Vereinen, Sport, Kultur und Kirchen. Brandenburg sei das erste Bundesland, das ein breites gesellschaftliches Bündnis gegründet habe, damit nach der Aufnahme auch die größte Herausforderung gelinge, nämlich die Integration, sagte Woidke. Inzwischen finde das Modell Nachahmer in anderen Ländern und auf kommunaler Ebene in Brandenburg selbst. Die Staatskanzlei kündigte an, dass angesichts der inzwischen rund 6000 Flüchtlingskinder 2016 noch einmal zusätzlich 260 Lehrer eingestellt werden – 2015 waren es bereits 340.

Linke Aktivisten: "Statt Integrationsblabla"

Die Konferenz, auf der auch betroffene Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan ihre persönlichen Erfahrungen schilderten, wurde von Protestaktionen begleitet. Vor der Staatskanzlei demonstrierten ein Dutzend Rechtsextreme von der NPD, die von rund 100 Gegendemonstranten blockiert wurden. Drinnen auf der Konferenz unterbrachen Aktivisten aus der linken Szene die Rede Woidkes und entrollten ein Transparent: „Statt Integrationsblabla. Lager abschaffen. Abschiebungen stoppen.“ In einem offenen Brief an die Landesregierung forderten zudem 50 brandenburgische Willkommensinitiativen für Flüchtlinge professionelle Unterstützung. Auch in Brandenburg werde darauf gesetzt, dass Ehrenamtler staatliche Versorgungslücken schließen würden, so die Kritik.

Brandenburg mache es richtig, sagte dagegen Wolfgang Schroeder, Wissenschaftler an der Uni Kassel und früher Sozialstaatssekretär in Brandenburg. Das Land zeige, dass man diese Herausforderung „nicht im Normalmodus“ bewältige. „Es geht auch um Führung.“ Damit Integration gelinge, dürfe sich dabei „das Denken aber nicht allein auf Flüchtlinge konzentrieren“. Es sei eine doppelte Aufgabe, nämlich auch eine für die „Aufnahmegesellschaft“. Schroeder wies darauf hin, dass zwar 67 Prozent der Flüchtlinge gering oder gar nicht qualifiziert seien, was aber eben auch an der Lage in den Herkunftsländern liege. „Doch sie haben schon mit der langen Reise, den Gefahren, bewiesen, dass wir es mit flexiblen, veränderungsbereiten, interkulturellen, sehr neugierigen Menschen zu tun haben.“ Und es komme eine im Vergleich zur deutschen und auch zur brandenburgischen Altersstruktur eine sehr junge Zuwanderergruppe. Und die ist für die Wirtschaft in Brandenburg von Interesse, die zunehmend Fachkräfte und Azubis sucht. So schilderte Knut Deutscher, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Cottbus, dass jeder vierte Handwerksbetrieb interessiert an Flüchtlingen sei. Und Beate Fernengel, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Potsdam, verwies auf das Anfang 2016 startende „Welcome Integration Center“ der Kammer. Rainer Hönig, Geschäftsführer von Rolls Royce in Dahlewitz sagte: „Diejenigen, die wir erfolgreich aufnehmen, werden Botschafter für dieses wunderbare Land sein.“

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