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Brandenburg: Brandenburgs Droge Nummer eins: Alkohol

Zahl der Rauschgifttoten im Land verdreifacht sich auf 30 in nur zwei Jahren. Mehr Suchtprävention gefordert

Potsdam - Tausende Brandenburger konsumieren regelmäßig Drogen mit verheerenden Folgen für ihre Gesundheit – hauptsächlich ist es Alkohol. Nach Auskunft der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen in Potsdam gab es im vergangenen Jahr im Land 30 Rauschgifttote. Das seien dreimal so viele wie noch 2015 gewesen. Dennoch: „Nach wie vor ist Alkohol die Substanz, die am häufigsten konsumiert wird und zu den größten gesundheitlichen Schäden führt“, betonte die Geschäftsführerin der Landesstelle, Andrea Hardeling. Bundesweit gebe es durch Alkoholismus jedes Jahr rund 74 000 Todesfälle. Am 26. Juni wird der Weltdrogentag begangen.

66 Prozent der Hauptdiagnosen in den ambulanten Einrichtungen der Suchthilfe in Brandenburg beträfen Alkoholismus. „Im Vergleich zu den westlichen Bundesländern ist der Anteil derjenigen, die illegale Drogen konsumieren, geringer“, sagte Hardeling. Unter ihnen steche die Droge Cannabis deutlich hervor. So hätten 14 Prozent der jährlich rund 8000 beratenen Klienten damit ein Problem.

Knapp 70 Prozent der jährlich 385 durch die Suchthilfe Prignitz beratenen Menschen haben ein Alkoholproblem. Doch in den nordwestlichen Landkreisen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin seien jetzt auch illegale Drogen wie Amphetamine und Cannabis auf dem Vormarsch. „Häufig werden diese Drogen zusammen mit Alkohol konsumiert“, berichtete Bettina Steinke-Schmidt von der Suchthilfe Prignitz in Wittenberge. Diese Kombination sei besonders gefährlich. Während Alkohol vor allem ein Problem von Menschen zwischen 30 und 50 Jahren sei, würden Amphetamine und Cannabis eher von Jüngeren unter 30 Jahren regelmäßig konsumiert. „Meist erhalten sie es von ihrem ,Dealer des Vertrauens’“, sagte Steinke-Schmidt.

Schüler in Brandenburg trinken dagegen weniger Alkohol als noch vor Jahren, schätzte das Potsdamer Gesundheitsministerium ein. Cannabis dagegen wird demnach von etwa 400 Schülern aus zehnten Klassen regelmäßig konsumiert. Dass das Niveau relativ niedrig ist, führt Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) vor allem auf die Arbeit der Suchtprävention im Land zurück. Damit die Prävention auch in Flächenlandkreisen wie der Prignitz oder Ostprignitz-Ruppin funktioniert, wünscht sich Steinke-Schmidt mehr Unterstützung vom Land. Derzeit finanziere dieses für beide Landkreise nur eine halbe Stelle für insgesamt 20 Stunden in der Woche. „Die sind bei langen Anfahrtswegen und Präventionsprogrammen bis hinein in die Kitas schnell weg“, so die Suchthilfemitarbeiterin. Hardeling dagegen sieht die Kommunen und Landkreise mehr in der Pflicht. „Nur wenige Landkreise und Städte finanzieren regionale Suchtpräventionsfachkräfte.“

In Potsdam hat die Zahl der erfassten Drogendelikte zuletzt zugenommen. Von 2016 zu 2017 ist die Zahl um 255 Fälle auf 816 gestiegen, so die jüngste Statistik der Polizei. Das habe auch mit intensiveren Kontrollen zu tun, hatte Maik Toppel, Leiter der Polizeiinspektion Potsdam, bei der Vorstellung der Statistik im Frühjhar erklärt. Dabei fanden die Polizisten bei den Verdächtigen vor allem Amphetamine und Cannabis. Die synthetische Droge Crystal Meth, die vor allem im Süden Brandenburgs präsent ist, spielt nach Ansicht von Experten auch weiterhin keine Rolle in Potsdam. dpa, mit SCH

Christian Bark

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